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Dr. Arthur Janov:   Beyond Belief: Cults, Healers, Mystics and Gurus - Why We Believe

LLC Reputation Books, ISBN-10: 0986203173, 03. Mai 2016

Kapitel 14

Die Dringlichkeit des Bedürfnisses 

Der folgende Fall ist  Joans Geschichte. Auffällig an Kulten ist, wie kompliziert sie werden können - so vieles, an das man denken muss, so viele Regeln, die zu befolgen sind. Es scheint alles grenzenlos, allein die Fantasie der Führer bestimmt die Grenzen. Und gar nicht so bemerkenswert ist, dass die Anhänger kritiklos mitziehen. Die Marotte der Anführer ist der Glaube der Anhänger. Kompliziert ist der Kult deshalb, weil die Leute verstrickt sind in die Gespinste des linken Gehirns, die Gefühle unter Kontrolle halten. Wenn Gefühle nach oben drängen, werden die Regeln sogar noch labyrinthischer.

 

JOAN

Die Internationale Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein, gemeinhin bekannt als ISKCON - was die Medien als Hare Krishnas bezeichnen - war für mich ein Zufluchtsort, fernab von der Welt. Sie boten mir das Gefühl einer Familie, die viel besser war als meine eigene. 

Ich kam aus einem sehr missbräuchlichen Elternhaus. Ich hatte einen Vater, der im Zweiten Weltkrieg gewesen war, und eine Mutter, die jede mögliche verheerende Krankheit hatte, die es nur gab. Sie war nicht oft zugegen; ich meine, gewöhnlich war sie einfach abgestürzt.

Ich erinnere mich, dass sie bis zu meinem vierten Lebensjahr ein ziemlich annehmbarer Mensch war, eine einfühlsame Person. Und er war fort auf Reisen. So waren wir nur sie und wir Kinder, und das war nicht allzu schlecht. Denn von dem Zeitpunkt an, als ich vier war, machte sich ihr Krebs wirklich schwer bemerkbar, und mein Vater sagte mir, sie werde sterben und alles mögliche Zeug. Er sagte: "Eure Mutter kommt vielleicht nie mehr zurück. Und es ist euere Schuld, weil ihr sie verrückt gemacht habt. Ihr wart so schlimme Kinder, blah, blah, blah." Er schob uns Kindern die Schuld an allem zu. Wenn Kinder so klein sind, glauben sie alles, was ihre Eltern ihnen sagen. Sie können nicht logisch aussortieren: "Na ja, dieser Kerl ist verrückt." Erst als ich älter war, habe ich herausgefunden, dass es Krebs war. Wenn ich zurückblicke, scheint es, als habe sich alles geändert, als sie damals aus dem Krankenhaus zurückkam.

Ich erinnere mich, ich war ein Kind in der Grundschule, und in den frühen Morgenstunden bekam er diesen eigenartigen glasigen Blick in seinen Augen. Heute nennen sie es posttraumatisches Stress-Syndrom. Er sah mich an und sah mich nicht und sagte: "Ich habe Tausende Leute auf der Welt getötet. Einer mehr ist völlig egal. Und du räumst besser auf, Soldat, oder du bist tot." Du weißt schon, dieses irre Zeug. Und ich stand da, ein kleines Kind. Jahrelang ging das so. Er war auch ein Exhibitionist, und das war ziemlich widerlich. In den Teen-Jahren missbrauchte mich meine Mutter, also war keiner von beiden ein schmackhafter Charakter.

Ich hatte einen Bruder, der so eine Art verrückter Wissenschaftler war, einer dieser exzentrischen Genies. Ständig erfand er irgendein elektronisches Dingsbums. Aber er war schwul und auf der Toilette, und ich erinnere mich, wie mein Vater ihn grün und blau schlug und sagte: "Wenn du nicht bald mit einem Date, mit einem Mädchen daherkommst, dann komm' gar nicht mehr zurück." Folglich schloss er sich auf dem College dem ROTC an und war nie mehr derselbe. Von diesem Punkt an verlor ich den Mensch, der mein Bruder war.

Als Teenager, etwa im Alter von dreizehn, traf ich ein paar Anarchisten, die eine Untergrundzeitung zusammenstellten. Sie waren alle in ihren zwanziger Jahren. Und ich fing an, eine Menge Zeit mit ihnen zu verbringen. Sie boten mir die einzige Freundlichkeit, die ich je von Erwachsenen erfahren hatte. In gewissem Sinn wurden sie zur Familie. Ich verspürte ein wirkliches Gefühl, mich mit ihnen identifizieren zu können und da hineinzupassen, während ich bei meiner Herkunftsfamilie einfach nicht da war und es nie gewesen war.

Mir fällt ein, dass ich neulich die Biographie von Patty Davis gelesen habe. Ronald Reagans Tochter. Ich identifiziere mich sehr stark mit ihrem Buch und ihren Ansichten. Obwohl meine Familie hundert Mal dysfunktionaler war als ihre Familie. Die Art, wie sie über mangelnde Aufrichtigkeit redete, und wie diese Generation sich weigerte, ihre eigenen Unzulänglichkeiten und eigenen Probleme zu sehen, und wie sie einfach die Augen verschließen und sagen: "Nun, das gibt's nicht. Alles ist perfekt." Und die Art, wie sie darüber schrieb, dass sie sich nie wirklich als Teil dieser Familie fühlte oder da hineinpasste. Als sei sie aus dem Weltall herabgefallen. Ich kann mich damit identifizieren. Ich glaube, es hat mit der Sehnsucht nach mehr Entfaltung zu tun. Ihre Familie hatte kein Verlangen nach mehr Entfaltung. Die meinige auch nicht. Wir beide haben es.

Unter den Anarchisten war eine, ihr Name war Casey, sie war in ihren zwanziger Jahren, eine Erbin, und sie hatte es abgelehnt, um eine Sozialistin zu sein, und sie engagierte sich in allen möglichen politischen Aktivitäten. Ich konnte mich mit ihr identifizieren. Ich komme aus einer wohlhabenden Familie. Ich wuchs mit einer Art Verachtung für Geld auf. Das war mir von früher Kindheit an anerzogen, weil sie Geld benutzten, um Elternliebe zu ersetzen, die es nicht gab. Bestechungsgeld wie für "Oh, sag' Oma nicht, dass wir dich fürchterlich verprügelt haben," für solche Sachen. Zu der Zeit, als ich den Anarchisten begegnete, war ich ganz scharf auf sie. Casey verhielt sich mir gegenüber ungefähr so, wie meine Mutter gewesen war, als ich vier Jahre alt war und jünger. Sie war wie eine ältere Schwester. So bekam ich von ihr und ihren Freunden die Fürsorglichkeit und die Anständigkeit, die ich von meiner Familie hätte bekommen sollen. Sie war fürsorglich, aber sie versuchte nicht, mit mir sexuell zu werden.

Dazu gehörte auch, dass ich, wie sie es nannten, ein begabtes Kind war. Ich war die einzige Person unter achtzehn, der es erlaubt war, für das Blatt zu schreiben. Sie veröffentlichten meine Arbeit. Ich schrieb antirassistische Gedichte. Ich befasste mich mit sozialer Gerechtigkeit- wegen des Einflusses meiner Freunde. Die Anarchisten waren sehr intellektuell und hatten konkrete Ziele im Auge. Sie waren bestrebt, den Vereinigten Staaten den Sozialismus im großen Stil zu bringen. Ich glaube, es war zu schmerzhaft, meine eigene persönliche Ungerechtigkeit zu betrachten, den Stoff, der in meinem Leben geschah. So war es viel leichter, das auf einen universellen Maßstab zu bringen; es war weniger schmerzhaft.

Von dem Punkt an, als ich dreizehn war, war ich völlig von der Rolle. Meine Eltern schrieben mich so ziemlich ab, und ich schrieb sie ab, obwohl mich die Polizisten andauernd zurückbrachten, bis ich achtzehn war. In den Zwischenzeiten streifte ich im ganzen Land umher. Es ging um die psychotischen Episoden meines Vaters. Wenn ich zuhause war, waren seine Hände jede weitere Nacht um meinen Hals. Der traurige Teil dabei ist, dass meine Mutter einfach zusah, wartete, bis ich blau anlief und erst dann dazwischenging und sagte: "John, mach' das nicht!" Sie wollte wohl meinen Tod auf ihren Händen nicht, nehme ich an. Aber bis zu jenem Zeitpunkt schien es sie nicht zu beunruhigen.

Was meine jetzigen Gefühle für meine Eltern betrifft, so denke ich, die Welt wäre ohne sie besser dran. Eigentlich identifiziere ich sie nicht als meine Eltern. Zu der Zeit, als ich das erste Mal die Hare Krishnas sah, war ich das, was die Medien ein "Blumenkind" nennen. Ich lebte in Atlanta. Ich war fast zwanzig. Zuvor war ich in einer Feministinnen-Kommune, und die Mitglieder hatten einfach als Teil der Venceremos Brigade neu angefangen. Sie wissen schon, Kinder aus der weißen Mittelklasse, die nach Kuba gingen und Zuckerrohr schnitten, weil sie glaubten, das sei die angesagte Sache. Aber dann wurde ich hinausgeworfen, weil ich einer Frau nicht treu blieb, der ich gesagt hatte, ich würde ihr treu bleiben. So endete ich im Heim der Heilsarmee für missratene Mädchen, das so eine Art Schutz war für Leute auf der Straße. Nicht Obdachlose, wie wir es heute kennen. Damals waren Straßen-Leute meistens Kinder und Leute in ihren frühen Zwanzigern. Wir badeten und wechselten die Kleider.

Die Blumenkinder waren eine andere Geschichte als die Anarchisten. Als ich im Mädchenheim der Heilsarmee war, da gab es dieses eine Mädchen, Debbie, die sich selbst Frida Flipout nannte, ich glaube, wegen des ganzen Acid, das sie sich reinzog. Dann gab es Shiloh, die alte Lady eines Bikers. Und die wurden meine besten Freundinnen, meine Kolleginnen. Damals benutzte ich jede Art von Halluzinogen, das ich in die Finger kriegen konnte, einschließlich Acid, Pilze, Psilocybin, Alkohol. Ich rauchte eine Menge Thai-Gras. es machte Spaß, es war interessant. Und eine Weile tötete es etwas von dem Schmerz ab. Ich erinnere mich, wie ich mir einmal einen Schuss Downers gesetzt habe, und ich war auf einem Acid-Trip. Mein Arm blähte sich auf, und die Leute sagten: "Wow, wir müssen wahrscheinlich deinen Arm aufschneiden." "Wow, vielleicht müssen wir amputieren." Nun, danach habe ich keine Nadeln mehr angerührt.

Ohnehin kamen die Hare Krishnas vorbei, sangen und so. Sie trugen Gewänder ähnlich wie Buddhistenmönche, sie sangen und sie hatten diese Finger-Zimbeln. Ich begann, ihren Tempel zu besuchen, weil ich in den Ferien nirgendwo hingehen konnte. Ich hatte keine Familie, zu der ich gehen konnte. So dachte ich, "Yeah, das kann ich machen, da kann ich hinaufgehen in den Ferien,  und ich hab ein paar Leute, mit denen ich herumhängen kann." Und ich fing an, regelmäßig dort hinzugehen. Ich mochte die Kostüme, ich mochte den Weihrauch. Die Idee, danach zu streben, spirituell zu sein. Und an Sonntagen hatten sie eine nette Küche für Besucher. Aufwendige Vormittagsbuffets; nicht traditionelle indische Küche, aber nahe dran. Erst nachdem ich eingezogen war, fand ich heraus, was es wirklich war.

Das Muster war, dass ich mich jedes Mal, wenn ich mit einem Liebhaber Schluss machte, eine Zeit lang den Hare Krishnas anschloss. Und obwohl ich eine sehr funktionsgestörte Familie hatte, war ich auf materieller Ebene ein beschütztes reiches Kind gewesen. Und wie aus heiterem Himmel strichen mir meine Eltern einfach das Geld. Und ich stand da mit mit sehr wenig Fertigkeiten. Draußen in dieser grauenvollen Umgebung, und ich versuchte zu überleben. Und ich bekam es satt. So war Krishna-Bewusstsein so etwas wie ein Geldschutzwall ohne das ganze dysfunktionale Familienzeug.

Ich erinnere mich an diese eine Situation, als ich mit dieser Rockband im Land herumgereist war. Wir haben nichts Grandioses gemacht, aber wir machten hier und dort kleine Bars. Jedenfalls löste sich die Band auf, und alles, was ich noch besaß, war die Lederkluft, die ich anhatte. Und ich trampte quer durchs Land und beschloss, mich wieder der Krishna-Gruppe anzuschließen, weil das mein Muster war. Dann eines Tages, als wir draußen waren und in unseren Zeremonien-Gewändern sangen, hörte ich davon, dass das erste Schwulenfestival stattfinden sollte. Nun, ich hatte noch immer meine Lederjeans aus der Zeit, als ich in der Band war, in einem Versteck. Also zog ich sie unter meinem Sari an und schlich mich während des Morgengottesdiensts hinaus. Zog meinen Sari aus, marschierte in der Parade, kam ungefähr einen Block weiter unten in der Straße zurück, zog meinen Sari über meine Lederkluft, schlich in den Tempel zurück und wurde nicht vermisst.

Ich hatte den Namen Bhaktim und dann einen Spitznamen, den ich mir ausgesucht hatte, Viva, der ein weltlicher Spitzname war, Bhaktim Viva. Bhaktim bedeutet, dass du die Lebenszeit-Einführung noch nicht angenommen hast. In der Lebenszeit-Einführung gehen sie durch eine Zeremonie und geben dir diese Glasperlen, die nie aufgehen, und das bedeutet, du bist lebenslang drinnen. Du kannst nicht kommen und gehen, wie ich es gemacht habe.

Ich lebte dort drei Jahre nacheinander. Dann ab und zu im Lauf der Jahre, bis letztes Jahr.

Physikalisch war der Tempel wie ein Viktorianisches Haus. Die Jungs hatten einen Gemeinschaftsraum, wo sie alle schliefen. Und die Frauen hatten einen anderen Raum. Und sie hatten Holzböden. Sie gaben uns allen Bambusmatten, und wir schliefen einfach auf dem Boden ein. ISKCON war damals viel ärmer als es jetzt ist. Wie ich höre, gestattet man den Leuten jetzt ihr eigenes Apartment. Jeder Tempel hatte einen Tempelpräsident und eine Tempelpräsidenten-Gattin. Die Frauen-Gemeinschaft und die der Männer wurden ziemlich getrennt gehalten, außer während des Gita-Unterrichts.

Eine der Hauptregeln war kein Sex. Nun, schau, eine Hare Krishna Ehe unterscheidet sich von einer angloamerikanischen Ehe. Der spirituelle Führer Srila Prabhupada A.C. Bhaktivedanta, suchte jemand aus für alle, die sagten, sie wollen heiraten. Es war wie eine arrangierte Hochzeit. Sex ist nur einmal erlaubt im Monat zum Zweck der Erzeugung kleiner Krishna-Leute, aber kein Freizeit-Sex, kein Sex für irgendeinen anderen Zweck. Also war Sex eine ziemliche Tabu-Sache.

Ich hatte nie eine arrangierte Ehe. Ich hätte zur Frau des Tempelpräsidenten gehen und sagen müssen: "Ich hätte gerne eine ISKCON-Ehe." Und sie würde meinen Namen beim spirituellen Füher einreichen, und er würde mich mit jemandem zusammenbringen; dann würden sie eine aufwendige Zeremonie ausführen. Mir gefiel das nicht. Ein anderer Aspekt war, dass ich eine Schwärmerei für die Tempelpräsidenten-Gattin hatte, was zum Teil der Grund war, warum ich mich der ISKCON anschloss. Es war eine reine Art von Schwärmerei insofern, als ich wirklich keine körperliche Intimität wollte. Ich wollte emotionale Intimität, die wir bis zu einem bestimmten Grad hatten. Es war, als seien wir mehr als nur Freunde; es war reiner als eine Liebschaft.

Es war gegen die Regeln des Krishna-Bewusstseins, dass irgendjemand irgendeine Art von intimer Beziehung hatte. Die Freundschaft, die ich mit ihr hatte, war wirklich Tabu, denn man sollte nicht miteinander herumhängen oder Freunde sein oder wie Schwestern. Weil diese materielle Welt als Illusion betrachtet wird und der materielle Körper eine Illusion ist, gibt es den unausgesprochenen Glauben, keine emotionalen Beziehungen einzugehen, keine Freundschaften. Man erwartet, dass du kalt und distanziert bist und nur über Krishna redest.

Um zehn Minuten vor vier frühmorgens weckten sie uns auf mit lauter Musik und Gesang, die unten ertönten. Um vier Uhr mussten wir unten sein und angezogen. Sie weckten uns mitten in der Nacht auf und erwarteten, dass wir in zehn Minuten angezogen und einheitlich waren. Ich habe mich nie an diese Stunden gewöhnt.

Wir hatten Gita-Unterricht und Andacht von 4 Uhr bis 10 Uhr. Im Gita-Unterricht studierten wir die Bhagavad-Gita. Es ist nicht wirklich die ursprüngliche Bhagavad-Gita, es ist ihre Version. A.C.Bhaktivedanta schrieb seine eigene Interpretation der Gita, eine Übersetzung mit allen seinen eigenen Ansichten. Aber worum es im Wesentlichen ging, war, dass die Welt eine Illusion ist, die Leute eine Illusion sind, dieser materielle Körper eine Illusion ist und Beziehungen nur Schmerz bringen. Im Kern der Geschichte ging es um Krishna, der zu seinem Halbbruder Arjuna predigte. Arjuna sollte in die Schlacht ziehen, und das involvierte, dass er einige seiner Verwandten töten musste, die auf der anderen Seite waren. Krishna sagte: "Aber diese materiellen Körper sind nur eine Illusion. Es ist bloß ein Spiel. Es ist wie Kinder mit Spielzeug. Das ist nicht wirklich real. Also mache dir keine Gedanken darüber, dass du sie tötest." Sie füllten uns mit vielen Geschichten ab über Krishna als Kind, die aus Büchern kamen, die A.C. Bhaktivedanta geschrieben hatte.

Krishna ist ihr Konzept von der höheren Macht. Ich hielt es für wahr. Jetzt, da ich älter bin und mehr Lebenserfahrung habe, weiß ich, dass alle Gruppen nur ein winziges Fragment der Wahrheit haben. Krishna ist eine Fabel wie jede andere religiöse Fabel. Niemand weiß wirklich vollständig, was höhere Macht ist. Ich glaube nicht, dass wir es auf dieser Ebene verstehen können.

Um 10 Uhr bekamen wir einen kleinen Snack. Morgens, mittags und abends verköstigten sie dich mit kalten Kartoffeln oder kaltem Reis mit Currypulver. Etwas Gemüse, aber es war immer kalt. Sie kümmerten sich gewöhnlich nicht darum, es zu erhitzen. Davon ernährtest du dich. Das sagen sie dir nicht, wenn du einziehst. Ich glaube, es ist jetzt besser, aber damals nicht.

Nach dem 10-Uhr-Imbiss hatten wir die Wahl.  Entweder konnten wir im Tempeldienst bleiben, der aus Kochen und Saubermachen bestand, oder wir konnten hinausgehen und singen. In der Regel entschied ich mich, hinauszugehen und zu singen. Sie waren pingelig. Man lebte in einem Haus voller Felix Ungers. Alles musste perfekt sein. Also ging ich, wann immer ich konnte, hinaus zum Singen.

Der Zweck des Singens war, ein gutes Karma zu erlangen. Sie glauben an die Seelenwanderung, bei der du einen materiellen Körper bekommst, der deinem Karma entspricht. Wenn man gefräßig ist, kommt man als Schwein zurück. Wenn man zu viel Sex hat, kommt man als Taube zurück. Solche Sachen. Singen ist also wie Gebete zum Schöpfer des Universums zu sprechen.

Sie singen in einer jetzt toten Version des Sanskrit. Der Grundrefrain ist "Hare Krishna, Hare Krishna, Krishna Krishna, Hare Hare,Hare Rama, Hare Rama, Rama Rama, Hare Hare." Sie hatten noch einige Lieder mehr mit aufwendigerer Formulierung. Sie brachten uns alle diese Sprechgesänge und Lieder und Gebete in der Sanskrit-Sprache bei und sagten uns nie, was sie bedeuteten. Es gibt ein Gebet, das ziemlich aufwendig ist, das ist das Passwort. Denn es hat so ausgeklügelte Formulierungen, dass es nur Leute kennen, die ins Krishna-Bewusstsein eingeführt worden sind. Man konnte hier und da ein paar Worte erkennen wie Krishnas Name und den Namen von Krishnas Bruder und den Namen von Krishnas Frau, aber was den Rest des Jargons betrifft, rätst du so gut wie ich. Ich glaube nicht, dass sie wussten, was es bedeutete.

Jedenfalls habe ich eine Begabung für Sprachen, ich rühmte mich selbst, dass ich die Worte besser aussprechen könne als die meisten Leute, auch wenn ich nicht wusste, was sie bedeuten. Ich fühlte mich kompetent, auch wenn ich tatsächlich nicht kompetent war.

Die Leute mieden uns, wo sie nur konnten, im Sinne von "Oh nein, die sind da!" Mir war es egal, was sie dachten. Eines der Konzepte lautet, dass Außenstehende "Karmies" genannt werden. Man betrachtet sie als unintelligent, unbewusst und meistens mit selbstsüchtigen, teuflischen Absichten ausgestattet. Also gibt es eine "Wir-und-sie-"Auffassung im Sinne von "besser als," was Besuchern und Außenstehenden nie offenbart wird. Also habe ich mich nicht darum gekümmert, was die Leute dachten, weil sie nur Karmies waren.

Wir hatten eine großartige Zeit. Einmal sangen wir auf einem Rockfestival. Ein kleines Rock-Ereignis, das in Atlanta stattfand. Die Frau des Tempelpräsidenten war vorher Rocksängerin gewesen.  Sie kannte die Leute, bekam das Mikro zu fassen und arrangierte einen Auftritt für uns, und so standen wir da oben und sangen in unseren Saris.

Die Sache ist, wenn wir hinausgingen und sangen, war es nicht nur das. Wir dachten uns Gründe aus, um Geld zu bekommen. Wir erfanden Kindertagesstätten, die nicht existierten, Drogenrehabilitationsprogramme, die nicht existierten. Und sie sagten: "Nun, es stimmt, denn das ist das Krishna-Bewusstseins-Programm." Blah, blah, blah. So hatten sie eine Rechtfertigung. Genau wie wenn sie uns aufweckten zu äußerst merkwürdigen Uhrzeiten und uns losschickten, um für den Altar Blumen aus den Gärten der Leute zu stehlen. Sie sagten: "Das ist eigentlich kein Diebstahl. Das sind Krishnas Blumen. Die wirklichen Diebe sind die Leute, denen die Häuser gehören." Es machte Spaß, bis wir auf einige Grundstücke liefen, wo die Leute böse Hunde hatten. Da standen wir um drei Uhr frühmorgens, plückten Blumen, und ein großer böser Hund war hinter uns her, und wir versuchten, mit diesen Saris zum Transporter zu laufen. Es war ein übler Streich, das sag' ich dir..........

Ich weiß nicht, wohin das Geld ging. Wir übergaben es immer dem Supervisor. Für je vier Leute gab es einen Supervisor, und dann übergaben sie es vermutlich dem Tempelpräsident und seiner Frau. Wir haben nicht so viel Geld aufgebracht. Damals gab es ein Multimillionen-Dollar-Buch-Syndikat, das Bhaktivedanta gegründet hatte. Durch die Zuwendungen werden die Krishna-Leute  nicht wirklich finanziert. Ich denke, sie ließen uns hauptsächlich für uns selbst Geld sammeln, damit wir einfach etwas zu tun hatten.

Wir kamen schätzungsweise irgendwann zwischen 17 Uhr 30 und 19 Uhr zum Tempel zurück und hatten ein weiteres Festmahl mit kaltem Gemüse und Currypulver. Dann wieder Gita-Unterricht und Singen. Um 22 Uhr hieß es Licht aus. Das war des Tages Ende.

Ich war unglücklich über den Schlafmangel und über die Mangelernährung. Jahre später fand ich heraus, dass das Teil der Gehirnwäsche-Techniken ist, die alle Kulte nutzen. Schlafmangel und Mangelernährung. Und es funktioniert.

Sie hatten weitere Regeln, wie keine Bücher von draußen, kein Fernsehen, keine Musik von außen. Gezeigt werden dir nur Gemälde von Krishna und von Krishnas Inkarnationen im Tempelraum. Keine Kunst von außen. Nichts von draußen. Kein persönliches Eigentum. Kein Genuss von Fleisch, Fisch, Eiern, Kaffee, Tee, Cola, Drogen, Alkohol, Zigaretten. Strikte Einhaltung des Ablaufplans. Kein Essen, das nicht zuerst Krishna angeboten wurde. Kein Wasser, das nicht Vishnu angeboten wurde. Wenn du irgendwo draußen bist und dringendst ein Glas Wasser brauchst, sagen wir, du bist in einer heißen Umgebung, dann nimmst du das Glas Wasser, hebst es an die Stirn und sagst "Shree Vishnu, Shree Vishnu, Shree Vishnu", und dann kannst du es trinken. Essen wird Krishna, Radha und Krishna durch einen zeremoniellen Dienst auf täglicher Basis angeboten

Eine Sache, die mich störte, war der Überfluss. Ich meine, während sie uns lehrten, dass Opulenz eine negative Sache sei, kauften sie diese kleinen als Gottheit bezeichneten Puppen für 1000, 2000 Dollar und kleideten sie dann in Satin und Samt und in alle Arten von Stoff. Die Gottheiten sollten die Geister repräsentieren - sie ähneln wirklich den Kachina-Puppen, diesem Glauben, dass höhere Mächte in ihnen hausen. Es gab die Gottheiten auf dem Altar und Bilder der spirituellen Meister und Gemälde von Krishna in verschiedenen Inkarnationen. Also gab es insofern eine Dichotomie, als wir nicht an materiellen Dingen hängen sollten, sie aber ein Vermögen für diese kleinen Puppen ausgaben, vor denen wir uns verbeugen mussten.

Eine andere Sache, die mir daran nicht gefällt, ist wie bei den meisten patriarchalischen Religionen, dass sie schrecklich sexistisch ist. Ich meine, während des Gita-Unterrichts machten sie rüde Bemerkungen über Frauen. Zum Beispiel: "Frauen sind arme Kühe, die man beschützen muss." Oder sie machten Bemerkungen, wenn sie sich auf eine Geschichte von Krishna als Kind bezogen, dass seine Mutter "Bohnenstangenbrüste" hatte. Sie sagten wirklich dummes Zeug über Frauen.

Ich habe nicht immer das Richtige gemacht. Einmal hatte ich reichlich Geld von den Leuten bekommen, und ich zog los und kaufte mir einen Schokoriegel. Das war ein ziemliches Tabu, erstens, weil ich das Geld stahl, zweitens, weil es Nahrung war, die Krishna nicht angeboten worden war, und drittens war es Tabu-Nahrung, es war nicht einmal gesundes Zeug. Das war so in etwa das Schlimmste, das ich je im Krishna-Bewusstsein gemacht habe, Geld stehlen und einen Schokoriegel kaufen. Das war eine kleine Rebellion gegen die Dinge, die sich in mir nicht festsetzen wollten. Es war nicht sicher, sich zu zeigen und zu sagen: " He, ihr Kerle seid frauenfeindlich; ich mag dieses antifeministische Zeug nicht." Es war nicht sicher, das zu tun. Ich habe es nicht gewagt; ich wollte nicht rausgeschmissen werden.

Es gab unausgesprochene Vorteile. Insofern, als man in einer klösterlichen Umgebung ist, ist man davor geschützt, wie grob diese Welt ist. Es war nett, in einem Raum voller anderer Frauen zu sitzen und Blütenketten zu machen, Blüten aufzufädeln. Überall um uns herum hübsche Kunst zu haben. Die Gesänge. Die Trommeln. Schöne Lieder. Der Weihrauch. Die Gewänder. Ich liebte es, mich darauf zu konzentrieren, spirituelle Bewusstheit zu erlangen. Und auch wenn die Kerle eine herablassende Einstellung hatten, waren sie zu allen Frauen wie ältere Brüder. Sie waren da, und sie ließen nicht zu, dass uns etwas geschah, dass uns jemand komisch ansieht oder etwas sagt oder sich unangemessen benimmt. Auch wenn sie uns für dumme Kühe hielten, beschützten sie uns vor Leuten mit schlechten Absichten.

Ich denke, die Krishna-Leute haben ein paar sehr gute Konzepte. Eines ihrer Konzepte, bei dem ich bleibe und das ich wirklich mag, ist, dass wir ewige Funken kosmischer Energie sind und dass der materielle Körper durch Andachtszeremonien transzendiert werden soll. Auch die Tatsache, dass sie danach  leben, woran sie bekennend glauben. Es liegt Güte in den Herzen der Leute. Auch wenn ich philosophisch nicht mit allem einverstanden bin, sind die meisten Krishna-Leute gutmütig. Sie haben gute Absichten. Und du findest kein kein gewaltiges Maß an Heuchelei im Krishna-Bewusstsein, wie du es in anderen organisierten Religionen findest.

Ich gewöhnte mich nie an den Schlafmangel. Es war einer der Hauptgründe, warum ich wegging. Auch in einem Zimmer voller Frauen zu sein jede Nacht und jeden Morgen, und sie alle ziehen sich vor mir aus, nun, das wirkte auf mich nach einer Weile. Ich wollte ausgehen und eine Art Sozialleben haben. Ich wollte Schokoriegel kaufen können und mich nicht schuldig fühlen. So wurde ich schwach auf diese Weise. Als ich mich entschied zu gehen, sagte die Frau des Präsidenten: " Du bist eine der besten Anhängerinnen, die wir gehabt haben. Überdenke, was du tust."

Ich wollte mehr wissen. Ich spürte, dass ich alles gelernt hatte, was ich dort lernen konnte, und sie hatten nicht alle Antworten. Es war ein bisschen zu gebrauchsfertig und dogmatisch, und ich wusste, dass es mehr gab.

Wenn ich nicht im Krishna-Bewusstsein war, machte ich so ziemlich die Janis-Joplin-Szene. Die Bar-Szene, hier und da einen Liebhaber aufsammeln. Drogen, Sex, Rock 'n' Roll. Versuchte, eine Punkerin in West Hollywood zu sein. Das war ich, wenn ich nicht im Krishna-Bewusstsein war, fast wie ein Janis-Klon. Es kostete mich Jahre, da rauszukommen. Jetzt bin ich da herausgewachsen.

Zwischendurch, in meinen klareren Momenten, gab es noch immer diesen Durst nach spirituellem Wissen. Was mir half, war der Traditionalismus der amerikanischen Eingeborenen. Ich fing an, Bücher von Lynn Anthony zu lesen. Es ergab sich eine Situation, wo ich beschloss, nach Arizona zurückzukehren, und ich freundete mich mit diesem Kerl an, der an AIDS starb. Es stellte sich heraus, dass seine Krankenschwester eine Dakota-Pfeifenträgerin war. Sie und ihr Partner hatten eine Schwitzhütte hinten in ihrem Garten. Sie unterrichteten mich, aber sie haben sich nicht hingesetzt und gesagt "Wir bringen dir jetzt das und das bei....." Sie liebten mich einfach bedingungslos. Sie behandelten mich wie eine Erwachsene. Und es hatte ein paar körperliche Vorteile, in der Schwitzhütte zu sein, weil man die Toxine in seinem Körper ausschwitzt.

Ich wurde von ihnen adoptiert. Sie wurden so etwas wie meine spirituellen Eltern. Sie waren, was ich als meine Familie betrachtete.

Zurückblickend glaube ich, dass die ISKCON-Leute in ihrem spirituellen Bewusstsein gehemmt sind und dass sie es nicht erkennen. Sie glauben wie alle organisierten Religionen, dass sie alle Antworten haben. Und sie denken, es sei okay, ein Kastensystem zu haben, das gegen viele Menschengruppen extrem unterdrückend ist. Wenn sie wirklich entwickelt wären, würden sie das Kastensystem loswerden. Auch beschuldigen sie andere Leute, wie Katzen und Hunde und Vögel und, und zu sein, aber in gewisser Hinsicht sind sie selbst auch so: Erstens wegen der Weigerung, emotionale Beziehungen zu entwickeln; zweitens die Weigerung, Individualität zu entwickeln; drittens, weil sie keinen Sex benutzen zur Entspannung oder für Intimität oder Vergnügen oder aus Freundschaft; er ist nur zur Fortpflanzung der Rasse. So viele ihrer Konzepte, was sie auf die sogenannten 'Karmies' projizieren, waren Projektion. Sie projizieren ihre eigenen Unzulänglichkeiten und Probleme auf andere Leute. Und ich sehe das, und sie sehen es nicht, und es ist traurig.

Etwas, das sie sagten, ist bei mir hängengeblieben: "Du kannst gehen, du kannst aufhören, eine Krishna-Bewusstsein-Person zu sein, aber mit der ganzen Arbeit, die du hier geleistet hast, hast du dieses gute Karma erworben, und es kann dir nie genommen werden. Du wirst nie mehr eine Karmie sein." Was bedeutete, dass ich nie dieselbe sein würde, die ich war, bevor ich in den Tempel ging. Ich würde nie so sein wie die Leute draußen. Ich glaube, mit dem Älterwerden habe ich mich dahingehend entwickelt, dass ich mitten zwischen dieser Welt und der Krishna-Bewusstseins-Welt gefangen bin.

Eine Sache, die ich hier draußen außerhalb des Tempels erlebe, mit der ich mich schwer tue, ist, dass die Leute in einem Ghetto-Umfeld wie Hollywood und in der Innenstadt nicht so kultiviert sind wie in West L.A. oder im Krishna Tempel. Kerle, die die Gewohnheit haben, sich überall zu kratzen. Das bringt einfach dieses Krishna-Zeug zurück. Einige Leute haben das Bewusstsein von Hunden, solche Sachen. Wenn ich in einem Ghetto-Umfeld umhergehe, fange ich an, Leute als Katzen und Hunde zu sehen. Und das macht mich wirklich reizbar und sehr intolerant. Ich habe dann schlechte Laune. Ich bin nicht wie Ghandi. Ghandi hatte friedfertige Gefühle für alle. Was Krishna-Bewusstsein mir mitgegeben hat und was ich bedauere, ist, dass ich eine Art Verachtung für die Leute habe.

Jetzt bereue ich es auch öfters, denn wenn ich dabeigeblieben wäre, hätten sie jetzt eine distanziertere Gruppe, Sannyasi genannt, die weiße Saris tragen, und sie werden verherrlicht als beste Lehrer und so fort. Wäre ich dabeigeblieben und nicht von meinen Emotionen getrieben worden und von was auch immer, wäre ich wahrscheinlich jetzt eine Sannyasi. Es wäre schön, einen  Menschenhaufen um sich zu haben, der an jedem Wort hängt, und Leute, die rote Teppiche ausrollen, und in einem weißen Sari herumzulaufen und die Leute glauben zu lassen, ich sei spirituell, verstehst du? Niemand kann antifeministische Bemerkungen gegen eine Sannyasi-Frau machen, weil sie höher steht als diese Leute. Das sagt mir zu. Das ist keine sehr spirituelle Sichtweise, sondern das Ego, das hier spricht, und ich weiß das, weshalb ich wahrscheinlich nicht drinnen geblieben bin und nicht danach gestrebt habe. Weil ich zu viel Ego habe. Um eine wahre Sannyasi zu sein, musst du egoleer sein, und das bin ich einfach nicht. Ich hing öfters herum und redete mit einer der vorbeikommenden Sannyasi beim Atlanta Tempel. Sie hatte eine sanfte Duldsamkeit, eine Art Freundlichkeit für jeden. Eine Art Ghandi ähnliche Eigenschaft, dass dieser Planet ein Kindergarten sei. Man müsse nur tolerant sein und sanft lehren.

Ich glaube, wenn ich älter bin, werde ich wahrscheinlich zurückgehen, auch wenn ich mit ihren Ansichten über Frauen nicht einverstanden bin. Es gibt dort einen gewissen Schutz. ähnlich dem, den ich bei den Anarchisten fühlte.

♦♦♦

Für die meisten Erwachsenen ist es schwierig, zurückzugehen und wie ein kleines Kind zu fühlen und die Dringlichkeit eines Kindheitsbedürfnisses zu verstehen. Wenn einem kleinen, bedürftigen Kind eine Reihe von Gedanken oder Regeln präsentiert werden, dann ist das Leben halt so. Es kennt nichts anderes. Es stellt keine Fragen, weil es keinen anderen Bezugsrahmen hat, von dem aus es fragen könnte. Die Launen der Eltern sind das Leben des Kindes.

Joans Vater sagt ihr, dass ihre Mutter krank ist, vielleicht stirbt, und dass es ihre Schuld ist. Das ist alles, was sie weiß, und sie glaubt es. Derselbe Vater, der sie bedingungslos akzeptieren und lieben sollte, der beschützend, herzlich und hilfreich sein sollte, sagt ihr, dass er sie töten werde und dass es ihn nicht kümmert, wenn sie stirbt, dass er sie tatsächlich hasst und sie gerne tot sähe. Die blanke Agonie einer solchen Botschaft für ein kleines Kind ist unermesslich. Für Joan ist sie das Ende der Hoffnung. Jetzt ist sie eine Gefangene von Bedürfnis und Schmerz.

Ihre Kindheitsbedürfnisse sind nicht erfüllt worden, und als Erwachsene wird sie einen neuen Satz symbolischer Bedürfnisse haben: das Bedürfnis, mehr zu wissen, einem "spirituellen Pfad" zu folgen, eine Mutterersatzfigur zu finden, verehrt zu werden. Durch ihre lebenslange Deprivation wurde sie in Glaubenssysteme geschoben. Immer wieder erschafft sie die Umstände neu, unter denen sie auf Erfüllung ihrer unerfüllten Bedürfnisse hofft. Es kann nie geschehen, weil es bestenfalls symbolisch sein kann.

Als Teenager schloss Joan sich einer Gruppe von Anarchisten an, nicht wegen ihrer politischen Überzeugung, sondern weil sie ihr "die einzige Freundlichkeit, die ich je von Erwachsenen erfahren hatte" anboten. Später wurde sie eine Hare Krishna, schuf sich wieder eine Ersatzfamilie, wo sie ein Zugehörigkeitsgefühl fand, das viel größer war als das, was sie bei ihrer biologischen Familie gefühlt hatte. Sie wusste, was fehlte, aber sie wusste nicht, dass es nie wirklich ersetzt werden könnte. Zwischendurch machte sie das "Janis Joplin Programm", gab sich den Drogen und sexueller Promiskuität hin, gab sich den Straßen anheim als "Blumenkind" und unterwegs mit Rockbands. In einen Sari gekleidet und singend oder rockend in einer Punker-Lederkluft steigerte sich ihr Ausagieren zu einer verzweifelten Suche nach Bedürfniserfüllung und Nachlassen des Schmerzes. In ihren vierziger Jahren, älter und weiser, erwachsen und der Klubszene und dem Glauben an eine Wahrheit entwachsen, die dem Krishna-Bewusstsein entspricht, wird sie immer noch angezogen von einer irrealen Vision ihrerselbst, die sie vielleicht doch wieder zu den Hare Krishnas zurückführt: gekleidet in einen weißen Sari, mit Ghandi-ähnlicher Gelassenheit und Weisheit, verehrt, respektiert, über der Welt stehend.

Ein New Yorker Artikel zitiert eine Aufzeichnung, die in den Archiven des People's Temple aufbewahrt wird; darin sprach Jim Jones über seine Jugend: "Ich habe überhaupt keine Liebe bekommen - ich wusste nicht, was zum Teufel Liebe war."(16) Jim Jones' Eltern erinnern mich an das, was Joan über die ihrigen sagt. Seine Mutter arbeitete in einer Fabrik und war größtenteils abwesend; Joans Mutter war krank, bettlägerig, passiv, unverfügbar. Jim Jones Vater, ein Veteran des Ersten Weltkriegs, war behindert und möglicherweise ein Ku-Klux-Klan-Mitglied. "Wisst ihr, er versuchte mich zu töten,"erzählte Jones seinen Anhängern, "warf mich von einer Brücke, wollte mich ertränken." (Genau wie Joans Vater versuchte, sie zu töten). In der weiteren Schilderung seiner Jugend sagte dieser selbsternannte Messias: "Ich war tief, tief entfremdet als Kind. Man betrachtete mich als den Müll der Nachbarschaft.....ich war bereit zu töten." Später starb ein geliebter Lehrer - der ihn beachtete, ihn gut behandelte und ihm sagte "wenn jemand das Zeug zum Führer hat, dann du" - an Krebs und ließ den Jungen noch verlassener zurück. Er befestigte einen Kranz an der Tür seines Vaters, was bedeutete, dass er seinen Tod wollte. Er stahl einen Sarg aus einem Lager, stellte ihn in sein eigenes Zimmer und stieg hinein. "Ich glaube, ich wollte sterben," sagte er rückblickend.

Eine andere Geschichte aus Jones' Jugend zeigt, welchen Verhaltenstyp seine Angst vor Verlassenheit erzeugen konnte. (17) Er war noch nicht auf der High School und lud einen Freund zum Essen ein, und als der Freund sagte, es sei Zeit für ihn zu gehen, feuerte Jones eine Pistole auf ihn ab. Jahrzehnte später, als ihm der Verlust aller Symbole unerwiderter Kindheitsbedürfnisse drohte und er glaubte, sein Imperium sei am Zerfallen und seine Anhänger seien gerade dabei, ihn zu verlassen, führte Jones einen präventiven Massenselbstmord an, weil er den Tod dem Schmerz vorzog.

Joan und auch Jones konnten über ihre Kindheitsdeprivation sprechen. Ihre Geschichten reflektieren, wie ähnliche Typen von Kindheitserlebnissen oft Führer erschaffen. Sie übermitteln auch die Art und Weise, wie unser Leben eine Eigendynamik entwickelt, die von der Realität weg und zur Irrealität hin führt. Wie ein Novellist es ausgedrückt hat: " Wenn Sie in den falschen Zug einsteigen, ist jeder Bahnhof, an dem Sie halten, der falsche." Wir sind Gefangene unserer Kindheit, reagieren auf Wirklichkeiten, die nicht mehr existieren, oder, genauer gesagt, erschaffen alte Wirklichkeiten immer wieder aufs Neue. Wir bluten aus unblutigen Wunden, die mit gütigen Gedanken bandagiert sind und durch alle möglichen Ablenkungstaktiken in Vergessenheit geraten sind. Wir können für immer und ewig ans Karma glauben, uns in Gesprächstherapien engagieren, über unsere Vergangenheitstraumen reden und andere depravierte Seelen in unsere Verrücktheit einberufen, ohne je durch die Bewusstseinsebenen hinab zurückzugehen und der Einprägung direkt in die Augen zu schauen.

 

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Um beim Thema intellektueller Komplikationen zu bleiben, biete ich den Fall von Maryanne an. Wenn die Gefühle schwerer werden und einer früheren Phase entstammen, folgt der Drang auf den Fuß, umso komplexere Ideen und Glaubensvorstellungen zu erzeugen; weil die Valenz so hoch ist, dass gewöhnliche Gedanken damit nicht klarkommen. Eine Art, wie wir erkennen, durch welche Gefühle Glaubensvorstellungen angetrieben werden, ist ihre Bizarrheit, die sich in die Psychose erstreckt. An diesem Punkt kann man sich nahezu darauf verlassen, dass sonderbare Ideen "normal" werden.

 

Maryanne

Dr. Janov: Du hast erzählt, dass du auf das Tibetanische Totenbuch stehst, und welche Ängste du hattest. Wie hat das Buch die Ängste gelöst?

Maryanne: Ich habe das Tibetanische Totenbuch noch nicht gelesen, aber es ist die Feuerprobe meines Umstiegs von einem ganzen Bündel von Glaubenssystemen. Ich wurde als Katholikin geboren, ziemlich selbstständig erzogen, meine Eltern waren Christen, und dann nach der High School ging ich nach San Francisco und wurde Teil eines Kults und machte Körperarbeit. Versuchte eine Möglichkeit rauszufinden, den Körper zu trainieren, nicht so ängstlich zu sein. Und plötzlich wechselte ich das Thema  und studierte alles von Astrologie bis Numerologie. Ich brachte alles irgendwie mit Leuten in Verbindung, und andere Dinge ergaben sich hinsichtlich Ideen, Philosophie.

Dr. Janov: Aber welche Fragen hast du dir selbst gestellt?

Maryanne: Hauptsächlich, du meine Güte, eine Million Fragen.............Nicht irgendeinen großen Psychologen zitieren oder irgendwas, warum meine Psyche verstehen, und dann gleichzeitig die größere Psyche verstehen wollen, und wie diese zwei sich überschneiden, wie diese zwei zusammenarbeiten. Ich hatte keine Ahnung, warum jemand sich so verhielt, wie er sich verhielt. Keine Ahnung, warum Situationen sich so ereigneten. Ich mochte die Tatsache nicht, dass ich die Art und Weise nicht verstanden habe, wie alles funktionierte.

Dr. Janov: Warum war es ein solches Bedürfnis zu wissen, wie alles funktionierte? Hast du gelitten?

Maryanne: Nun, jeder hat so seine Sache. Ich glaube, manchmal leidest du früher und manchmal später. Ich habe viele Jahre durchgemacht, in denen ich auf meinem Zimmer bleiben musste, weil ich eine schwierige Mutter hatte. Wir waren untereinander immer zerstritten, und deshalb musste ich mich vor ihr verstecken, mich vor der Welt verstecken, weil die zwei einfach nicht miteinander verkehrten. Ich versteckte mich in meinem Zimmer, in meinem Wandschrank, überall. Also wenn du das einmal machst, bist du in einer Höhle, und du musst an nichts denken außer an alles.

Ja, ich dachte: "Warum ich?" und dieses ganze Zeug, auf der Grundebene. Aber es hat nicht so lange gedauert. Es ließ mich nach innen gehen, als sei ich blind. Wenn sie blind sind, sind die Leute, wie du weißt, viel empfindsamer dafür, wie die Dinge funktionieren, und sie können taktile Gefühle auseinandersortieren.

Ich hatte jedoch Kommunikationsprobleme, denn es ist, als hätte ich einen Filmriss gehabt. Ich begann, eine Plattform meiner eigenen inneren Welt zu errichten, um die äußere zu erreichen, als ob die äußere nicht existierte. Als wäre ich völlig von ihr abgeschnitten und müsste einen Weg herausfinden, um zu ihr zu gelangen, sodass ich mit ihr arbeiten könnte.....Ich liebte Englisch, aber ich war nicht in der Lage, einen annehmbaren Bericht zu schreiben mit einem gewissen Verständnis dessen, was ich zum Kuckuck sagen wollte. Es war alles durcheinander. Da war eine Art Verrücktheit, nehme ich an, über die ich hinwegkommen musste. Ich musste meine Psyche zusammen mit ihrem ganzen Rest sortieren und organisieren.

Ich liebe es zu studieren. Ich liebe es, alles über das Leben zu lernen. Eine Menge Leute gehen in Kulte, wie du weißt, weil sie verwirrt sind, und ich war eine von denen, aber ich war ein wenig intelligenter als der Rest. Ich stand auf Scientology, lange bevor es in meiner Heimatstadt populär war, und entdeckte sehr schnell, dass sie Gehirnwäsche betrieben, und sagte ihnen das. Und sie schickten mir einen Brief, der besagte, dass ein Bursche, der bei der Armee war, sagte, es sei keine Gruppe, die Gehirne wäscht. Ich sollte das glauben.

 Ich war einfach dabei, meinen Weg zu finden, meinen persönlichen Weg, und letztendlich war es Numerologie. Ich fand heraus, dass ich analysieren und beobachten konnte, um zu sehen, ob die Zahlen über die Jahre funktionieren, fünfzehn Jahre des Schauens, wie das alles geht. Mit dem zehnten Jahr ließ es nach. Ich brauchte es nicht so sehr.

Dr. Janov: Was hat die Numerologie getan? Macht sie die Welt vorhersagbar?

Maryanne: Total, ja. Alles.  Auf seiner Grundebene.

Dr. Janov: Wie funktioniert sie?

Maryanne: Es begann mit den Ägyptern, die daran gearbeitet haben. Jeder Buchstabe im Alphabet hat seinen eigenen numerologischen Inhalt. Er wird in Zahlen umgewandelt. So weisen sie A bis Z Zahlen zu, von eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht bis hinauf zu sechsundzwanzig, und innerhalb der Buchstaben gibt es ein System von Vibrationen, die Information, wie dein Geburtstag - diese Zahlen haben auch diese Informationen. Also bist du als Person, bin ich als Person nicht mehr unvorhersagbar. Es ist alles in dieser Art Symbole zusammengeballt.

Dr. Janov: Aber wie verwendest du die Zahlen zum Voraussagen?

Maryanne: Oh, es sind Neunerzirkel. Und es gibt ein paar Möglichkeiten, es zu machen. Es ist uralt. Sie haben Methoden, bei denen du kleine Zahlenpyramiden bauen kannst, und darin kannst du rausfinden, was die Anfangs-, Mittel- und Endereignisse in deinem Leben sind, oder was auch immer. Und das kann ad infinitum weitergehen. Einfach ausgedrückt addiert man alles auf. Und dann analysierst du es einfach aus dem, was du hast. Und 1990 addiert sich auf zu einer eins. Also ist das ein Eins-Jahr. Also von 1990 zu 1999 geht man von einem Eins-Jahr zu einem Neun-Jahr; und innerhalb davon kannst du einigermaßen vorhersagen, wenn du ein guter psychischer Beobachter bist, welche Wendung die Ereignisse vielleicht nehmen.

Und die einzige Möglichkeit, das herauszufinden, ist, wenn du es an Leuten praktizierst und sagst, nun, das ist das, und sie antworten: "Oh, ja, das stimmt, das funktioniert." Es sind jetzt viele Bücher darüber herausgekommen, und es ist wirklich spannend geworden. Es ist nicht hundertprozentig immer dasselbe, sie versuchen immer, es zu verbessern oder sagen "oh, das ist......" Es gibt kein "ohne Befund."

Dr. Janov: Wenn ich mir heute Immobilien kaufen wollte, wie könnte ich die Zahlen nutzen?

Maryanne: Das ist eine gute Frage. Das wäre alles Analyse. Ich vermute, du müsstest dich auslegen und müsstest das Eigentum auslegen und die Nummer des Platzes und sehen, ob sie zusammenfallen. Alles ist relative Analyse. Wie ich im Lauf der Jahre unverändert rausgefunden habe, ist alles eins zu eins, eins zu zwei, eins zu drei, eins zu vier und eins zu fünf. Und von diesen kannst du eine Gruppe bekommen und dann wartest du auf die Information, die bei dir rückwirkend ankommt. Es ist alles Information. es ist irgendwie computerorientiert wie eine Eins und eine Null, aber es ist so wie zwischen eins und null. Alle Zahlen dazwischen sind die Zahlen, die in Brüche zerfallen, um wieder Komplettierung zu erlangen, ein Ganzes zu werden.

Wenn du also Leute hast, die entweder eine Eins oder eine Zehn haben - wie Los Angeles zum Beispiel  eine Zehn ist - hast du einen vollständigen Gedanken. Alles andere ist Teil davon -  Summe seiner Teile. Deshalb hast du viele Leute, die in Los Angeles als Idee leben.

Er wird größer und größer, dieser eine große Kreis; während es an anderen Orten nicht ganz dasselbe ist. Ich komme aus Merced, oben im Norden, neun, und neun wird immer - aber nicht völlig - als eine Menge Drama betrachtet, so analysieren sie es jedenfalls. Viel von Shakespeare ist eine Neun, und viele Leute, die die Bühne lieben und das ganze Stück, es ist voller Ausdruck, so nennen sie es, zurückgehen zum Originalplatz des Theaters bei null. Also ist es diese geheime Karte.

Dr. Janov: Wie hilft es dir im Alltagsleben?

Maryanne: Ich glaube, im Sinne der westlichen Denkweise ist es so etwas wie die Suche nach einem Weg, der Zeit voraus zu sein. Du bist dir viel mehr eines Ergebnisses an sich bewusst, oder du kannst durch eine Gruppe von Leuten sagen, dass sie die Dinge nicht geschehen lassen. Vielleicht kann es einfach durch dein inneres Wissen funktionieren. Es ist eine Art von Meditation, in gewisser Weise, obwohl es ein Machtrausch sein kann. Du kannst darauf achten, wem du glauben kannst und wem du nicht glauben kannst, weil sie orientierter sind oder weil sie sich eher selbst zufriedenstellen. Von einem spirituellen Standpunkt betrachtet lässt du am Ende alles sausen, weil die Grundprinzipien des Buddhismus sagen, man solle allen Wesen dienen und ihnen helfen, ihr Leiden zu erleichtern.

Dr. Janov: Stehst du jetzt auf Buddhismus?

Maryanne: Richtig. Ich stehe auf Buddhismus. Ich finde, dass Christentum und Judentum für mich nicht funktionieren. (Ich bin eine Israeli).

Dr. Janov: Ist Buddha nicht ein Gott?

Maryanne: Ja.  Ihre Regeln sind, dass es keinen Gott gibt, weil wenn du dich mit einer Sache identifizierst, dann schwingst du dich dazu auf, sie anbeten zu müssen. So sagt der Budhismus, dass es genug Leere gibt. Das ist ein Studium des Geistes, sodass du eine Ego-Minderung bekommen kannst, was bedeutet.....Ich bin eine eher mitfühlende Person, und alle Gruppen von Leuten.....es ist keine Religion,wohlgemerkt, es ist einfach ---

Dr. Janov: Er macht dich mitfühlender?

Maryanne: Definitiv ja. Es gibt ein Beispiel einer Freundin von mir, meine Mitbewohnerin, sie kommt aus der Schweiz. Sie ist sehr willensstark und eine Visagistin. Sie macht vier Stunden Meditationsarbeit je Tag im Tibetanischen Buddhismus. Es ist ziemlich ernsthaft. Wenn du sie vorher kanntest, war sie hartgesotten, unnachgiebig, musste es unbedingt haben, energisch. Jetzt ist sie nur noch halb so. Weißt du, es beunruhigt mich, in die Leere hinauszuschreiten, und ich befürchte, dass es da draußen keines dieser Dinge gibt. Wenn du dich ins Nirvana vorarbeitest, dann arbeitest du in die Richtung, dass du es durch das Bardo machst.

Dr. Janov: Was ist ein "Bardo" wieder?

Maryanne: Das Bardo ist ein Geisteszustand, in den du gehst. Das bedeutet, dass das Gericht, über das die Christen reden, in gewisser Weise im Buddhismus seinen Platz hat, weil ihr Glaube ist, dass alles ganz Ursache und Wirkung ist. Also wirst du im nächsten Leben ein Bankkonto haben, was auch immer du jetzt bist und wieviel Herzensgüte auch immer du herausgibst; vielleicht ein größeres Haus, vielleicht ein wirklich nettes Anwesen; im Gegensatz zu jemandem, der dieses Anwesen hat, der aber gemein zu seinen Bediensteten ist und alle hasst aber ihr Geld liebt. Diese Leute werden ein paar Stufen nach unten gehen.

Dr. Janov: Das ist dann ein Glaube an ein anderes Leben.

Maryanne: Ja, ich glaube, man sagt, die halbe Welt glaubt daran und die andere Hälfte nicht. Ich würde sagen, die westliche Geisteshaltung gegen die östliche.

Dr. Janov: Aber du glaubst daran, dass es ein anderes Leben gibt?

Maryanne: Ich glaube eher an Buddhismus als an das Christentum und Judentum, weil ich die ganze Kindheit hindurch diese Suchwanderung hatte, um den Tod zu verstehen, und durch die Konzentration auf den Tod bekam ich viele Fragen beantwortet, nur weil ich daran festklebte, es wissen zu wollen. Ich hatte dieses innere Verlangen. Aber für mich war es der Kernpunkt dieses Glaubenssystems. Ich setze nicht alles auf den Tod. Aber ich arbeite am Geisteszustand dieser Idee, Leere, nichtsdestoweniger, als Teil dieses sogenannten Endergebnisses. Also werde ich morgen oder zwanzig Jahre später diesen Körper verlassen, und zwar mit der Hilfe meines Gurus, wie sie sagen.

Ich habe immer einen Lehrer, der in einer besseren Position als ich ist und bei dem ich mich einklinken kann, weil der Gedanke des Geistes sich verknüpft.....und in höheren Zuständen und bestimmten Drogenzuständen habe ich das selbst erlebt. Oh ja, es gibt sie. Es gibt diese Hierarchie, und wenn alle glauben, sie seien ihr eigener Gott, haben sie nichts, das ihnen wirklich hilft. Das lässt sie absolut im Nirgendwo, sodass der Gedanke zu wissen, wo du dich in deiner Evolution befindest, wichtig ist. Das wird es für dich nicht geben, es sei denn, du hast eine bestimmte Art  erleuchtetes Wesen um dich, das volle Klarheit hat - jemand, der grundsätzlich keine Bindungen an diese Dimension hat, sodass du frei bist und umziehen kannst. Wenn du es nicht bist, dann steckst du einigermaßen fest. Wohlgemerkt, ich komme von beiden Seiten: von der okkulten und von der buddhistischen.

Dr. Janov: Was würde geschehen, wenn du nicht glauben würdest? Formulieren wir es so: Warum hast du das Bedürfnis zu glauben, und was würde geschehen, wenn du nicht glauben würdest?

Maryanne: Ich wäre in einem Geisteszustand, der nur bis hier und nicht weiter sieht, und ich hätte das Gefühl, dass darauf ein Deckel liegt. In meinem gegenwärtigen Zustand würde ich sagen: "Ja, ich habe das Gefühl, dass es darüber hinaus etwas gibt. Das muss ich wirklich austesten." Wenn ich es nicht täte, würde ich es als Ignoranz oder Begrenztheit oder Unaufmerksamkeit bezeichnen, und ich glaube, ich würde nur beschränkt suchen, was wahrscheinlich die materiellen Güter wären und eine angenehme Zeit auf dem Golfplatz oder was auch immer. Ich würde wahrscheinlich nur in den Geist der Menschen hineinsehen, im Gegensatz zu diesen Lamas, diesen Dalai-Lama-Typen. Ihr Geist geht unendlich weiter, was bedeutet, dass ich nicht will, dass mein Geist an einem bestimmten Punkt Halt macht. Aber wenn er es täte, bilde ich mir ein, wäre es das Beste für mich, in die Wildnis hinauszugehen und alles zu erleben, was es da gibt.

Dr. Janov: Was wäre geschehen, hättest du als Kind nicht geglaubt, als du, sagen wir, ungefähr elf, zwölf, dreizehn warst?

Maryanne: Wahrscheinlich würde ich nach bestimmten Mentoren wie Kennedy und Martin Luther King suchen, diese Typen. Wenigstens als Antrieb, mich in einer tatkräftigen Gruppe in Amerika zu engagieren anstatt nur selbstdienlich zu sein.

Dr. Janov: Was wäre, wenn du nicht an irgendetwas glauben könntest?

Maryanne: Nichts?

Dr. Janov: Was wäre geschehen? Als Kind. Sieh' dich jetzt selbst als kleines Kind.

Maryanne: Ich wäre wirklich in der Psychoanalyse. Ich bin mir sicher, ich wäre total beschissen dran.

Dr. Janov: Wirklich?

Maryanne: Ja, total. Tatsache ist, dass ich in den letzten paar Jahren mit verschiedenen Leuten immer noch daran gearbeitet habe, mit meinem spirituellen Lehrer, um viele dieser Probleme zu überwinden.

Dr. Janov: Wenn du sagst "beschissen dran", was meinst du? Du sagst du wärst wirklich beschissen dran. Was würde das beinhalten?

Maryanne: Das Übliche, eine Menge Wut und Zeug - eine Menge Probleme, mich voll auszudrücken. Alle Warnschilder, dass ich nicht glücklich bin.

Dr. Janov: Hattest du Angst als Kind?

Maryanne: Ja. Ich meine, wenn du es so ausdrückst.......total, ja - vor Autorität.

Dr. Janov: Angst vor Autorität?

Maryanne: Ja. Also hatte ich, hatte ich definitiv ein Drama, mit dem ich mich befassen musste, anstatt einfach ein normales Leben - eine andere Dynamik.

Dr. Janov: Das Tibetanische Totenbuch jetzt, was sagt es?

Maryanne: Ich hab' es noch nicht gelesen. Ich weiß, dass es auch ein Amerikanisches Totenbuch gibt, von E. J. Gold, und dann gibt es ein Original - über Tod -, das, wie wir herausgefunden haben, nicht exakt ist, also wird es gerade überarbeitet. Die Buddhisten versuchen, von Beginn an ziemlich frei über den Tod zu unterrichten, um ihn zu einem Aspekt des täglichen Lebens zu machen.

Dr. Janov: Was bringen sie dir über den Tod bei? Dass du nicht stirbst?

Maryanne: So ungefähr. Zuallererst bauen sie dein Ego ab, schwächen es ab. Dadurch wird deine andere geistige Präsenz freigesetzt. Das ist der Dalai Lama; sie sagen, dass er die Ausstrahlung von etwas anderem ist, das das Barmherzigste ist, wie Jesus. Er hat diese Art volles Bewusstseinsfeld, und genau das willst du erreichen, egal, ob du in einem Körper bist oder nicht. Anscheinend ist das dasselbe. Und vielleicht ist der wirkliche Witz an der Sache, dass wir überhaupt nicht wirklich hier sind, eine Menge Leute gerieten in den sechziger Jahren an diese Drogen, um dasselbe volle Bewusstsein zu bekommen, und wenn du es besitzt, hast du die Kraft, den Tod einigermaßen zu verstehen. Viele Leute, normale amerikanische Leute, werden dir sagen "Ja, damit habe ich eine Art Verhältnis," und deshalb gibt es auch die Grateful Dead, die ganz symbolisch sind, weißt du.

Die Organisation des Todes spricht jederzeit mit dir. Und wenn du davor Angst hast, dann führst du ein sehr beschütztes Glaubenssystem-Leben und vielleicht wirst du in Umstände außerhalb deiner Kontrolle geworfen, um dir zu helfen, sie kraft deines eigenen Kontrollmangels zu verstehen. Durch Praxis, Meditation und Mantras und alle diese Dinge machst du deinen Geist für diese Explosion im Bardo bereit, das offensichtlich sehr gruselig ist und eklig und .......

Dr. Janov: Was ist das Bardo genau?

Maryanne: Lehrer können dir das sagen. Sie haben dieses erleuchtete Bewusstsein, um sozusagen Bericht zu erstatten. Aber ich würde vermuten, dass du von deiner eigenen Psyche abhängig bist, und sie spult sich zurück, und es ist wahrscheinlich wie in den Geburtsschoß zurückzuschrumpfen, ohne jemanden außer dir selbst, weil du abgetrennt bist, und indem du von allem abgetrennt bist, kannst du, wenn du es so nennen willst, entsetzliche Qualen durchmachen. Und so brauchst du für die Praxis die Führung und Bewusstheit, was zu erwarten ist, sodass du natürlich erleuchtet werden kannst oder dadurch Erleuchtung erlangen kannst.

Dr. Janov: Das ist das Bardo?

Maryanne: Richtig. Es ist gewissermaßen eine Falle, die......die Leute flippen aus und gehen offensichtlich geradewegs in den Körper zurück. Sie sollten es ausstehen können und mit Hilfe der Lehrer erleuchtet werden und vielleicht an andere Orte gelangen.

Dr. Janov: Wohin? Was meinst du?

Maryanne: Sie haben einen Lebensbaum - das Gottesreich. Alle Details des Gesamtbilds kenne ich auf Anhieb nicht. Sie haben ihre eigene besondere Interpretation, wie es bei allen Gruppen der Fall ist.

Dr. Janov: Du kannst in den Gottesraum gehen?

Maryanne: Gottesreich.

Dr. Janov: Gottesreich. Wo ist das?

Maryanne: Ich bin mir sicher, es ist einfach eine Dimension, und dort geschieht nichts Schlimmes - es ist alles positiv.

Dr. Janov: Du sagtest, du kannst in den Ursprungsschoß zurückkehren? In den Bardo?

Maryanne: Ich gebe dir meine Interpretation, ohne es wirklich zu wissen. Deine Psyche ist in diesem schwarzen Zustand, und sie kann sich nur auf sich selbst beziehen, und weil sie nicht bewusst ist, weil sie begrenzt ist, weil sie ignorant ist, wie sie es nennen, machen die Leute unglaubliche Qualen mit sich selbst durch. Sie können sich auf nichts beziehen und haben keinen erleuchteten Aspekt, den sie nutzen könnten und der sie vorwärts und hindurch bringen könnte und wohin auch immer die Psyche gehen und wachsen muss. Also ist das irgendwie, als würde sie in eine andere Form zurückgesaugt, die wiedererlebt werden muss, um wieder energisch zu versuchen, da herauszukommen. Also die Tibeter sagen, das könne Millionen und Millionen Jahre so weitergehen.

Dr. Janov: In deinem Zustand? Jedes Individuum könnte das tun?

Maryanne: Jetzt glauben die Buddhisten auch, du kannst als Tiere kommen und gehen. Es gibt höhere und niedrigere Formen. Es ist alles Energie.

Dr. Janov: Du meinst, du kannst als Tier zurückkommen?

Maryanne: Sie sagen, dein Hund oder deine Katze könnte in einem anderen Leben jemand gewesen sein, den du kanntest, ein Familienmitglied oder ein Freund. Und wenn du dieses Tier isst, dann isst du vielleicht deinen besten Freund. Und wir sind die Angeschmierten. Wir sind alle nur Fragmente von Intelligenz-Elementen. Also ist der entscheidende Punkt, dich von dir selbst loszulösen und die erlangte Weisheit zu mehren, die es schon immer auf diesem Planeten gibt, und es ist verheißungsvoll, wenn du an den Buddhismus gerätst, weil ihr Licht so viel intensiver ist als deines je sein könnte - du wirst da hineingezogen. Wenn du wie sie werden willst, dann ist das die richtige Wahl für dich.

Dr. Janov: Nun, wenn sie sagen, es könnte Millionen Jahre dauern, um wirklich voll bewusst zu sein, bedeutet das, du lebst Millionen Jahre?

Maryanne: Ja. Du gehst nicht irgendwohin. Deshalb stehen viele "New Ager" wirklich auf Vorleben und dieses Zeug. Aber der ganze Punkt von Zen und von allem anderen ist, im jetzigen Augenblick zu bleiben und bewusst zu sein - ernstes Bewusstsein. Sodass keines davon wichtig ist, weil du jederzeit alles und jeder/jede sein könntest. Du bist alles gewesen. Je mehr du bist, je mehr diese Energie intensiv die deine ist - umso mehr hast du dieselbe Wirkung auf andere wie auf dich selbst, und das ist, vermute ich jetzt so, woher ich diese Flamme hatte, von deren Herkunft ich keine Ahnung hatte und die mich antrieb: "Ich will wissen, ich will wissen." Es ist beinahe so, als wolle man Macht, aber wenigstens ist sie ausgewogen.

Dr. Janov: Als du, sagen wir, acht Jahre alt warst, warst du eine Gläubige?

Maryanne: Ich glaubte an Jesus, an seinen Wesenskern. Ich ging immer in den Wandschrank mit dem Jesus, der im Dunkeln leuchtete, mit dem grünen.

Dr. Janov: Der Jesus, der im Dunkeln leuchtete?

Maryanne: Ja, es war eine Karte mit den zwei Türen darauf, und du hast sie aufgemacht und da war dann sein Gesicht. Und somit gab es mit ihm den einzigen Lehrer, der jemandem nahekam - wenigstens vom westlichen Standpunkt aus -, der erleuchtet war, jetzt, da ich es von einem östlichen Standpunkt aus betrachte. Sogar noch letztes Jahr hatte ich Probleme, loszulassen von dieser Polarität von "Ja, das ist der leibhaftige Gott ." Jetzt habe ich mich davon gelöst - er ist einfach ein unglaubliches Individuum oder ein erfundenes, ich weiß es noch immer nicht. Aber er hatte dennoch die Energie der Erleuchtung an sich. Und diese Anhänglichkeit ist wahrscheinlich passiert, als ich die Begabung hatte. Nun, wir haben alle bestimmte Begabungen, wenn wir anfangen. Vielleicht fangen wir mit nichts an, was immer traurig ist. Aber ich hatte diese Begabung.

Dr. Janov: Hingebungsvoll zu sein.....

Maryanne: Hingebungsvoll zu sein, ja. So bin ich wahrscheinlich eine gute Buddhistin auf einer bestimmten Ebene, weil ich Mitgefühl nicht lernen muss, es ist leicht für mich. Aber es gibt da ein Gefühl, eine zornige Person im Inneren, was wieder die Polarität der sanften und der harten Seite ist, und das hat mir Zuflucht gegeben. Es läuft alles auf null und eins hinaus, wirklich, so ungefähr.

Dr. Janov: Hat dir das alles geholfen?

Maryanne: Aha.

Dr. Janov: Was zu tun? Wie hat es dir geholfen?

Maryanne: In meinem Körper zufrieden zu sein.

Dr. Janov: Wirklich?

Maryanne: Ja. Sehr glücklich.

Dr. Janov: Du fühlst dich total---

Maryanne: Voll präsent in ihm, im Gegensatz zu halb - wie bei vielen Leuten.Viele Leute mögen es nicht, in einem Körper zu sein. Sie wären lieber......deswegen so viele Drogen und Alkohol: "Verlasse den Körper, verlasse den Geist." Der Geist ist großartig. Viele Leute sind wirklich gut darin und machen Sachen mit ihm und haben Erfolg und das alles, und sie arbeiten sehr gut da draußen, etcetera, aber wenn sie ihn nicht mit dem Körper kombinieren, diese Art Gleichgewicht, indem sie Gefallen an ihm finden, dann können sie nicht darüber hinausgehen.

Dr. Janov: Danke.

 

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 Judentum, Christenheit, Scientology, ein namenloser Kult, Numerologie und das Okkulte, Buddhismus und das noch ungelesene Tibetanische Totenbuch Maryanne sagt, sie sei zufrieden, aber ihr endloser Wechsel von Glaubenssystemen im Bemühen um "Orientierung" zeigt, dass sie es nicht ist. Sie bildet sich ein, dass sie für sich selbst denkt und sich selbst "ausdrückt," und dass ihre Suche nach "etwas darüber hinaus" sie befähigt hat, sich gut auszudrücken, aber in Wirklichkeit dient sie als Verbindungskanal für die Phrasen und Sätze und Theorien anderer. Sie beschreibt es als "wissen wollen" und "Macht wollen," jedoch fehlt den Gedanken und Empfindungen, die sie äußert, die Verknüpfung mit ihrem Herzen; man bekommt den Eindruck, dass ihr Gehirn voller Informationsfragmente ist, die sich aus verschiedenen externen Quellen ableiten. Das ist der Fall, wenn Maryanne gebeten wird, einen bestimmten Punkt zu verdeutlichen. Anstatt zu sagen "ich denke" oder "ich fühle" fällt sie wiederholt auf ihre vagen Erklärungen zurück, die mit "sie sagen" eingeleitet werden.

" Es gab diese Art Verrücktheit, vermute ich." Seit ihren Jugendjahren ist Maryanne angestrengt bemüht, ihr eigenen Gefühle zu verleugnen, um nicht "alle Warnschilder, dass ich nicht glücklich bin" zu zeigen. "Und plötzlich wechselte ich das Thema" sagt sie und bezieht sich dabei unbeabsichtigt auf die Geburt ihres irrealen Selbst aus dem Schmerz ihrer realen Jugendzeit. "Ich ging immer in den Wandschrank mit dem Jesus, der im Dunkeln leuchtete, mit dem grünen.....er hatte die Energie der Erleuchtung an sich." Nicht an letzter Stelle steht Maryannes angeeigneter Glaube, nämlich ihre Überzeugung, dass sie die "Begabung" hatte, "hingebungsvoll zu sein," eine Hingebung an sogenannte spirituelle Lehrer und Glaubenssysteme, die ihr dazu dienen, auf der Flucht vor den Wahrheiten in ihr zu bleiben. "Ich war gerade dabei, meinen Weg zu finden, meinen persönlichen Weg, und der führte mich schließlich zur Numerologie."

Maryanne drückt die unbewusste Trennung zwischen ihren Gefühlen und ihren Gedanken gut aus, wenn sie sagt: "Der entscheidende Punkt ist, dass du dich von dir selbst loslöst" und "Es ist verheißungsvoll,wenn du an den Buddhismus gerätst, weil ihr Licht so viel intensiver ist als deines je sein könnte." Ihr eigenes Licht ist in der Tat matt, ausgelöscht durch die Art, wie ihre Mutter sie behandelt hat, die sie dazu getrieben hatte, sich in ihrem Zimmer und in ihrem Schrank "zu verstecken." Kein Wunder, dass sie zu diesen Gedanken-Konstrukten hingezogen wird - durch das Bardo, die Reinkarnation gehen, "Relative Analyse," "Originalplatz des Theaters bei null," "die größere Psyche," das "Gottesreich," das Nirvana. "Ich will nicht, dass mein Geist an einem bestimmten Punkt Halt macht," fügt sie hinzu, und diese Worte sagen mehr als das, was sie meint.

 Maryanne ist sich anscheinend ihres Leidens unbewusst, das diese verbissene und endlose Reise durch die Nebel des Glaubens antreibt. Je mehr sie wissen will, umso weniger "weiß" sie wirklich, und umso weniger "Macht" hat sie. Es ist der Urschmerz, der ihr Bewusstsein fragmentiert hat und sie in ein Durcheinander aus seltsamen Ideen getaucht hat. Warum kann sie nicht wenigstens ein einziges Mal real werden? Weil der Schmerz es nicht zulassen wird.

Wie so viele dieser Empfänger der "Glaubensgabe" hat Maryanne inneres Chaos mit Gedankenfreiheit verwechselt. Sie denkt, ihre Fähigkeit, eine unendliche Vielzahl von Glaubensvorstellungen zu unterhalten, sei die Apotheose persönlicher Befreiung. Ihr Geist ist für jede Möglichkeit so offen geworden, dass er nicht mehr zusammenhängend oder schlüssig ist; er denkt nicht vernünftig, er annektiert Ideen von außerhalb und absorbiert sie. Die Schmerz-Eruption in den Kortex hat eine solche Fragmentierung verursacht, dass es keinen letzten Gesamtbezugspunkt gibt, von dem aus man die Dinge betrachtet. Es gibt Stückchen und Bröckchen der Realität ohne die Moglichkeit, sie zu begrenzen und sie in ihrer wechselseitigen Beziehung zu betrachten. Diese unzähligen "Fakten" schwirren herum wie so viele Trümmer.

Bedenken Sie, man kann auf zweierlei Art getäuscht werden. Die eine besteht darin, nicht glauben zu wollen, was es wirklich gibt; die andere, etwas zu glauben, was es nicht gibt. Etwas zu sehen, was es nicht gibt, oder nicht zu sehen, was es gibt, hilft unserem Überleben. Neurose an sich ist keine Perversion des Menschen sondern ein Anpassungsmechanismus. Pervertiert sind die Menschen, der pervertierte Zweig der Primatenevolution. Wir entwickelten diesen fortgeschrittenen Kortex, sodass wir symbolisch und neurotisch und selbsttäuschend sein konnten, und das ermöglichte uns, die Kraft eingeprägter Qualen zu dämpfen.

Gläubige wie Maryanne oder paranoide Personen, die eine Wahnvorstellung haben, tun ihr Bestes, um mit innerem Tumult fertig zu werden. Maryannes Hingabe an Glaubenssysteme ist keine Form "abweichenden" Verhaltens. Vielmehr macht sie, was evolutionär notwendig ist, um eine gewisse Art von Stabilität und Integrität zu bewahren. Die letzte Stufe in der Evolution ist die Entwicklung eines Kortex, der glauben kann. Und ich denke, dass das Gehirn in der Frühgeschichte Fähigkeiten entwickelte, die den Überlebensprozess unterstützten. In diesem Sinne ist Glaube adaptiv und trägt zum Überleben bei. Man sollte ihn nicht ausschließlich als pathologisch betrachten.

Ihnen ist schlecht; sie haben Angst, sind ohne Hoffnung und fühlen sich hilflos. Etwas tief Verborgenes bewirkt, dass sie sich unwohl mit sich selbst fühlen, und sie müssen dafür eine Erklärung fabrizieren. Die Erklärung mag bizarr sein - außerirdische Mächte, die uns kontrollieren, Karma, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist -  aber es ist alles, was wir besitzen. Der Inhalt dieser Ideen ist vielleicht ein bisschen weit hergeholt, aber das kommunizierte Gefühl ist richtig: "Ihr Licht ist so viel intensiver als deines je sein könnte." Mit anderen Worten: Ich brauche etwas, das meinen Schmerz abtötet.

Es ist nicht so, dass Menschen grundsätzlich unlogisch sind. Vielmehr glaube ich, dass sie ausgesprochen logisch sind. Logik ist ein Grundaspekt der menschlichen Bedingung; Logik ist der Wegbereiter für das Überleben. Bestimmt gibt es eine innewohnende Logik in der Konstruktion der menschlichen Maschine. Sie funktioniert auf äußerst komplizierte und harmonische Weise. Nur wenn Schmerz eindringt, überdehnt sich Logik ins Unlogische und das Rationale ins Irrationale. Das physiologische System beendet seine Logik; Subsysteme weichen ab, Schleusen zwischen Bewusstseinsebenen schließen sich, das System funktioniert nicht mehr auf die vorgesehene Art. Aber das hat auch ein Element der Logik an sich. Es ist die verborgene Erinnerung - der entscheidende Vorläufer, der den Glauben erzeugt und ihn logisch macht. Es ist alles Teil der Bemühungen des Körpers, inneren Zusammenhalt, innere Beständigkeit aufrechtzuerhalten, die  Harmonie ermöglichen.

 Genau das geschieht, wenn das kleine Mädchen ihrer quälenden Umwelt entflieht und mit einem fluoreszierenden grünen Jesus-Bild Zuflucht in einem dunklen Schrank sucht. Bestürzt und machtlos verschließt sie ihre Gefühle und sucht Trost in dem Gedanken, dass sie von diesem Weggefährten für alle Jahreszeiten das Wissen und die Macht erhält, die ihr fehlen. Später, als Jesus sie nicht mehr motiviert, gibt es viele andere Glaubenssysteme, bei denen sie Zuflucht nehmen kann.

Tatsache ist,  wenn wir innen nicht sehen können, können wir außen nicht sehen. Der Schmerz im Inneren lässt uns Realität vermeiden, die ihn auslösen könnte. Je mehr Schmerz es gibt, umso eher müssen wir Realität meiden. Wenn wir unsere eigenen Bedürfnisse und Gefühle nicht kennen, kennen wir die anderer nicht und wissen nicht, was real oder irreal ist in der Welt um uns herum. So müssen wir uns auf den Intellekt, auf Bücher, Gruppen, Kulte und Ideologie verlassen. Und die aufgestellte Gleichung lautet wie folgt:  Schmerz plus Ideen ist gleich Möglichkeit der Gehirnwäsche.

Gläubige wie Maryanne bilden sich ein, dass sie ihr Bewusstsein erweitert haben. Ich behaupte, dass das Gegenteil stattfindet. Was sich erweitert, ist ihre intellektuelle Bewusstheit einer "höheren" Mythologie, wie die Gesetze des Karma und der Reinkarnation. Und erweiterte Bewusstheit bedeutet eingeengtes Bewusstsein. Ideen können sich endlos dehnen und das Individuum unbewusst bleiben lassen; "Einsichten" in den "Sinn des Lebens" bieten eine geistige Abwehr gegen ein bedeutungsloses Leben. Es ist bedeutungslos, weil Maryanne das Leben, das sie lebt, nicht fühlen kann. In dem Moment, in dem sie ihrem Schmerz nahekommt, kann sie auf ihre Gedanken zurückgreifen: "Ich will nicht, dass mein Geist an einem bestimmten Punkt Halt macht. Der entscheidende Punkt ist, sich von sich selbst zu lösen."

Die Vorstellungskraft ermöglicht der Menschheit, die Wahrheiten über das Universum zu entdecken und die Zivilisation zu entwickeln und zu erweitern. Unsere Gedanken sind faszinierend und können auf vielerlei und oftmals äußerst nützliche Art und Weise angewendet werden; einige Gedanken können sogar zur Selbstbefreiung genutzt werden. Maryanne glaubt an die Ideen, die sie aufgesammelt hat; sie scheinen ihr eine plausible und vernünftige Begründung für ihr Verhalten zu bieten, und sie ist überzeugt, dass sie dazu beitragen, sie zu stärken und zu befreien. Was sie mit ihnen nicht machen kann, ist, sich selbst zu fühlen: Wer sie ist, und welche Ursachen ihr Verhalten motivieren. Vielleicht ist sie "bewusst" oder glaubt, sie sei bewusst, aber sie ist nicht voll bewusst. "Ich hatte diese Flamme, keine Ahnung von woher, die mich antrieb: Ich will es wissen, ich will es wissen."  Die Ideen, die sie vermeintlich befreiten, sperrten sie tatsächlich ins Schmerzgefängnis ein. In diesem Gefängnis sitzen zu viele von uns.

 

VOLLES BEWUSSTSEIN VERSUS BEWUSSTHEIT

Es gibt zwei Möglichkeiten, dass Sie unbewusst werden, dass Ihre Gedanken sich von Ihren Gefühlen abspalten. Die erste sind Ereignisse - Geburt und andere frühe Traumen - die sich vor der Entwicklung der kortikalen Fähigkeit des Verstehens ereigneten. Die zweite ist, wenn sich eine Reihe von Erlebnissen zu einer Informations-Überlastung aufsummiert, die am Bewusstsein vorbei auf ein Nebengleis geleitet wird. Der Bewusstseinsgrad hängt davon ab, wie es mit dem zentralen Widerspruch umgeht zwischen den Kräften des Bedürfnisses und denen der Verdrängung. Zu viel unbefriedigtes Bedürfnis erfordert eine totale Schleusenoperation. Eine Überlast an schmerzvoller Information verursacht Desintegration. Deshalb fehlt einem Gläubigen der Zusammenhang und ein umfassender Bezugsrahmen. Sein Bewusstsein ist fragmentiert, wie der Fall von Maryanne bezeugt. Sie verliert den Zugang zu ihren Gefühlen und Instinkten. Ohne inneren Zusammenhang, wird sie anfällig für esoterisches Gedankengut; reif für Dr. Feelgoods Medizin. Ein absonderliches Glaubenssystem kann für sie einen perfekten Sinn ergeben. Da ihre Denkpsyche von tieferen Ebenen abgetrennt ist und die Verbindungsglieder zwischen Fühlen und Denken blockiert sind, entwickelt sie fragmentierte "Bewusstheit", die sie mit (vollem) Bewusstsein verwechselt. Diese "Bewusstheit" führt zu Meditation und Gebet, sodass sie denken kann, sie habe sich mit einer "höheren Macht" vereint. Mythos und Ritual bieten ihr  eine Sicherheitszone, die sie vor Schmerz schützt. Die Musik des Rattenfängers zieht sie mit sich fort.

Sie entdeckt Bewusstheit; dass sie die unsichtbaren "Heilenergien" von Quarzkristallen "kanalisieren" kann, um sich physisch und spirituell besser zu fühlen - Bewusstheit, dass sie einen "höheren Zweck auf Erden" hat und dass sie ihn erreichen kann, indem sie sich einem charismatischen Führer unterordnet, der mit übernatürlichen Kräften und ewigen Wahrheiten in Kontakt steht. Diese Trennung - die Differenz zwischen Bewusstheit und vollem Bewusstsein - wirkt in Form eines Schleusenmechanismus, der Empfindungen von Gedanken, Gedanken von Gefühlen, Ideen von Emotionen einen Schritt entfernt hält. Und die zwei werden sich nie begegnen. Der Kortex ist sich selbst überlassen und läuft auf seiner eigenen "Bewusstheits"-Spur, die keinen Umschaltmechanismus mehr hat, um sich mit anderen Spuren zu verbinden.

 Zwischen Bewusstheit (awareness) und vollem Bewusstsein (consciousness) kann ein gewaltiger Spalt existieren - der Janovsche Spalt. Bewusstheit ist ein neokortikales Ereignis, das außerordentlich kompliziert sein kann, während Bewusstsein ein voll integriertes Gehirn involviert mit fließender Interaktion von einer Ebene zur anderen. Es ist einfach und direkt. Bewusstheit kann selbsttrügerisch sein. Bewusstsein nicht. Bewusstheit kann Bewusstsein verleugnen. Bewusstheit ist befasst mit Vortäuschung, Rationalisierung, Symbolisierung und Projektion. Bewusstsein gründet auf Wirklichkeit. Bewusstheit lässt sich im Gegensatz zu Bewusstsein manipulieren. Wenn ich behaupte, Bewusstsein gründe auf Wirklichkeit, bedeutet das, es steht in Kontakt mit der Wirklichkeit und vergrößert die Überlebenschancen. Gurus machen Folgendes: Der Anhänger und Gläubige wird in mystische Bewusstheit hineinmanipuliert, sodass er volles Bewusstsein vermeiden kann - wohlgemerkt Bewusstsein. Teuflischerweise kann irreale Bewusstheit erst nach der Ankunft eines höher entwickelten kortikalen Bewusstseins entstehen - eines Neokortex, der symbolisieren kann. Sie kann erst nach den ersten Lebensjahren ins Spiel kommen. Das Kleinkind, dem Worte oder Begriffe fehlen, verlässt sich auf andere Methoden, schmerzvolle Information zu kanalisieren. Bevor kortikale Funktionen auftauchen und das Kleinkind einen Bewusstseinsspalt entwickelt (mit verdrängtem Fühlen auf tieferen Ebenen und Gedankenbildung oberhalb), kanalisiert es traumatische Energie in emotionale Ausbrüche und körperliche Symptome. Meistens leidet es einfach. Die spätere Entwicklung von Gedanken dient dazu, dieses Leiden zu beenden. Neurotische Abwehr ist immer gegen Bewusstsein gerichtet. Bewusstheit - die Umleitung realen Bewusstseins in symbolische Kanäle - entsteht, um Bewusstsein zu bekämpfen. Bewusstsein beinhaltet Schmerz bei allen Leuten, die eine Schmerzspur in sich haben, weil es bedeutet, dass es eine Verbindung zwischen Gefühlen und Gedanken gibt.

Viel später im Leben, im Alter von fünfunddreißig, versucht ein Mensch mit ziemlich undichten Schleusen, einem Trauma Worte zu unterlegen, das im Alter von sechs Monaten keine Worte hatte. Die Gedanken, die er ausspuckt, hören sich "ballaballa" an. Es ergibt keinen Sinn, weil es nie integriert worden ist. Der Kortex tut sein Bestes, um mit der Traumalast fertig zu werden, die diese Person die ganze Zeit herumträgt. Manchmal ist es sehr schwierig, den Unterschied zwischen Bewusstheit und Bewusstsein zu nennen, weil Bewusstheit so raffiniert sein kann, dass sie zusammen mit Erleuchtung und Weisheit wie leibhaftiges Bewusstsein scheinen kann. Leute mit raffinierten Abwehrmechanismen, die bei anderen sehr scharfsichtig sind, können zum Beispiel bei allen überaus prägnant sein außer bei sich selbst. Bewusstheit kann als Selbstverteidigung, als Ablenkungsmanöver, als Sicherheitszone genutzt werden.

In der Psychotherapie ist es immer möglich, Leute "bewusst" zu machen, indem man "Einsichten" verteilt oder ihnen hilft, einsichtiger mit sich selbst zu werden. Fragen Sie eine Patientin, was ihr die Therapie bringt. "Oh," wird sie sagen, "ich lerne so viel über mein Verhalten. Jetzt verstehe ich, warum ich...." Sie ist sich jetzt "bewusst," dass sie so viel Aufmerksamkeit und Zuwendung von ihrem Mann verlangt, weil sie sie nie von ihren Eltern bekommen hat. Sie fühlt sich ungeliebt und möchte, dass er ihr das Gefühl gibt, sie werde geliebt. Und er spürt, dass ihre Forderungen unmöglich zu erfüllen sind. Egal wie sehr er sich um sie kümmert, es ist nicht genug. Jetzt, da sie das Problem "versteht," glaubt sie, auf dem Weg zu sein, es zu beheben. Sie kann versuchen, weniger fordernd zu sein.

Aber Verstehen ist kein Bewusstsein. Dazu beizutragen, dass eine Patientin versteht, macht sie nicht bewusst; sich bewusst zu sein berührt unerfüllte Grundbedürfnisse nicht.  Sie wird von ihrem unbewussten Bedürfnis getrieben, dass jemand sich um sie kümmere. Dass ändert sich mit Einsichten nie, auch wenn jemand schwören kann, er oder sie habe sich verändert. Tatsache ist, dass niemand einen anderen bewusst machen kann. Das ist ein innerer Zustand, den man nicht von außen erreicht sondern von innen. Nur die Person selbst kann ihn erreichen und niemand sonst kann das bewirken. Bewusstheit ist auf den Kortex beschränkt und dort bleibt sie, isoliert und insulär. Es ist eine Wiederholung wert: Kein anderer kann uns bewusst machen. Nur wir selbst können das.

Bewusstheit ist ein Oberflächenphänomen, von außen auferlegt, unendlich formbar. Volles Bewusstsein liegt unterhalb der Oberfläche. Es involviert Tiefe und ist nicht formbar. Es ist dauerhaft in unseren Zellen verschlüsselt, ob wir es wissen oder nicht. Diese Ereignisse, die vor der vollen Entwicklung des Kortex stattfanden, werden dennoch als Repräsentationen des Traumas in den unreifen Kortex eingeprägt. Bewusstsein entsteht nur aus inneren Prozessen, in denen man sein Unbewusstes fühlt. Nur wenn die ursprüngliche Verletzung erlebt wird, steigt die Einprägung zur obersten Ebene auf und gibt der ganzen Sache einen Sinn. Der Patient sieht, dass seine fliegenden Untertassen Symbole dafür sind, dass er bei der Geburt stark geblendet worden war, wie es bei bei einem Patienten der Fall war. Hier verdrängt Bewusstsein die Unbewusstheit. Wenn eine Patientin "Mama, kümmere dich um mich!" hinausschreit, beendet das schließlich ihr Ausagieren, andere dazu zu bringen, dass sie sich um sie kümmern. Die Freudianer machen aus Übertragung eine große Sache, bei der man seine Bedürfnisse auf den Doktor/Therapeut überträgt. Und Monate lang analysieren sie die Übertragung auf den Doktor. Ich weiß, ich habe das gemacht. Aber wenn man die Bedürfnisse fühlt, die man überträgt, setzt man dem Ausagieren ein Ende. Während der Arzt in der Analyse die Übertragung analysiert, kümmert er sich auch um den Patienten, konzentriert sich ausschließlich auf ihn. Ganz oben steht die Übertragung; direkt darunter fördert der Arzt das Ausagieren - indem er symbolisch das Bedürfnis erfüllt.

Das ist ein Warnhinweis hinsichtlich des Versuchs, eine narzisstische Charakterstörung zu behandeln. Während wir die Therapie durchführen, unterliegen wir dem Narzissmus des Patienten. Er ist das ganze Universum für uns Ärzte und für sich selbst. Die einzige Behandlung für einen Narzissten ist, ihn zu ignorieren. Das können wir in der Therapie nicht wirklich tun; das heißt, ihn nicht als Patienten sehen. Dieser Zustand ist im üblichen Sinn nicht behandelbar. Die Therapie wird seinem Narzissmus einverleibt. Der Narzisst muss die ganze Vernachlässigung wiedererleben, die ihn ursprünglich konstant selbstbezüglich machte. Dieser Selbstbezug ist die Stempelmarke des Narzissmus. Alles, was jemand sagt, erinnert den Narzissten an ihn selbst und seine Geschichten. Wenn Bewusstsein fehlt, ist Bewusstheit die beste Waffe. Mit Bewusstheit kann man spielen, und man kann sie gewaltsam ändern. Sie wird ins Spiel gebracht, um unser Gehirn zu waschen und uns zu betäuben. Teil dieser Diagnose ist oft der Glaube, dass es einen Gott gibt, der über ihn wacht, sich um ihn sorgt und die ganze Zeit an ihn denkt.

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(16) Wright, Lawrence, "Orphans Of Jonestown," The New Yorker, 22. November 1993

(17) Tim Reiterman, Raven: The untold Story of Jim Jones and His People (New York: Tarcher, 2008).

 

Ende des Kapitels

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