5-Sterne-Material
in einer 3-Sterne-Präsentation Janovs Primärtherapie, das Lieblingskind der New-Age-Bewegung in dem 1970ern, wurde von Lebenssinn-Jägern wie John Lennon, James Earl Jones und anderen Prominenten umarmt und von seinen Fachkollegen verspottet (mit nicht gerade wenigen Schimpfnamen auf beiden Seiten). Jetzt, 44 Jahre nachdem sein erster Klient schreiend und sich windend seinen Weg zu psychischer Gesundheit fand – und einige Bücher später- schreibt Janov wieder über die Früchte seiner mehrerer tausend Fallstudien. Die
erste Hälfte von Life before Birth liest sich wie ein dritter Entwurf,
dem noch drei weitere folgen sollen. Sie leidet unter Wiederholungen – Janovs
Bedürfnis, alle paar Seiten neu zu formulieren, dass unsere pränatale
Erfahrung der wichtigste Prophet unseres zukünftigen Verhaltens ist. Und jedes
dritte oder vierte Mal, wenn er das erwähnt, fühlt er sich gezwungen zu
wiederholen, dass Primärtherapie die Antwort auf psychische Gesundheitsprobleme
ist – kein Pflaster sondern eine Heilung, die Therapie, die alle anderen
Therapien ersetzen wird. Die
zweite Buchhälfte ist organisierter und eine leichtere Lektüre. Auch ist sie
mit den lebensechten Beispielen befüllt, die dem Leser mit begrenztem Wissen im
biologischen, biochemischen und wissenschaftlichen Fachjargon diese Art von Büchern
lebendig vermitteln. Formatkritik
beiseite – die Statistik ist beeindruckend. Bei jeder der mehreren tausend
Therapiesitzungen in den vergangenen 44 Jahren haben Janov und seine Kollegen
Vitalfunktionen vor und nach jeder Therapiesitzung aufgezeichnet (Temperatur,
Puls, Atmung und Blutdruck). Sie berichten, dass so gegen Ende des ersten
Therapiejahres die Vitalwerte allmählich Besserung zeigen, und dass nach ein
paar weiteren Therapiejahren die Besserung auffallend wird. Besserung
nach einem Jahr und mehr ist kaum die „Schnellreparatur,“ die Janov laut
seiner frühen Kritiker versprach. Tatsächlich aber versprach er 100%igen
Erfolg. In seinem jüngsten Werk taucht keine derart dreiste Behauptung auf,
obwohl er seine therapeutische Methode weiterhin verteidigt als die einzige mit
dem Potenzial, psychische Krankheit zu heilen. Andere, so behauptet er (und er
hackt vor allem auf Verhaltenstherapien herum), bringen den Leuten einfach eine
erfolgreiche Methode bei, ihre Beschwerden zu ertragen und ihre negativen Gefühle
zu vergraben. Seine
Kritik an Gesprächstherapien lautet, dass sie „sich an das falsche Gehirn
wenden.“ Konzentration auf das „linke, denkende Frontalhirn“ ist
selbstbegrenzend, sagt er. Wenn man sich nicht mit wortlosen Regionen im rechten
Gehirn befasse, wo Gefühle gespeichert werden, könne kein echter Fortschritt
erfolgen. Unser
Leben wird geprägt von unseren Erlebnissen vom Augenblick der Empfängnis an,
so erklärt er. Die Stimmungen und Gedanken unserer Mütter erzeugen
biochemische Reaktionen in ihrem Körper, die im Mutterleib auf uns übertragen
werden. Wenn Mutter ängstlich, bekümmert, unglücklich ist, sind wir es auch.
Das ergibt alles einen perfekt guten Sinn. Der schwierige Teil besteht darin,
die chemischen Substanzen identifizieren zu lernen, die Gehirnmuster und die
resultierenden Verhaltensweisen vom Pränatalleben durch das Leben in der Außenwelt
hindurch und auf dem ganzen Weg bis zu unserem Sterbebett. Janov
hat durch 44 Jahre Praxis und eine Menge Beobachtung einen Sinn dafür
entwickelt. Was er intuitiv aus seiner Erfahrung weiß, ist mit strenger
Wissenschaft schwieriger zu beweisen – aber er hat in dieser Hinsicht
Fortschritte gemacht. Nach all der schweren Arbeit jedoch muss er immer noch
sagen: „Das alles ist immer noch sehr viel theoretische Arbeit.“ Life
Before Birth ist für Laien
gedacht, taucht seine Zehen aber zwangsläufig in schweren wissenschaftlichen
und medizinischen Jargon. Es ist relativ einfach, sich seinen Weg zu murmeln
durch die großen Worte hier und da, und man kann viel Bedeutung herausziehen,
ohne die ganze Biologie und Biochemie zu verstehen, die er sorgfältig erklärt.
Aber ohne diese erklärenden Fakten wären seine Behauptungen zwanglose
Hypothesen. Janov
verknüpft viele Studien, die seine eigene Forschung stützen und von denen
einige durch neue Technologien im Gehirnscan ermöglicht wurden. Für mich gehört
das zu den interessanteren Aspekten des Buches. Ich glaube in der Tat, dass
Janovs Primärtherapie eine gute Ergänzung für den Werkzeugkoffer des
Psychotherapeuten ist, aber ich bin weniger überzeugt, dass sie alle anderen
Therapien ersetzen wird oder sollte, hauptsächlich vielleicht, weil sich die
Leute weiterhin Prozesse heraussuchen werden, die sie verlockend und behaglich
finden. Viele, viele Leute würden lieber ein Leben voller Bandagen führen als
sich einer schweren Operation zu unterziehen. Zwei
wichtige Punkte wurden nicht angesprochen. Auch wenn Janovs Therapie sich als
die einzige herausstellt, die psychische Krankheiten heilt (und ebenso einige
chronische körperliche), wäre sie für die meisten Menschen nicht verfügbar:
Hunderte von Therapiestunden bei einem Kostensatz von vielen tausend Dollar sind
kaum eine Globallösung. Janov
schließt mit einer Liste von Sorgfalts-Empfehlungen für zukünftige Mütter,
die Dinge, die sie tun können, um ihr Kind in utero mit der bestmöglichen
Chance auf ein langes und gesundes Leben auszustatten. Das führt zum zweiten
Punkt, zu der Auffassung, dass es über den Handlungsspielraum individueller Mütter
hinausgeht, für die bestmögliche pränatale Umwelt für zukünftige
Generationen zu sorgen. Es gibt Pränatal-Fürsorge-Programme für Frauen, die
sich keine private medizinische Versorgung leisten können. Wie lassen sich
diese Gemeinschafts-Initiativen verbessern? Was kann die Gemeinschaft als Ganzes
tun, um die Gesundheit zukünftiger Generationen zu fördern? Obwohl stellenweise ungemein schwerfällig (vor allem zu Beginn), ist Life Before Birth eine wertvolle Lektüre voller guter Information und Gedankennahrung.
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