Atemprobleme,
Kurzatmigkeit und Panik angesichts des Erstickens sind unter
meinen Patienten weit verbreitet. Das Meiste davon stammt von
wirklichem Ersticken bei der Geburt, als es aus vielerlei Gründen
nicht genügend Sauerstoff für das Neugeborene gab. Der häufigste
Grund waren die massiven Anästhetika, die man der Mutter
verabreichte, oder eine schwere Dosis Schmerztöter, welche die
Atmung des Neugeborenen wirkungsvoll stilllegten. Sogar
Periduralanästhesie kann den Stillstand verursachen. Das Baby
bekommt keine Luft. Und deswegen kommt es zu einem Panikzustand,
da der Tod naht. Es ist dieselbe Panik, die Erwachsene von Zeit zu
Zeit erleiden; ein Zustand, der aus dem Nichts zu kommen scheint.
Alles, was einengend ist, sogar eine Biologieklasse oder ein überfülltes
lautes Restaurant kann sie auslösen. Die Atemprobleme sind Teil
des Reaktionssyndroms auf Luftmangel am Lebensanfang. Es scheint,
dass dies alles aus heiterem Himmel geschieht, aber in
Wirklichkeit ist es eine Reaktion. Beinahe immer eine Reaktion, da
Panik bei uns Menschen kein natürlicher Zustand ist. Die Frage
ist: „Eine Reaktion auf was?“ Wenn wir Therapeuten uns nur
angewöhnen könnten zu fragen: „auf was?“ Stattdessen hören
wir da oft auf und fangen mit unserem Unterdrückungswerk mittels
Pillen an. Wir unterdrücken Erinnerung und Zugang zu uns selbst
und unseren Gefühlen.
Es gibt Forschung zu diesem
Gegenstand, die behauptet, es geschehe, wenn ein Auslöser irrtümlich
in Gang gesetzt wird. Es ist nichts Irrtümliches. Es ist präzise,
wenngleich symbolisch. Das Gefühl ist dasselbe, sei es in einem
Raum mit abgesenktem Sauerstoff oder in einem überfüllten lauten
Restaurant. Was am wahrscheinlichsten Panik auslöst, ist das Gefühl,
gefangen zu sein, festzustecken und nicht entkommen zu können. In
einer Situation zu sein, die das alles hervorruft; in der
Zulassungsstelle in einer endlosen Schlange feststecken, und wenn
du zum Schalter kommst, sagt man dir, dass du die Formulare besser
ausfüllen musst. Oder schlimmer: in einem Zuhause mit Regeln und
Disziplin und ohne Liebe gefangen sein. Oder in einem Job gefangen
sein, der keine Zukunft hat und keinen „Expansionsraum.“ Das
ist der Verstärkungsfaktor. Es gibt viele Verästelungen, die
letztendlich die frühen Prägungen auslösen. In einem Auto mit
geschlossenen Fenstern zu sitzen, kann es bewirken, oder in einem
Raum, der sehr stickig ist. Alle Wege führen nach Rom. Manchmal
kann einfach ein vorübergehender Gedanke die Panik auslösen, und
die Person ist sich nicht einmal bewusst, was für ein Gedanke das
war.
Es
kommt zu wirklichem Ersticken und oft zu dem zwanghaften Seufzen,
das damit einhergeht. Ich nenne es das „Jüdische-Schwiegermutter-Syndrom.“
Aber was zu geschehen scheint, sind Schwankungen bei dem, was als
PC02 und Laktat bekannt ist. PC02 ist ein Index des Teildrucks von
Kohlendioxid und sagt uns wieviel Kohlendioxid im Blut ist. Wenn
die Werte hoch sind, gibt es auch einen höheren Laktatspiegel und
das Ergebnis ist die Physiologie der Panik.
Und
was ist dieser Auslöser? Erinnern Sie sich, dass es höhere
Ebenen als die rein physiologische gibt. Und jede höhere Ebene
repräsentiert die Hirnstamm-Grundreaktion auf ihre eigene Weise.
Jede höhere Gehirnebene steuert zu einer Erfahrung eine andere
Qualität bei. So fügt das Gefühlssystem der zweiten Linie
emotionale Färbung und Bilder hinzu, während der Neokortex es
alles mit Worten formuliert. Und es funktioniert umgekehrt. Eine
bestimmte emotionale Situation oder bestimmte an die Person
gerichtete Worte - eine Forderung oder eine Beleidigung - können
die Kette hinablaufen und die Originalpanik auslösen. Der
Ursprung ist so tief drinnen und so weit entfernt, dass er die
Reaktion zu einem Geheimnis macht. Mit tiefem persönlichem Zugang
ist sie kein Geheimnis mehr.
Somit
verändert die Einprägung des Erstickens die Physiologie zur
Panik hin. Tiefes Atmen vermindert Panik für den Augenblick.
Genau wie ein Primal, weil eine Sitzung, die schweres Atmen und
Weinen beinhaltet, die Werte senkt. Später dann sind es Schmerztöter
(Opiate), die Panik unterdrücken; nichtsdestotrotz sind es
deregulierte schmerztötende Substanzen, die mit dem frühen
Ersticken bei der Geburt in Verbindung stehen, welche teilweise
daran schuld sind.
Ich
habe an anderer Stelle den Verstärkungsprozess erörtert;
Liebesmangel, ein unterdrückender Haushalt, eine übermäßig
beschützerische, einengende Mutter können alle zu dem Symptom
beitragen. Die wirkliche Liebe und Zuneigung einer Mutter von
Beginn an kann die Kraft von Panikattacken auch vermindern, indem
sie die hemmenden/verdrängenden Substanzen im Gehirn anhebt. Es
gibt einen wichtigen Unterschied zwischen einer einengenden, übermäßig
beschützerischen Mutter und einer, die wahre Liebe anbietet. Ich
hatte so eine Mutter; sie hatte schreckliche Angst, dass ihre
Kinder krank werden könnten und dass sie sich um sie kümmern müsste.
So wachte sie die ganze Zeit über sie, gab ihnen nie die
Freiheit, einen Fehler zu machen – und das bedeutet Ersticken.
Es
gab und gibt ein Heilungsfenster. Jetzt dorthin zu gelangen
bedeutet, die Schmerzkette zu den Ursprüngen hinabzureisen und
das Fenster wieder aufzumachen. Andernfalls bleibt uns nichts übrig,
als die Panik zu unterdrücken, was ein Leben lang so weitergehen
kann. Was alles schlimmer macht, ist, wenn die Mutter zu ihrem
Baby distanziert und lieblos ist. Deshalb geraten mache Kinder in
Panik, sobald sie ihre Mutter nicht sehen können. Vielleicht löst
es die Anoxie wieder aus. Lebenslanges gestörtes Atmen kann während
dieses kritischen Fensters in Gang gesetzt werden. Das kann zurückzuführen
sein auf Einflüsse auf bestimmte Hirnstamm-Strukturen wie die
Medulla. Kurz gesagt können Atemprobleme Symptome der ersten
Linie (Ebene) sein, die sich nur behandeln lassen, indem man die
Bewusstseinsebenen zur ersten Linie hinabsteigt.
Machen
wir nicht den Fehler, das Paniksyndrom als fehlangepasste Reaktion
zu betrachten. Es ist perfekt angepasst und entspricht der
Erstickung, die bei der Geburt oder zuvor in Gang war. Abnormal wäre,
wenn es zu keiner „abnormalen Reaktion“ kommen würde. Wenn
uns jemand die Luft abdreht, werden wir alle panisch. Das
bedeutet, dass wir unser Alarmsystem ausgelöst haben; Kortisol
strömt ins System, da wir uns zur Flucht vorbereiten. Und wovor
fliehen wir? Vor unserer Erinnerung.
Lassen
Sie sich nicht täuschen mit der Einnahme von Pillen oder mit
Spritzen, welche die Panik unterdrücken. Sie zu unterdrücken ist
nicht dasselbe wie sie auszumerzen. Sie bleibt und nagt an uns,
bis andere Organe – nicht zuletzt das Herz – aufhören,
angemessen zu funktionieren.
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Übersetzung:
Ferdinand Wagner