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Dr. Arthur Janov:    Ich bin glücklich, wenn ich es denke?                

 Dienstag, 11. Januar 2011,   I Am Happy If I Think I Am?, www.arthurjanov.com                                                                                                                                                        

                                                                                                          

Die Frage, die im Philosophie-Unterricht so oft gestellt wird, lautet: „Wirst du geliebt, wenn du es glaubst? Bist du glücklich, wenn du das glaubst?“ Ich meine, was ist der Unterschied, solange du denkst, du seist glücklich? Nun, wir könnten fragen: „Sind Selbsttäuschungen nützlich? Treten sie an Stelle der Wirklichkeit? Nicht wenn du glaubst, die Wirklichkeit sei in deinem „Kopf,“ in deinen Wahrnehmungen; nicht wenn du denkst, dass allein Denken zählt. Aber leider ist dem nicht so, weil ungeachtet dessen, was du denkst, auch der Körper „denkt“, und er sendet Schmerzbotschaften aus und bekundet, dass er unglücklich ist und nicht geliebt wird. Das ist der Grund, warum Patienten, wenn sie zu uns kommen, sagen, dass sie als Kinder geliebt wurden, und sechs Monate später lernen sie von sich selbst, dass dem nicht so war. Wenn sie zu ihrem Schmerz gelangen, erkennen sie plötzlich, was mit ihnen im Leben geschehen ist.

 

Was bedeutet das, sie lernen von sich selbst? Sind wir selbst die besten Lehrer? Ja. Wir lernen aus unserer wirklichen Geschichte, nicht aus der selbst-vorgetäuschten, die nicht sehen konnte, was sich abspielte. Wir lernen über Liebe aus dem, was wir nicht bekommen haben, und wir lernen, dass Glück für uns eine Fassade war, die Tatsachen überdeckt hat, denen wir nicht ins Auge zu sehen wagten. Wir lernen vor allem, wie wir uns unbewusst selbst zum Narren halten, wie wir nicht sehen können, was direkt vor unserer Nase liegt. Wie machen wir das? Wir lernen, dass es zu einer automatischen Abschaltung kam, als unser früher Schmerz zu viel wurde, dass Verdrängung einsetzte und uns blind für die Realität machte, zuerst für die innere und dann für die äußere.

 

So gibt es mehrere Bewusstseins-Ebenen; eine davon ist unsere oberste Wahrnehmungsebene, und umso wichtiger ist, was unser Herz, Gehirn und Blutsystem über unser Leben sagen. Oft ist es kein hübsches Bild, obwohl man uns beibringt, es aufzuhübschen, uns nicht zu beklagen und die angenehme Seite zu sehen. Macht das nicht die kognitive Therapie? Schau auf die angenehme Seite, mach dir glückliche Gedanken und hab heilsame Ideen. Genau so sind wir aufgewachsen, ausgedrückt im Psycho-Kauderwelsch. Welches also ist das reale Selbst? Das glückliche oder das unglückliche? Nun, es gibt zwei Selbsts, das irreale Selbst, das du der Welt präsentierst und das andere, das du dir selbst präsentierst. Und letzterem kannst du nicht wirklich ins Auge sehen, obgleich es die ganze Zeit mit dir spricht. Es redet mit uns in einer Sprache, die wir kaum verstehen; in hohem Blutdruck, in Migränen und Muskelschmerzen. Wir müssen diese Sprache sprechen und wir müssen sie lernen, wenn wir darauf hoffen, die Beschwerden loszuwerden, die unser Körper macht.

 

Ist das wichtig, solange ich denke, dass ich geliebt werde und glücklich bin? Nein, wenn du nichts dagegen hast, krank zu werden und früh zu sterben. Andernfalls ja. Weil all diese Verdrängung tötet. Ich glaube, die wirkliche heutzutage weit verbreitete Krankheit ist Verdrängung.

 

Wenn Forscher Tiere unter Schmerz setzten, entwickelten sie Symptome, aber als sie ihnen Chemikalien verabreichten, welche die Verdrängung beendeten, gingen die Symptome weg. Kurz gesagt ist es Schmerzblockierung, die Symptome erzeugt, und es ist Schmerzfreisetzung, die sie beseitigt. Leute mit defekten Schleusen, unzulänglicher Verdrängung haben nicht die Symptome, die andere haben, speziell Krebs, weil sie nicht so verdrängen können wie andere. Leute mit defekten Schleusen sind die Ängstlichen, die ADDler, die Hysterischen, die völlig zerstreut sind, unfähig, sich zu konzentrieren oder auf Anweisungen zu hören, aber sie können nicht alles so zudecken, als dass sie ernste Symptome entwickeln würden, wenigstens am Anfang. Wenn die Angst lange Zeit andauert, hat das Folgen. Sie werden an einer Herzattacke oder an einem Schlaganfall sterben, aber es sind die Verdränger, die an den Krankheiten der Verdrängung sterben werden.

 

Um also meine Frage zu beantworten: Ja, es ist von erheblicher Bedeutung, sich nicht selbst zu täuschen, nicht zu denken, es gehe uns gut, wenn es uns nicht gut geht. Es ist ein Preis zu zahlen dafür, dass man der Wirklichkeit nicht ins Auge schaut, und dennoch lassen sich so viele nicht körperlich untersuchen, weil sie „es nicht wissen wollen.“ Verleugnung ist so bequem und so tödlich. Dann wachen wir auf und wollen es wissen, wenn es viel zu spät ist; wenn unsere Krankheit so fortgeschritten ist, dass nichts mehr getan werden kann, wie bei einem Emphysem. Die Leute wissen, dass Rauchen schädlich ist, aber das Bedürfnis, Schmerz zu unterdrücken, ist viel stärker als dieses Wissen. Verstehen ist hilfreich, aber dem Bedürfnis eine schwache Schwester. Und schließlich sind es unsere schmerztötenden Gewohnheiten, die uns umbringen werden, und wir wollen’s nicht wissen, weil wir wissen, dass wir nicht aufhören können. Der einzige Weg aufzuhören ist, den frühen eingeprägten Schmerz loszuwerden. Das ist nicht leicht, und es tut weh. Wer will das? Leute mit defekten Schleusen, welche die ganze Zeit leiden und sich nichts vormachen können. Also kann man denjenigen helfen, die unter Schmerz stehen; denjenigen, die es nicht wissen, kann nicht geholfen werden. So ein Dilemma.

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 Übersetzung: Ferdinand Wagner