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Primal Mind

 

Dr. Arthur Janov:   ÜDPanik und Ersticken DDrängung als Hauptakteur                 

Samstag, 02. Oktober 2010, Panic and Suffocation, www.arthurjanov.com                                                         

                                                                                                          

Atemprobleme, Kurzatmigkeit und Panik angesichts des Erstickens sind unter meinen Patienten weit verbreitet. Das Meiste davon stammt von wirklichem Ersticken bei der Geburt, als es aus vielerlei Gründen nicht genügend Sauerstoff für das Neugeborene gab. Der häufigste Grund waren die massiven Anästhetika, die man der Mutter verabreichte, oder eine schwere Dosis Schmerztöter, welche die Atmung des Neugeborenen wirkungsvoll stilllegten. Sogar Periduralanästhesie kann den Stillstand verursachen. Das Baby bekommt keine Luft. Und deswegen kommt es zu einem Panikzustand, da der Tod naht. Es ist dieselbe Panik, die Erwachsene von Zeit zu Zeit erleiden; ein Zustand, der aus dem Nichts zu kommen scheint. Alles, was einengend ist, sogar eine Biologieklasse oder ein überfülltes lautes Restaurant kann sie auslösen. Die Atemprobleme sind Teil des Reaktionssyndroms auf Luftmangel am Lebensanfang. Es scheint, dass dies alles aus heiterem Himmel geschieht, aber in Wirklichkeit ist es eine Reaktion. Beinahe immer eine Reaktion, da Panik bei uns Menschen kein natürlicher Zustand ist. Die Frage ist: „Eine Reaktion auf was?“ Wenn wir Therapeuten uns nur angewöhnen könnten zu fragen: „auf was?“ Stattdessen hören wir da oft auf und fangen mit unserem Unterdrückungswerk mittels Pillen an. Wir unterdrücken Erinnerung und Zugang zu uns selbst und unseren Gefühlen.

Es gibt Forschung zu diesem Gegenstand, die behauptet, es geschehe, wenn ein Auslöser irrtümlich in Gang gesetzt wird. Es ist nichts Irrtümliches. Es ist präzise, wenngleich symbolisch. Das Gefühl ist dasselbe, sei es in einem Raum mit abgesenktem Sauerstoff oder in einem überfüllten lauten Restaurant. Was am wahrscheinlichsten Panik auslöst, ist das Gefühl, gefangen zu sein, festzustecken und nicht entkommen zu können. In einer Situation zu sein, die das alles hervorruft; in der Zulassungsstelle in einer endlosen Schlange feststecken, und wenn du zum Schalter kommst, sagt man dir, dass du die Formulare besser ausfüllen musst. Oder schlimmer: in einem Zuhause mit Regeln und Disziplin und ohne Liebe gefangen sein. Oder in einem Job gefangen sein, der keine Zukunft hat und keinen „Expansionsraum.“ Das ist der Verstärkungsfaktor. Es gibt viele Verästelungen, die letztendlich die frühen Prägungen auslösen. In einem Auto mit geschlossenen Fenstern zu sitzen, kann es bewirken, oder in einem Raum, der sehr stickig ist. Alle Wege führen nach Rom. Manchmal kann einfach ein vorübergehender Gedanke die Panik auslösen, und die Person ist sich nicht einmal bewusst, was für ein Gedanke das war.

Es kommt zu wirklichem Ersticken und oft zu dem zwanghaften Seufzen, das damit einhergeht. Ich nenne es das „Jüdische-Schwiegermutter-Syndrom.“ Aber was zu geschehen scheint, sind Schwankungen bei dem, was als PC02 und Laktat bekannt ist. PC02 ist ein Index des Teildrucks von Kohlendioxid und sagt uns wieviel Kohlendioxid im Blut ist. Wenn die Werte hoch sind, gibt es auch einen höheren Laktatspiegel und das Ergebnis ist die Physiologie der Panik.

Und was ist dieser Auslöser? Erinnern Sie sich, dass es höhere Ebenen als die rein physiologische gibt. Und jede höhere Ebene repräsentiert die Hirnstamm-Grundreaktion auf ihre eigene Weise. Jede höhere Gehirnebene steuert zu einer Erfahrung eine andere Qualität bei. So fügt das Gefühlssystem der zweiten Linie emotionale Färbung und Bilder hinzu, während der Neokortex es alles mit Worten formuliert. Und es funktioniert umgekehrt. Eine bestimmte emotionale Situation oder bestimmte an die Person gerichtete Worte - eine Forderung oder eine Beleidigung - können die Kette hinablaufen und die Originalpanik auslösen. Der Ursprung ist so tief drinnen und so weit entfernt, dass er die Reaktion zu einem Geheimnis macht. Mit tiefem persönlichem Zugang ist sie kein Geheimnis mehr.

Somit verändert die Einprägung des Erstickens die Physiologie zur Panik hin. Tiefes Atmen vermindert Panik für den Augenblick. Genau wie ein Primal, weil eine Sitzung, die schweres Atmen und Weinen beinhaltet, die Werte senkt. Später dann sind es Schmerztöter (Opiate), die Panik unterdrücken; nichtsdestotrotz sind es deregulierte schmerztötende Substanzen, die mit dem frühen Ersticken bei der Geburt in Verbindung stehen, welche teilweise daran schuld sind.

Ich habe an anderer Stelle den Verstärkungsprozess erörtert; Liebesmangel, ein unterdrückender Haushalt, eine übermäßig beschützerische, einengende Mutter können alle zu dem Symptom beitragen. Die wirkliche Liebe und Zuneigung einer Mutter von Beginn an kann die Kraft von Panikattacken auch vermindern, indem sie die hemmenden/verdrängenden Substanzen im Gehirn anhebt. Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen einer einengenden, übermäßig beschützerischen Mutter und einer, die wahre Liebe anbietet. Ich hatte so eine Mutter; sie hatte schreckliche Angst, dass ihre Kinder krank werden könnten und dass sie sich um sie kümmern müsste. So wachte sie die ganze Zeit über sie, gab ihnen nie die Freiheit, einen Fehler zu machen – und das bedeutet Ersticken.

Es gab und gibt ein Heilungsfenster. Jetzt dorthin zu gelangen bedeutet, die Schmerzkette zu den Ursprüngen hinabzureisen und das Fenster wieder aufzumachen. Andernfalls bleibt uns nichts übrig, als die Panik zu unterdrücken, was ein Leben lang so weitergehen kann. Was alles schlimmer macht, ist, wenn die Mutter zu ihrem Baby distanziert und lieblos ist. Deshalb geraten mache Kinder in Panik, sobald sie ihre Mutter nicht sehen können. Vielleicht löst es die Anoxie wieder aus. Lebenslanges gestörtes Atmen kann während dieses kritischen Fensters in Gang gesetzt werden. Das kann zurückzuführen sein auf Einflüsse auf bestimmte Hirnstamm-Strukturen wie die Medulla. Kurz gesagt können Atemprobleme Symptome der ersten Linie (Ebene) sein, die sich nur behandeln lassen, indem man die Bewusstseinsebenen zur ersten Linie hinabsteigt.

Machen wir nicht den Fehler, das Paniksyndrom als fehlangepasste Reaktion zu betrachten. Es ist perfekt angepasst und entspricht der Erstickung, die bei der Geburt oder zuvor in Gang war. Abnormal wäre, wenn es zu keiner „abnormalen Reaktion“ kommen würde. Wenn uns jemand die Luft abdreht, werden wir alle panisch. Das bedeutet, dass wir unser Alarmsystem ausgelöst haben; Kortisol strömt ins System, da wir uns zur Flucht vorbereiten. Und wovor fliehen wir? Vor unserer Erinnerung.

Lassen Sie sich nicht täuschen mit der Einnahme von Pillen oder mit Spritzen, welche die Panik unterdrücken. Sie zu unterdrücken ist nicht dasselbe wie sie auszumerzen. Sie bleibt und nagt an uns, bis andere Organe – nicht zuletzt das Herz – aufhören, angemessen zu funktionieren.

 

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Übersetzung: Ferdinand Wagner