Der ontogenetische Wagner-Senf-Blog |
Dezember
2023 "Eine äußerst kurze Geschichte der Menschheit" Dies ist eine Überschrift in Anlehnung an einen weithin bekannten Buchtitel des israelischen Autors Yuval Noah Harari, Universitäts-Professor für Geschichte. Befassen - äußerst kurz befassen - möchte ich mich hier aber nicht mit Hararis Buch sondern mit einem Werk von Peter Frankopan, ebenso Professor für Geschichte, ein Buch mit dem Titel "Zwischen Erde und Himmel - Klima-eine Menschheitsgeschichte". Und schließlich gibts dann noch einen äußerst kurzen "Geschichtsunterricht" von Dr. Arthur Janov zum Thema "Schmerz und Evolution." Bei Yuval Hararis Werk habe ich den subjektiven Eindruck, dass er nur die altbekannte Geschichte vom "Superaffen" erzählt, der alles erobert und alle ausrottet, wo immer er auftaucht. Mein Eindruck ist, dass Harari im Gegensatz zu Frankopan kein Gespür hat für die Katastrophen, Widrigkeiten, Nöte, denen die Menschheit ausgesetzt war, kein Gespür für das unbeschreibliche Leid, das - wenn man Frankopans Schilderungen folgt - in der Geschichte der menschlichen Zivilisation nahezu allgegenwärtig war. Es ist die Betonung der Katastrophen, das Herausstellen der Unerbittlichkeit und Gleichgültigkeit des Planeten Erde gegenüber einer Kreatur, die wohl seit Anbeginn mit der Ungunst der Verhältnisse, mit einer feindseligen Umwelt zu kämpfen hatte, die Frankopans Buch auszeichnet. Er schreibt über Klimaveränderungen, Naturkatastrophen, Hungersnöte, Seuchen; ein Geschichtsbuch der Katastrophen, in dem ein Massensterben dem anderen folgt und in dem die Kriege, welche die "Sapiens" (Hararis Ausdruck) untereinander ausfochten, lediglich eine Randbedeutung haben. Ich habe Peter Frankopans Buch "quergelesen", wegen der Fülle an Fakten und Details, die beschrieben werden, und mein überwältigender Eindruck nach dieser "Querleserei" ist, dass ich als Mensch der Gegenwart mich demütig verbeugen sollte vor allen meinen Vorfahren einschließlich meiner Eltern. Das ist jetzt aber nicht ganz einfach, denn sowohl der Mensch im Allgemeinen als auch meine Eltern im Besonderen haben im Laufe ihrer Geschichte auch viel Mist fabriziert und großen Schaden angerichtet. Es ist und bleibt eine ambivalente Angelegenheit. In dem Kapitel "Das kollektive Trauma" in seinem Buch "Terra Nova. Globale Revolution und Heilung der Liebe" sagt der Psychoanalytiker Dieter Duhm: "Wenn wir auf der Erde einen dauerhaften Frieden erzeugen wollen, müssen wir dieses Seelenmuster der Angst umwandeln in ein Grundmuster des Vertrauens. Das ist leicht gesagt, aber die Angst ist tief verankert im Zellsystem unseres Organismus. Sie ist ein fester Bestandteil unseres genetischen und physiologischen Systems geworden, sie funktioniert reflexartig und ohne Bewusstsein (........................). Es sind die in langer Kriegsgeschichte entstandenen unterbewussten Schreckensbilder, die zusammen den „traumatischen Kern” der Menschheit bilden." Und er zitiert in diesem Kapitel einen anderen Autor, Eckart Tolle, der in seinem Buch "Eine neue Erde" vom "Schmerzkörper der Menschheit" spricht: „Dieses Energiefeld alter, aber noch sehr lebendiger Emotionen, das jeder Mensch in sich trägt, ist der Schmerzkörper. Der Schmerzkörper ist jedoch seinem Wesen nach nicht nur auf das Individuum beschränkt, er hat auch Anteil an dem Schmerz, den unzählige Menschen im Lauf der Menschheitsgeschichte, einer Geschichte von anhaltenden Stammeskriegen, Sklaverei, Plünderei, Vergewaltigung, Folter und anderen Formen der Gewalt, erlitten haben. Dieser Schmerz ist in der kollektiven Psyche der Menschheit noch immer lebendig und wird täglich vermehrt, wie man sieht, wenn man die Abendnachrichten im Fernsehen oder die Beziehungsdramen bei seinen Mitmenschen sieht.” Ich erwähne diese Textstellen, weil sie darauf hinweisen, dass wir das traumatische phylogenetische Erbe unserer Vorfahren in uns tragen, das von Generation zu Generation von den Eltern an ihre Kinder weitergegeben wird. Es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, dass neurotische Eltern ihre Kinder neurotisieren. Arthur Janov hat in seinen Büchern ausführlich beschrieben, wie solche Prozesse funktionieren. Zu dem "Schmerzkörper," den Eckart Tolle beschreibt und der eigentlich nur ein anderer Begriff für den Janovschen "Urschmerz" ist, würde ich auch den Schmerz hinzufügen, der in der Stammesgeschichte aus den vielen Hungersnöten, Seuchen, Naturkatastrophen, Klimaänderungen entstanden war, letztlich den Schmerz aus allen Widrigkeiten, denen homo sapiens und seine Vorfahren seit Anbeginn der Evolution ausgesetzt waren. Arthur Janov schreibt im Kapitel "Die Gegenwart der Vergangenheit" in seinem Buch "Gefangen im Schmerz": "Die Evolution des Menschen ist wenig mehr als die verschlüsselte Erinnerung an Primärschmerz. Unser Körperbau, die Sprache, die wir sprechen, und unsere hochentwickelten Fähigkeiten, Werkzeuge herzustellen, entwickelten sich rund um einen zentralen Kern von Primärschmerz. Der menschliche Organismus ist aus der Ungunst der Verhältnisse heraus aufgebaut worden. (........................) Wenn ich sage, dass die widrigen Umstände für die menschliche Gattung verantwortlich waren, meine ich damit, dass es eine Gruppe isolierter Affen gegeben haben könnte, der der Himmel nicht wohlgesonnen war und die nicht die täglichen Mittel zum Überleben finden konnten. Um sich zu erhalten, musste diese Gruppe neue Möglichkeiten "herausbekommen." Dieses "Herausbekommen" wurde sofort zu einem Werkzeug des Überlebens und der Abwehr. (......................) Das menschliche Bewusstsein ist das Ergebnis der Geschichte der Menschheit, die schließlich in der Struktur des Gehirns zusammengefasst ist. (......................)" Janov weist darauf hin, dass sogar Fische "winzige Schlösser haben, in die Opiate wie Schlüssel passen", und dass man herausgefunden hatte, dass "Regenwürmer Beta-Endorphin produzieren, diesselbe opiatähnliche Substanz, die im menschlichen Gehirn die Empfindung von Lust und Schmerz beeinflusst und Verdrängung bewirkt." Laut Janov könnte es von Anfang an in der Evolution der Lebewesen eine biochemische Verdrängungs-Funktion gegeben haben, eine Fähigkeit, mit Widrigkeiten, Schmerz aus der Umwelt fertig zu werden. Janov schreibt den Organismen in der Evolution eine aktive Rolle zu: "Die Grundlage der Evolution beruht auf der Art, wie der Organismus seine eigenen inneren Hilfsmittel zum Überleben und zu inneren Veränderungen als Reaktion auf eine äußere Umwelt nutzbar macht. (.........) Mir scheint, dass Darwins Theorie vernachlässigt, wie Organismen und Umwelt interagieren und sich gegenseitig formen. Bedürfnis determiniert die Struktur eines menschlichen Wesens. Wenn das Gehirn wegen Urschmerzen mehr Dopaminrezeptoren braucht, schafft es sich diese. (........................) Unsere Physiologie und die durch sie widergespiegelten Bedürfnisse unterscheiden sich von niederen Formen nicht so sehr. Wir sind, was wir waren, und auch, was wir geworden sind. Wir sind das Endergebnis der ganzen Geschichte, und mehr." Das alles würde meiner Ansicht nach bedeuten, dass Abwehr, Verdrängung und irgendeine Art von Speicherung einer widrigen, schmerzvollen, angsterregenden Umwelterfahrung von Anfang an ein Kernfaktor in der Entwicklung der Lebewesen waren. Ich hatte vor vielen Jahren einen Aufsatz verfasst ("Gedanken über die Evolution der Menschheit auf Basis der Primärtheorie Arthur Janovs"), in dem ich das folgende hypothetische Wirkprinzip formuliert habe: "Hypothese:
Die
Notwendigkeit, mit einer Bedrohung aus der Umwelt fertig zu werden, führte
in einem primitiven Organismus zu strukturellen Veränderungen. In der
Langzeitfolge wuchs die
sensorische Kompetenz des Systems: Einerseits war die Abwehrfähigkeit
(die Fähigkeit mit widrigen externen Reizen fertig zu werden) leicht erhöht.
Andererseits nahm die Verletzlichkeit (die Wahrscheinlichkeit, von außen
eindringende Reize als überlastend oder gefährlich wahrzunehmen) zu. Beide Effekte
traten miteinander in Wechselwirkung. Die leicht erhöhte Sensibilität
steigerte die Wahrscheinlichkeit des Organismus, Phänomene in der Umwelt
als schmerzhaft oder gefährlich wahrzunehmen und zwang das Abwehrsystem, sich auszuweiten
(mehr Zellen für die Speicherfunktion, für die Schleusung und
Abpufferung der wahrgenommenen schädlichen Umweltreize) und häufiger in Aktion zu treten. Und umgekehrt führte
die häufigere Aktivierung des Abwehrsystems und die erhöhte
Wahrscheinlichkeit interner Stimulierung (durch die permanent in
Rückkoppelungsschleifen zirkulierende Energie)
zu weiterer Sensibilisierung (Erweiterung und Verfeinerung des
sensorischen Apparats).
Kurz
gesagt erzeugte ein erwünschter Effekt (Abwehr) einen unerwünschten
konträren Nebeneffekt (gesteigerte Sensibilität und Verletzlichkeit) in
einem System, vermutlich wegen der Tatsache, dass Sensibilisierung die
einzig effektive Abwehr gegen einen gefährlichen externen Angriff war.
Beide konträren Effekte verstärkten einander in einem antagonistischen
Wechselspiel unter Einbeziehung der Umwelt und führten in der
Langzeitfolge zu dem Ergebnis, dass der Organismus höhere Stufen auf der
Leiter der Evolution erreichte. Die systemischen Veränderungen, die die
individuellen Organismen im Laufe ihrer Ontogenese erfuhren, wurden in den
Genen verschlüsselt und resultierten in dem Auftauchen neuer Synthesen
(Spezies) mit gesteigerter organismischer, systemischer Intelligenz. Wenn ich heute diese Textstelle lese, dann denke ich mir: "Heiliger Strohsack, was habe ich damals für pseudo-superschlaues Zeug dahergefaselt, das versteht doch keiner, ich selbst auch nicht, wenn ich das jetzt Jahre später lese." Aber nun gut, ich wollte diese Hypothese, dieses Wirkprinzip hier noch mal anführen, zumal es nicht so abwegig ist, sich vorzustellen, dass die Reaktion auf widrige Umwelterfahrungen - also Abwehr und Verdrängung mittels innerer Opiate, Speicherung, innere Stimulierung und Veränderung - langfristig zu einer Sensibilisierung, Höherstufung, Veredelung von Organismen geführt hat. Mir würde einleuchten, dass bei dieser "Gruppe isolierter Affen", die Janov erwähnt, die Wahrscheinlichkeit sich schlagartig erhöhte, mit der neuen Umgebung schmerzvolle, bedrohliche Erfahrungen zu machen, und dass diese isolierten Affen plötzlich einem enormen Innovationsdruck ausgesetzt waren, sowohl hinsichtlich ihres Verhaltens als auch hinsichtlich ihrer inneren Fähigkeiten, Opiate und neue Strukturen zu bilden, die Schmerz und Trauma verdrängen konnten. Und als Ergebnis dieser Urtragödie unter den Primaten, die in der Mythologie der Christenheit als "Vertreibung aus dem Paradies" bekannt ist, haben wir die moderne Menschin und den modernen Menschen unserer Zeit, also den Primärmensch, wie ihn oder sie Arthur Janov postulierte ???.....nun, wohl eher nicht........viel wahrscheinlicher ist, dass wir dem neurotisierten, vielfach traumatisierten, verfälschten, fragmentierten, abgewehrten und abgestumpften irrealen menschlichen Produkt begegnen, ebenfalls ausführlichst beschrieben von Arthur Janov in seinen Büchern. Warum bringt unsere moderne Hightec- und Highscience-Gesellschaft nicht endlich mehr reale Menschen hervor, die wirklich psychophysisch gesund und eine fühlende Ganzheit sind? Ich lasse diese Frage im Raum stehen und zitiere eine ehemalige Janov-Patientin, die in "Der neue Urschrei" sagt: "Ich hatte gerade mein Geburts-Urerlebnis durchgemacht, und später fiel mir auf, dass der Schmerz, den mir die Stahlzange bereitete, und das Entsetzen der sich verkrampfenden Gewebe und Muskeln, die mich stundenlang ausgetrieben und geschüttelt und gestoßen und geknetet hatten in dem verzweifelten Versuch, mich auszustoßen, mich ins Leben zu werfen....... das alles entspricht so erstaunlich dem, was mit dem Embryo der menschlichen Spezies geschieht. Wir sind noch immer in der <Wehenschmerz> - Phase des überreifen Embryos, der um sein Lebensrecht kämpft. Und in diesem unglaublichen, kahlen, überheizten Therapieraum findet die GEBURT statt; nicht nur die dieses oder jenes Patienten, sondern einer neuen Spezies, die allmählich körperlich sichtbar wird. (......) Was immer da geboren wird, ist der ursprüngliche Elternteil des wahren und vollständigen menschlichen Produkts." Arthur Janov beschreibt dieses "wahre und vollständige menschliche Produkt" in seinem Buch "Primal Man - Das neue Bewusstsein". Im Kapitel 15, "Das neue Bewusstsein - der Primärmensch, Schlussbetrachtungen" geht er so weit zu behaupten, dass der Primärmensch die einzige Hoffnung für das Überleben der Menschheit sei. Das halte ich nun für übertrieben, und wenn jemand den Untergang der gesamten Menschheit in den Raum stellt, dann sollte er oder sie auch skizzieren können, wie diese Selbstzerstörung ablaufen soll. So einen "Ablaufplan" der Selbstzerstörung der menschlichen Spezies hat Janov nie vorgelegt, also fügt er sich ein in die Reihen der vielen Propheten, die bisher schon den Untergang der Menschheit oder der "ganzen Welt" vorausgesagt haben. Aber das ist auch nicht der Kernpunkt dieses Kapitels 15, sondern es geht in der Hauptsache um erstaunliche Eigenschaften dieses Primärmenschen, erstaunlich in Hinsicht auf das, was wir in unserer Neurotiker-Gesellschaft als "normal" betrachten: "Primärbewusstsein bedeutet das Ende für neurotische Spannung und für die zahlreichen Leiden, die daraus resultieren. Es bedeutet eine Gesellschaft mit einem geringeren Bedarf an Drogen, Mediziner und Krankenhäuser und einen erheblich reduzierten Bedarf an Gefängnissen. es bedeutet nicht nur weniger Verbrechen, sondern auch die Beseitigung des Bedürfnisses nach Drogen, das Ursache für so viele Verbrechen ist. Es bedeutet das Ende für Alkoholismus und all die damit einhergehenden Probleme wie Verkehrstote, gescheiterte Ehen, Grausamkeit gegenüber Kindern, Gewaltverbrechen und schulisches sowie berufliches Versagen. (Absatz) Primärbewusstsein bedeutet mit Sicherheit das Ende für Kriege, denn niemand, der erkannt hat, dass sein Körper ihm gehört, wird es zulassen, dass irgendeine abstrakte Macht diesen Körper Tausende Meilen weit verschifft, damit er verkrüppelt oder getötet werde. Und der Primärmensch ist unfähig, anderen Menschen Gewalt anzutun. Da er selbst Schmerz erfahren hat, fühlt er, wenn andere Schmerz erleiden, und kann anderen keinen Schmerz zufügen. (.....) (Absatz) Sex ist für ihn ein schönes, mit wechselseitigem Feeling verbundenes Erlebnis und nicht ein Symbol für Eroberung, Maskulinität, Virilität und dergleichen. Der Primärmensch, der fähig ist, seine Gefühle zu erleben, kann Freude fühlen und lieben, einfach weil er fühlen kann. (......) Der Primärmensch schläft besser und ist ausgeruhter. Deshalb wird er gesünder sein und produktiver und erfolgreicher in dem, was er macht. (.......) Er macht keine Dinge, die sein Ende beschleunigen, wie etwa Trinken, Rauchen, Pillenschlucken. (.....) Er leidet nicht ein Leben lang unter seiner Fettleibigkeit, nur weil er nicht aufhören konnte zu essen. (.......) (Absatz) Ich glaube, dass der Primärmensch im wesentlichen anarchistisch ist. Wenige von denen, die ich habe beobachten können, engagieren sich politisch; (....). Sie wollen das Leben anderer Menschen nicht kontrollieren und haben deshalb kaum politische Ambitionen, ja, sie haben generell wenig Ambitionen, mit Ausnahme der einen - ein Leben in Frieden zu leben. (......) Diejenigen, die individualistisch sind, handeln zum Besten der Gemeinschaft; sie wollen für sich und die Menschheit das Beste, weil sie jetzt voll bewusst und menschlich sind. (.....) (Absatz) Der Primärmensch hat Freude an Schönheit. Er würde nicht des Profits willen Wälder abholzen, noch würde er mit seinem Abfall die Meere verschmutzen. (......) (Absatz) Der Primärmensch weiß um seine innewohnende Einsamkeit. Er sucht nicht verzweifelt nach sozialen Kontakten, um sich selbst zu entfliehen. Er braucht vor dem Selbst, mit dem er vertraut ist und mit dem er sich wohl fühlt, nicht mehr davonzulaufen. (....) (Absatz) Für mich steht fest, dass der Schmerz und der Stress, die einen Herzanfall auslösen, nach dem Anfall nicht einfach verschwinden. Sie werden den Körper permanent an seinen schwächsten Stellen angreifen. Die einzige Versicherung gegen künftige Anfälle besteht darin, den Schmerz loszuwerden. Die einzige andere Alternative ist das, was heute in der Medizin praktiziert wird - Drogen, um den Schmerz zu kontrollieren und zu dämpfen; Drogen, um das Blutkreislaufsystem zu öffnen, das sich gegen Schmerz kontrahiert; Drogen, um die Angst zu beschwichtigen, dass man ein schwaches Herz hat; und Drogen für jenen Menschen, der nachts nicht schlafen kann aus lauter Angst, es könne seine letzte Nacht auf dieser Erde sein. (Absatz) Ich glaube, wir haben einen gewaltigen Sprung in der Entmythologisierung der grundlegenden Natur des Menschen gemacht. Wir wissen inzwischen eine Menge darüber, was ihn körperlich wie auch seelisch krank macht, und mehr noch, wir haben eine Methode gefunden, die diese Krankheit beseitigen kann. (.........). Der Primärmensch ist erstaunlich, nicht weil er ein Übermensch ist, sondern weil er einfach Mensch ist." (Ende des Kapitels, Fettschrift von mir) Soweit Arthur Janov in seinem Werk "Primal Man - Das neue Bewusstsein". Ich komme noch mal auf Janovs Sorge um das Überleben der Menschheit zurück und erwähne, dass auch der Geschichtsprofessor Peter Frankopan am Schluss seines Buches "Zwischen Erde und Himmel" sehr skeptisch klingt und andeutet, die Natur oder der Planet selbst werde den Ressourcenvergeuder und Umweltverschmutzer "Mensch" in seiner Anzahl drastisch reduzieren mittels Seuchen, Hungersnöte, Kriege. Der andere Geschichtsprofessor, Yuval Harari, schreibt am Ende seines Buches "Eine kurze Geschichte der Menschheit": "Wir haben größere Macht als je zuvor, aber wir haben noch immer keine Ahnung, was wir damit anfangen wollen. Schlimmer noch, die Menschheit scheint verantwortungsloser denn je. Wir sind Selfmade-Götter, die nur noch den Gesetzen der Physik gehorchen und niemandem Rechenschaft schuldig sind. Und so richten wir unter unseren Mitlebewesen und der Umwelt Chaos und Vernichtung an, interessieren uns nur für unsere eigenen Annehmlichkeiten und unsere Unterhaltung und finden doch nie Zufriedenheit. Gibt es etwas Gefährlicheres als unzufriedene und verantwortungslose Götter, die nicht wissen, was sie wollen?" Das hört sich ebenso nach ganz, ganz großem Unheil an, und wir landen wieder bei Janovs düsterer Prophezeiung, dass Neurotiker-Gesellschaften sich letztlich selbst vernichten werden. Nun, ich würde sagen, das wird noch spannend in den nächsten Jahren und Jahrzehnten: Wohin entwickelt sich die Menschheit? Allerdings möchte ich hier eindeutig Stellung beziehen und betonen, dass ich homo sapiens keinesfalls als machtgierigen Super-Prädator sehe. Ich bin hier ganz klar bei Arthur Janov und seiner Sicht der Natur des Menschen: Homo sapiens ist eindeutig ein Bedürfnisgeschöpf, und Neurose entsprang und entspringt letztlich der Notwendigkeit, mit einem Übermaß an Schmerz und Trauma fertig zu werden. _____________________________ ______________________________ Quellen: 1. Peter Frankopan: Zwischen Erde und Himmel, Rowohlt Berlin Verlag, 2023 2. Yuval Noah Harari: Eine kurze Geschichte der Menschheit, Deutsche Verlags-Anstalt München, 2013 3. Dieter Duhm: Terra Nova, Meiga, 2014 4. Eckart Tolle, Eine neue Erde, Arkana, 2015 5. Weblink: Das kollektive Trauma - (tamera.org) 6. Arthur Janov: Gefangen im Schmerz, S. Fischer Verlag, Frankfurt (Main), 1981 7. Arthur Janov: Der neue Urschrei, S. Fischer Verlag, Frankfurt (Main), 1993 8. Arthur Janov: Das neue Bewusstsein-Primal Man, S. Fischer Verlag, Frankfurt (Main), 1977 9. Ferdinand Wagner: Gedanken über die Evolution der Menschheit auf Basis der Primärtheorie Arthur Janovs,2005, The Primal Page's German Section (primal-page.com) ___________________________________ ___________________________________
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