Artikel u. Buchausz.

Buchübersetzungen

 

 
   

DR. ARTHUR JANOV

 

WHY YOU GET SICK - HOW YOU GET WELL

WARUM SIE KRANK WERDEN UND WIE SIE

GESUND WERDEN

DIE HEILENDE KRAFT DER GEFÜHLE

DOVE BOOKS, WEST HOLLYWOOD, CA, 1996

Aus dem Amerikanischen von Ferdinand Wagner


TEIL III


13
DAS LIMBISCHE SYSTEM: WIE UND WO WIR UNSERE GEFÜHLE SPEICHERN

Emotionen sind keine Regungen, die man am besten bezwingt, unterdrückt, in Schach hält oder übersieht. Im Gegenteil, sie sind für unsere Menschlichkeit wesentlich, in das Gefüge unseres System eingewoben und erfüllen eine Überlebensfunktion. Ohne Gefühle und Bedürfnisse wären wir Roboter. Gefühle verleihen uns die Fähigkeit, vernünftig zu urteilen. Sie liegen unseren Gedanken, Verhaltensweisen, Interessen, Glaubensüberzeugungen, Träumen und Obsessionen zugrunde.

Der Neurologe Antonio Damasio meint, dass Gefühle für Entscheidungsfindungen wesentlich sind. Bei den meisten Entscheidungen stellen wir uns den Verlauf einer Handlung vor und urteilen dann, ob der innere Gefühlszustand angenehm ist. Ist es ein gutes Gefühl? Wenn ja, machen wir es. Aber wenn der Gefühlszustand unerfreulich ist, entscheiden wir uns nicht dafür, die Sache durchzuziehen.

Wenn wir von unseren Gefühlen abgeschnitten sind, tun wir uns mit der Entscheidungsfindung sehr schwer, weil wir nicht wissen, was wir fühlen. Vielleicht verhalten wir uns rücksichtslos, weil wir die Konsequenzen unseres Handelns (oder Nicht-Handelns) nicht fühlen können. Im Allgemeinen werden Gedankenprozesse beeinträchtigt, wenn nicht genügend emotionale Stimulierung stattfindet oder wenn zuviel Emotion das denkende Gehirn antreibt.

Im Großen und Ganzen werden Gefühlserfahrungen in einem System von Gehirnstrukturen gespeichert, verarbeitet und ausgedrückt, das als Limbisches System bekannt ist.

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(Siehe Abbildung 3 auf Seite 273). Physiologisch betrachtet funktioniert das limbische System wie ein Kondensator; es speichert die elektrische Ladung emotionaler Aktivierung, akzeptiert nur ein bestimmtes Maß an Input und versucht den Überschuss "wegzukippen", wo immer es kann. Das Modell, um das zu verstehen, liefert ein Experiment, das von Ronald Melzack an Hunden durchgeführt wurde, so wie es von Crichley in Scientific Foundations of Neurology berichtet wird.

Über mehrere Tage verpasste Melzack dem limbischen Areal eines Hundegehirns täglich einen elektrischen Schlag. Die elektrische Ladung wurde offensichtlich gespeichert, denn die elektrische Aktivität des Gehirns reverbierte nach jedem Schlag auf einer höheren Ebene, bis die Hunde eines Tages begannen, spontane Anfälle zu haben. Die Hunde hatten eine Form von Epilepsie entwickelt, um mit der Input-Überlastung fertig zu werden.

Da ein dem System zugefügtes physisches oder psychisches Trauma das Limbische System als "Schlag" elektrischen Inputs erreicht, kommt es dann zu anhaltenden "Nachschlägen" elektrischer Aktivität. Auch wenn das Trauma vorüber ist, reverbiert es noch immer in den limbischen Schaltkreisen, solange es nicht ins Bewusstsein gelangen kann. Das erklärt, warum jeder Neurotiker unablässig unter innerem Stress steht. Erinnern Sie sich an LeDouxs Sichtweise des verborgenen emotionalen Gedächtnisses in Kapitel Drei, bei der das limbische System "seine unbewussten Erinnerungen dieser Ereignisse formt und speichert, und dieses Trauma kann psychisch-geistige und verhaltensbezogene Funktionen im späteren Leben beeinflussen, wenn auch durch Prozesse, die dem Bewusstsein unzugänglich bleiben." Darüber hinaus führt, wenn wie in dem oben genannten Experiment das Limbische System mit der Schmerzspeicherung nicht mehr zurecht kommt, der Überschuss zu Symptomen. (Siehe Abbildungen 4 und 5 auf Seite 273 und 274).

Untersuchen wir einige der limbischen Strukturen und schauen, was mit Gefühlen geschieht, wie sie verarbeitet, geschleust, in Symptome übersetzt und schließlich aufgelöst werden. Das Folgende ist keinesfalls der Versuch einer exakten Studie auf dem Feld der Neurologie, das nicht mein Fachgebiet ist. Vielmehr ist es das Bemühen, zu erklären, was geschehen kann, wenn wir früh im Leben traumatisiert werden, und was mit den Gefühlen geschieht, die mit dem Trauma verbunden sind. Denken Sie auch daran, dass sich die Rollen des Limbischen Systems überlappen; man kann nicht sagen, dass eine Struktur allein mit Speicherung zu tun hat, während eine andere mit dem Wiederfinden der Erinnerung befasst ist.

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Der Thalamus: Wo Schmerz und Leiden verarbeitet werden

Der Thalamus ist eine der wichtigsten Strukturen, die an Gefühlen teilhaben, und ein Hauptakteur in der Schleusung von Traumen, die früh im Leben einsetzen. Teil seiner Funktion ist, Feelings zu integrieren und zu helfen, sie mit dem präfrontalen Kortex zu verschalten, wo sie spezifischen Kontext und Bedeutung annehmen. Jüngstes Beweismaterial, das in der Nature-Ausgabe vom 22. Dezember 1994 erschien, lokalisierte einen speziellen Thalamuskern als Zentrum für die Wahrnehmung und Übertragung von Schmerz. Einer der Pioniere in der Neurologie, W. J. Nauta (zusammen mit Ko-Autor Michael Feirtag), beschreibt den Thalamus als "letzten Kontrollpunkt, bevor Botschaften aus all den Sinnesorganen der Einlass zu höheren Stationen des Gehirns gewährt wird…..An jeder synaptischen Unterbrechung auf einer sensorischen Bahn wir der Input transformiert: die Verschlüsselung, in der die Nachricht ankam, ändert sich von Grund auf. Vermutlich könnten die Daten auf höheren Ebenen nicht verstanden werden: Sie müssen übersetzt werden."

Der zerebrale Kortex ist der letzte Halt auf der Reise der Botschaft. Damit sie ankommen kann, muss sie vom Thalamus in die Sprache des Kortex übersetzt werden. Diese Übersetzung befähigt den präfrontalen Kortex, die Bedeutung zu einem emotionalen Reiz zu liefern. So würde Mamis angewiderter Ausdruck bedeuten: "Ich bin schlecht" oder "Ich werde nicht geliebt." Es befähigt jemanden, Zugang zu einem vagen Gefühl zu finden und es zu artikulieren, wie z. B. "Mutter hasst mich und macht, dass ich mich schlecht fühle." Der Thalamus übermittelt dem Kortex auch unsere Bedürnisse, damit sie interpretiert und befriedigt werden, so wie z. B. : "Bitte sei nett zu mir, Mami!" Mit der Hilfe des präfrontalen Kortex integriert der Thalamus Informationen über Feelings oder Bedürfnisse, vorausgesetzt, das Feeling oder die Deprivation ist nicht zu groß!

Wenn die Information überwältigend ist, wird sie zum Wirrwarr, und es kann weder richtige Übersetzung stattfinden noch richtige Übertragung. Eine der Funktionen des Thalamus besteht darin zu verhindern, dass Gefühle ihre kortikale Verknüpfung  finden: "Ich fühle mich schrecklich -

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Wenn die Übertragung aufgrund der Überlastung der Nervenschaltkreise zu funktionieren aufhört, werden wir teilweise oder gänzlich unbewusst und nehmen unsere Feelings und Bedürfnisse nicht mehr wahr. Wenn der Zugang blockiert ist, sodass der Kortex kein Bedürfnis bestimmen kann, versuchen wir es symbolisch zu erfüllen. Auch die Reaktion wird vom Bewusstsein abgetrennt: "Ich bemühe mich, nett zu sein, um Mami davon abzuhalten, so angewidert zu schauen." Somit weiß jemand nicht, warum er ständig darum kämpft, anderen zu gefallen.

Der Thalamus wird durch eingeprägte Erinnerung allgemein aktiviert. Das Bedürfnis nach einem liebevollen Vater aktiviert das System zum Beispiel konstant, sodass es ständig Botschaften über den Thalamus sendet, dass der Organismus wegen Liebesmangels in Gefahr ist. Das Bedürfnis nach Liebe wird dann in neue Schaltkreise umgeleitet und wird zu einem symbolischen Bedürfnis, wie z. B. das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit in der Gegenwart. (Siehe Abbildung 5 auf Seite 274).

Ist ein Trauma eingetreten, geht der Körper in seine Kampf-oder-Flucht-Reaktion, die dann die Produktion von Endorphinen katalysiert, welche die Reaktion abschwächen. Normalerweise muss die Botschaft durchkommen, um der Person zu helfen, Gefahr zu meiden und zu überleben. Aber im Falle der Deprivation ist die Botschaft zur Gefahr geworden, weil sie übermäßige Reaktionen erzeugt, die das physische System bedrohen: eine sehr hohe Herzfrequenz, zum Beispiel, oder die Übersekretion von Stresshormonen. Wenn eine Frau schwanger ist, könnte sie aufgrund der erhöhten Spiegel zirkulierender Stresshormone zu früh niederkommen. Die Frühgeburt ist allen Beteiligten ein Rätsel, weil der zugrundeliegende eingeprägte Stress unerkannt geblieben ist.

Wenn wir zu dem Beispiel der Geburtsanoxie zurückkehren, so kann Sauerstoffmangel lebenslange Auswirkung auf den Thalamus und andere Teile des limbischen Systems haben und dazu führen, dass die Integration von Schmerz unzureichend wird. Eine Art, wie das zustandekommen könnte, ist, wenn Anoxie den gegenspurigen Informationsverkehr zwischen dem Thalamus und dem Kortex beeinträchtigt und zur Unfähigkeit führt, fremden Input auszusperren. (Anoxie kann auch kleine Blutungen im Gehirn verursachen, die nicht nur spätere Anfälle hervorrufen können sondern sich auch als emotionale Probleme sowie als körperliche Handicaps zeigen können.) Die Verdrängung wird und bleibt fehlerhaft, sodass das Individuum
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für den Rest seines Lebens an Angst leidet, sich nicht konzentrieren oder nicht gut schlafen kann. Diese Patienten haben oft unzulängliche Schleusen, die sie ihres Leidens, falls überhaupt, zu bewusst sein lassen. Sie können einfach nicht genügend verdrängen. Das sind die Individuen, die nicht gut oder überhaupt nicht funktionieren. Diese Situation wird wahrscheinlich durch Beeinträchtigung des Thalamus verursacht, wodurch es zu unzureichender kortikaler Aktivierung kommen kann. Als Erwachsener nimmt jemand vielleicht das Stimulans Ritalin, um diese mangelhafte Funktion "aufzumöbeln." Ritalin unterstützt den Kortex bei der Hemmung von Schmerz tieferer Ebenen und hilft, die Person gegen inneres Leiden unbewusst zu machen. Ein geschäftigerer Kortex fühlt sich für dieses Individuum wie Normalisierung an. Jetzt endlich hat er/sie die Kontrolle.

Energie, die durch den Thalamus nach oben zum Kortex geleitet wird, kann die Gedankenbildung stimulieren. Das denkende Gehirn der dritten Ebene eilt mit Glaubenssystemen herbei, um die Energie zu absorbieren. Die "Irrealität" der Vorstellung oder des Glaubens wird von der Kraft des Feelings abhängen. Wenn sich nie jemand um die Person kümmerte, sodass sie sich nie sicher und beschützt fühlte, könnte der Glaube vielleicht einem Gott gelten, der beschützend und wachsam ist. Unterhalb des Glaubenssystems zu gelangen, führt zu dem Feeling, das es antreibt, aber jemanden von der Unlogik des Glaubens überzeugen zu versuchen, ist zwecklos, da er im Zusammenhang des Feelings, das abgesondert im limbischen System existiert, logisch ist. Das reale Gefühl ist "unsicher und ungeschützt." Der Glaube an den beschützenden Guru oder Gott macht Sinn, genau wie eine Migräne Sinn macht, wenn sie mit Sauerstoffentzug bei der Geburt verbunden ist. Ohne Verknüpfung zum kortikalen Bewusstsein kommt es zu Symptomen, da sich die Energie im gesamten körperlichen System ausbreitet. Wiederverknüpfung ist die sine qua non bei der Therapie. Wenn ein Patient wenig Fortschritte macht, dann oft deshalb, weil es nur zu minimaler Wiederverknüpfung kommt. Deswegen muss man den Patienten in der Therapie eine Zeit lang mit Tranquilizern behandeln, um die thalamische Last zu vermindern, was mehr kortikalen Input und mehr Integration zulässt. Man muss die Person und ihr limbisches System künstlich normalisieren, bis sich genügend Schmerz entladen hat, um Integration ohne Drogen zu gestatten. Bis das geschieht, kann jemand von Gefühlen gesteuert werden, die er nicht erkennen kann, weil die präzise Botschaft nie das vollständige Bewusstsein erreicht. Schlimmer noch, die unbewussten Feelings verzerren unser bewusstes Urteil über eben diese Gefühle, sodass sich ihre Bedeutung zu dem Zeitpunkt, da wir sie "vernünftig" diskutieren können,

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verdunkelt hat. Nun stellen Sie sich die Wirksamkeit von Einsichts- oder "Gesprächs"-Therapie bei der Erörterung von Gefühlen vor, die von limbischen Strukturen verborgen werden. Bei der Einsichtstherapie besteht kein Zugang zu den Gefühlen, sondern zu den Auswirkungen, die diese Gefühle auf die Bewusstheit haben. Die tieferen Strukturen befassen sich mit Feelings, lange bevor der Kortex entwickelt ist und sich der Dinge bewusst wird. Tatsächlich gelangen viele Traumen nie zu Bewusstsein; die Schleusung auf einer tieferen Ebene sorgt dafür. Wie LeDoux uns erinnert, wird "emotionales Lernen……von einem anderen System vermittelt [als deklaratives Lernen, das bedeutet Tatsachen-Lernen des linken zerebralen Kortex]….., das aller Wahrscheinlichkeit nach unabhängig von unserem vollen Bewusstsein [conscious-awareness] operiert." (LeDoux diskutiert emotionales Lernen, das durch Furcht-Konditionierung zustandekommt, aber ich glaube, das Prinzip gilt ebenso für Feelings).

Wenn wir konsequent eine Schleuse nach der anderen öffnen, finden wir das wirkliche Bedürfnis, nicht sein Symbol. Wenn wir das Bedürfnis finden, finden wir immer Schmerz, weil es weh tut, wenn Bedürfnisse unerfüllt bleiben. Wenn Neurose in der Primärtherapie umgekehrt wird, spielt der Thalamus wieder eine wichtige Rolle, indem er zulässt, dass sich vorher abgetrennte Erinnerungen mit dem Conscious-awareness [vollständigem Bewusstsein] verbinden.

Wo Gefühle gespeichert werden:  Die Amygdala-Hippokampus-Verbindung

Während der Thalamus eine Rolle in der anfänglichen Kodierung der Information spielt, helfen die Amygdala und der Hippokampus bei der Konsolidierung der einmal verschlüsselten Erinnerung.

Die Amygdalae sind ein Paar mandelförmiger Strukturen, die auf der inneren Oberfläche der Temporallappen am Hippokampus anliegen - die Spitzen des Widderhorns - , wobei sie eine Art Kreuzung im Gehirn bilden (siehe Abbildung 3 auf Seite 273). Das Gefühl "Ich will meinen Papi!" wird kodiert und mit Hilfe des Thalamus gespeichert und durch die Amygdala und den Hippokampus konkretisiert. Es wird über die gemeinsame Endbahn - den Hypothalamus - zu den Körpersystemen geleitet. Dort verändert es unser physisches Funktionieren und macht uns schließlich krank (siehe Abbildung 6 auf Seite 274).

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Viele Forschungen stimmen in dem Ergebnis überein, dass Opiate enthaltende Fasern von der Amygdala zu den sensorischen Systemen verlaufen, wo sie eine Schleusenwächter-Funktion erfüllen, indem sie als Reaktion auf emotionale Zustände, die im Hypothalamus generiert werden, Opiate freisetzen. Diese Strukturen kontrollieren den Zugang zu unseren Emotionen, nehmen Einfluss darauf, was erlebt wird und was nicht, was gelernt wird und was nicht. Wenn derLadungswert des Inputs zu hoch ist, werden Schmerzkiller freigesetzt, und die Nachricht kommt nicht zum vollständigen Bewusstsein durch. Sie erreicht aber verschiedene Körpersysteme, die die Botschaft unkritisch und unvermindert akzeptieren. Sie tun ihr Bestes, um mit der Botschaft zurechtzukommen, aber ohne die Hilfe des vollständigen Bewusstseins können sie den Input nicht aufhalten. Der Magen sondert ein Übermaß an Salzsäure ab, die Nebennieren produzieren zu viele Stresshormone, und das Blutsystem erhöht seinen Druck auf gefährliche Werte. Wenn die Botschaft schließlich verknüpft wird, ändern sich alle diese Effekte und normalisieren sich. Die Botschaft lautet vielleicht: "Warum hasst du mich? Bitte hasse mich nicht. Hab mich ein wenig lieb!" Wenn sie nach oben aufsteigt, kommt es zuerst zu Agonie, und dann kann sich das System endlich entspannen. Nach einer solchen Verknüpfung habe ich den Blutdruck um hundert Punkte fallen sehen. Die Beziehung zwischen Schmerz und Blutdruck wird offensichtlich. Hier sehen wir wieder die Dialektik: Die Strukturen, die Fühlen organisieren, sind auch die, die es durch die Sekretion von Neuroinhibitoren unterdrücken.

Adrenalin und andere Stresshormone verstärken den Aufzeichnungsprozess der Amygdalae, was der Grund ist, warum Schmerz und Trauma im Gehirn so fest zementiert werden; je größer die Furcht, die Wut und das Leiden ist, umso stärker ist die Einprägung. Hier sehen wir den neurologischen Grund dafür, dass der Prototyp lebenslange Auswirkungen auf die Struktur des sich entwickelnden Gehirns und auf die Persönlichkeit haben kann. Weil die Amygdalae und andere Strukturen, die Gefühle verarbeiten, ebenfalls repressive Hormone absondern, kontrollieren sie den Zugang zu diesen Emotionen und haben Einfluss darauf, was wir bewusst wahrnehmen und was wir verdrängen. Beschädigung der Amygdalae hindert einen daran, den furchtsamen Ausdruck bei anderen zu erkennen, und das ist ein weiterer Hinweis auf die Rolle, die diese Strukturen in der emotionalen Wahrnehmung spielen. Geschwächte Amygdalae aufgrund hoher Schmerzbelastung kann uns weniger empfindsam dafür machen, wie andere sich fühlen.

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Die Amygdala spielt eine Schlüsselrolle bei emotionaler Sprache und beim Weinen. Wenn meine Patienten mit der Stimme eines Fünfjährigen schluchzen "Mama, bitte halte mich!", können wir uns sicher sein, dass die Amygdala involviert ist. Elektrische Stimulierung der Amygdalae erzeugt Hypersexualität, und die Amygdalae sind weitgehend für die Erektion beim Mann verantwortlich. Wenn es ganz früh im Leben zuwenig Körperkontakt und Zärtlichkeit gibt, ist es wahrscheinlich die Amygdala, die gespeicherten Schmerz in zwanghafte Sexualität umwandelt.

Hinter den Amygdalae bildet der Hippokampus (das Wort bedeutet "Seepferdchen", dem diese Struktur ähnelt) die Spitze des Widderhorns. Als eine der ältesten Strukturen des Gehirns (die Amygdalae sind sogar noch älter) ist der Hippokampus offensichtlich für das deklarative Gedächtnis verantwortlich, den Kontext und die Umstände eines Ereignisses im Gegensatz zu seiner emotionalen Bedeutung. Wenn Sie fünf sind und Ihnen Ihre Mutter zum hundertsten Mal sagt "Du bist nutzlos und dumm. Geh mir aus den Augen!", dann werden die Umstände und das Feeling des Ereignissses durch den Hippokampus beziehungsweise durch die Amygdalae eingeprägt. Der Kortex fügt dem Ereignis die genauere Bedeutung bei, sodass die volle Verknüpfung vielleicht folgende ist: "Mutter hasst mich!" Die unbewusste Logik des kleinen Kindes ist wahrscheinlich: "Sie ist wütend, weil ich schlecht bin. Sie hasst mich!" Aber das ist unerträglich, eine vernichtende Erkenntnis, die das Kind nicht "packen" kann; so werden von den limbischen Strukturen, die Feelings verarbeiten, Endorphine abgesondert, die die volle Verknüpfung verhindern. Die Feelings werden jetzt geschleust und unbewusst gehalten. Der Kampf beginnt: sie [Mutter] und andere dazu zu bringen, dass sie "mich mögen." Das Gefühl ist unbewusst wird unbewusst ausagiert. Es wird nichts ändern, wenn Sie das jemandem erklären, der ausagiert. Gefühle und nicht Gedanken steuern das Verhalten. Sie brauchen keine neuen Ideen; sie brauchen Verknüpfung.

Ist eine Mutter von ihrem Kind immer wieder angewidert, kann dieser gleiche verächtliche Ton von irgendjemandem den Hippokampus veranlassen, die Erinnerung zurückzuholen. Das kommt durch den Abtastmechanismus zustande: Das gegenwärtige Ereignis wird der Beschaffenheit des Feelings entsprechend etikettiert, dessen Frequenz dann mit einem kodierten Feeling der Vergangenheit resoniert, sodass es aus dem limbischen Speicher herausgeholt und zu vollständigem Bewusstsein gebracht wird. Ein wilder Informationsstrom, der

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physische Systeme aktiviert, wird dann als Angst erfahren. Die Angst ist ein Warnsignal, dass das ursprüngliche Ereignis sich dem Bewusstsein nähert.

Es ist der rechte Hippokampus und die rechte Amygdala, die Bilder und bildliche Vorstellungen im Gehirn produzieren. Sie können Illusionen, Halluzinationen, traumähnliche Zustände und Träume erzeugen. Sie helfen, verdrängte Feelings in die Bilder schlechter Träume zu verwandeln. Die Analyse von Träumen hat keine Heilwirkung und ist eine nutzlose Übung, weil sie versucht, den Kortex zu benutzen, um eine Wunde zu heilen, die tiefer im Nervensystem liegt. Die Verletzung muss auf ihrer eigenen Ebene durch diese Ebene behandelt werden, nicht durch erwachsenes "Hinunterlangen" auf diese Ebene.

Wenn wir uns in einem Primal aufmachen, die Erinnerung zurückzugewinnen, liefert der Hippokampus die Zugangsschlüssel zu dieser Erinnerung. In Primals, die mit dem ersten Lebensjahr zu tun haben, wird der Patient sprachlos, da die Worte schwinden und Emotionen die Regie übernehmen. Es gibt dann Szenen, aber keine Worte, um sie zu beschreiben. Die Theta-Wellen des Gehirns, die, wie sich herausgestellt hat, mit Gefühlszuständen assoziiert sind, kommen vom Hippokampus. Wenn sich ein Patient Feelings nähert, fallen die Gehirnwellen oft in den Theta-Bereich. In Konditionierungsexperimenten mit Tieren bedeuten überwiegende Theta-Rhythmen, dass das Tier sich mit größerer Wahrscheinlichkeit an vergangenes Training erinnert. Interessanterweise sehen wir nach nur wenigen Wochen der Primärtherapie eine statistisch signifikante Zunahme von Theta-Wellen. (Siehe Anhang B).

Der Hippokampus ist durch Nervenfasern intensiv mit dem Septum verbunden, einem Lustzentrum des Gehirns. In einem klassischen Experiment gaben Nagetiere, denen man die Wahl zwischen Futter und elektrischer Stimulierung des Septums ließ, dem elektrischen Stimulus den Vorzug vor dem Futter, bis sie den Hungertod starben. Das mag unsere klinische Beobachtung erklären, dass man durch den Schmerz hindurch muss, um in der Lage zu sein, Lust total zu fühlen.

Wie zum Körper geleiteter Schmerz Symptome produziert: Der Hypothalamus

An der Kreuzung des Widderhorns reguliert der Hypothalamus die Hormonproduktion und steuert das Immunsystem über die direkt darunter liegende Hirnanhangdrüse. Zusammen mit dem tiefer gelegenen Hirnstamm ist der Hypothalamus in die "homöostatische Regulierung" des Körpers involviert, indem er Körpertemperatur, Atmung, Herzfunktion, Blutdruck, Verdauung, Elektrolyt-Balance, Viszeraltonus und Dutzende anderer Vitalfunktionen kontrolliert. Wie ich erwähnt habe, ist der Hypothalamus eine gemeinsame Endbahn, durch die das limbische System die Energie von Feelings in das Körpersystem leitet und die viszeralen Organe erregt. Dieser Vorgang bewirkt, dass das Gefühl des Kritisiertwerdens den Magen aufwühlt.

Auf der Rückseite des Hypothalamus liegt ein bedeutendes Agoniezentrum. Egal ob der Schmerz daher rührt, dass man die Treppe hinunterfällt, sich verbrennt oder wahrnimmt, dass "Mami mich nicht mag," - die Agonie ist dieselbe. Gespeicherte schmerzhafte Feelings wie "Ich bin schlecht. Sie wollen mich nicht um sich haben!" spiegeln sich in körperlichen Reaktionen wider: Das Herz schlägt schneller, von diesem oder jenem Hormon wird mehr abgesondert, der Blutdruck steigt und so weiter.

Man hat nachgewiesen, dass der Hypothalamus seine Hand bei Herzkrankheiten im Spiel hat. Tierstudien am New York Medical College zeigen, dass die Stimulierung bestimmter Zentren des Hypothalamus wesentliche Veränderungen in den Koronararterien von Ratten bedingt. Die für das Experiment ausgesuchten Ratten waren nicht von der Art, die normalerweise Herzprobleme entwickelt, aber eine Reihe elektrischer Reize verursachte diese Probleme. Ich glaube, das geschieht mit eingeprägtem Schmerz, nach Melzacks Modell, das früher in diesem Kapitel erwähnt wurde. Die Elektrizität "verpasst" dem Hypothalamus einen Schlag, und der wiederum "verpasst" den zum Herz führenden Arterien einen Schlag. Das verursacht Konstriktion und/oder schnelleren Herzschlag und resultiert im Angina-Schmerz. Von hier ist es nur ein kleiner Schritt zu arteriellen Spasmen und einer eventuellen Herzattacke. Dies geschieht ohne bewusstes Erkennen, was sich abspielt.

Ein Ziel bei der Behandlung von Herzproblemen sollte sein, die hypothalamische Last zu mindern, die Rekrutierung hypothalamischer Bahnen im Dienste der Umleitung von Aktivierungen zu reduzieren, die von frühem Schmerz herrühren. Die Alternative dazu -was bei konventioneller Behandlung in der Regel gemacht wird - wäre, sich endlos mit den Symptomen des defekten Herzes zu befassen: Nitroglyzerin verabreichen, um die Konstriktion zu lindern, die zu Angina führt, Tranquilizer, um die Aktivierung herabzusetzen, die Herzklopfen verursacht, und so weiter.

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Das System, das uns alarmiert: Das Retikuläre Aktivierungssystem

Schmerz ist ein Warnsignal, dass das System in Gefahr ist, dass biologische Bedürfnisse unbefriedigt bleiben. Schmerz mobilisiert das System, wie nichts anderes es vermag, lässt es auf der Hut sein und gemahnt es, dass noch Geschäfte zu erledigen sind. Das Organ für die Aktivierung dieser Wachsamkeit ist das im Hirnstamm gelegene retikuläre Aktivierungssystem (RAS). Diese netzähnliche Struktur ist eines der Schlüsselareale der Norepinephrin [Noradrenalin] - Konzentration, das uns hilft, das System zu mobilisieren und es wachsam zu machen. In "Das Belohnungssystem des Gehirns" im Scientific American erklärt der Autor Routtenberg, dass "sowohl Norepinephrin als auch Dopamin [die aktivierenden neurochemischen Substanzen] ihre Axone in den zerebralen Kortex senden….[und]….hochkomplexe und hochkomplizierte Muster intellektueller Aktivität im Kortex von evolutionär primitiven Katecholaminsystemen beeinflusst werden." Es ist nicht in erster Linie Aufgabe des RAS, spezifische Information an höhere Zentren zu übermiteln. Vielmehr "misst" es den Betrag der durchlaufenden Information und aktiviert das Gehirn in ausreichendem Maß, sodass es sich mit der gegebenen Menge befassen kann. Unterdessen modulieren die Frontallappen die Aktivität des RAS, in der Regel, indem sie seine Aktivität hemmen. So erreichen wir den richtigen Grad an Wachsamkeit für die vorliegende Aufgabe, sei es, vor einer tödlichen Bedrohung zu fliehen oder Terminpapiere zu schreiben. Das RAS reift früh und aktiviert immer die auf einer gegebenen Entwicklungsstufe jeweils höchste verfügbare Ebene neurologischer Funktion.

Wenn Schmerz eingeprägt ist, kann das RAS das vollständige Bewusstsein ständig überstimulieren. Das Resultat können obsessive Gedanken sein, da die Frontalregion versucht, mit der Aktivierung aus tieferen Ebenen klarzukommen und sie zu unterdrücken. Wenn das geschieht, beginnen die Gedanken zu sprudeln. Die Person kann ihr Gehirn nicht "abschalten", wie es vorher war. Sie kann nicht einschlafen, weil ihr Verstand ‚Überstunden macht'. Manchmal reichen Vorstellungen, um die Feelings über die absteigenden retikulären Bahnen abzuschalten: "Ich mag ihn sowieso nicht," oder " Sie sagte das nur, weil sie eifersüchtig ist!" Aber manchmal sind die Feelings zu stark, als dass man sie stilllegen könnte. Dann scheint es, als
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öffnete jemand ein Ventil im Gehirn, und Agitation ergießt sich kontinuierlich. Das ist beinahe wortwörtlich wahr. Die Schleusen sind offen, und alte Feelings steigen an die Oberfläche, erzeugen eine mehr oder weniger konstante Kampf-oder Flucht-Reaktion.

Bei zwanghafter Besorgtheit können der Thalamus und die Amygdala zusammen mit dem RAS zulassen, dass zuviel Input in Richtung höhere Zentren freigesetzt wird, und das resultiert in einem übermäßig arbeitenden Kortex. (Siehe Abbildung 7 auf Seite 275). Es sind nicht die Ideen, die jemanden verrückt machen; es sind die Feelings, die die Ideen antreiben. Furcht kann auf ihrem Weg über den Thalamus und die Amygdala nach oben partiell geschleust werden, kann aber den präfrontalen Kortex erreichen, wo sie in ständige Besorgtheit übersetzt wird: "Was ist, wenn ich einen Autounfall habe?" "Was ist, wenn es ein Erdbeben gibt?" "Was ist, wenn so und so morgen nicht anruft?" "Was ist, wenn die Wirtschaft ins Trudeln gerät?" Was ist, wenn ich meinen Job verliere?"

Drogen, die auf Gefühlszentren wirken, stoppen die gedankliche Aufgeregtheit. Eine Reihe von Tranquilizern wirkt auf das RAS, unterdrückt seine Aktivierung und entspannt die Person. Tranquilizer wirken gegen Obsessionen, weil sie den von unten kommenden Schmerz niederhalten, wodurch der Kortex geringerem Druck ausgesetzt ist; der Kortex muss dann keine Sorgen und Obsessionen mehr herstellen. Die Barbiturat-Schlaftablette Seconal fördert den Schlaf, indem sie beinahe ausschließlich auf das RAS wirkt. Es ist dieses System, das uns nicht leicht einschlafen lässt, Gedanken um Gedanken erzeugt, da die Reizung rasend schnell zunimmt, wenn die Schleuse der dritten Linie ausruhen will.

Es ist interessant festzustellen, dass jemand, wenn Feelings größeren Zugang haben, dieses Ansteigen dadurch signalisieren kann, dass er sich zwanghaft mit der einen oder anderen Sache befasst. Die Leute sind auf eine Person fixiert, die nach ihrer Vorstellung gegen sie ist, oder konzentrieren sich auf jemand anderen, von dem sie sich einbilden, er sei gegen sie oder in sie verliebt. Die spezielle Obsession ist von geringer Bedeutung, weil sie verschwindet, wenn die Person in das Feeling fällt. Aber bis das Feeling erlebt wird, wird auch eine geringfügige Missachtung des Individuums für eine bedeutende Beleidigung gehalten. Die Person ist jetzt mit der ganzen Kraft des alten Feelings fixiert und besessen. Wenn Angst im Aufsteigen ist, fangen er oder sie vielleicht an, nachts Geräusche aus dem Klosett zu hören oder Schatten zu sehen, während sie im Bett liegen, genau wie es der Fall war, als sie klein waren.
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Wenn eingeprägte Angst oder eingeprägter Schrecken vorhanden ist, ist das Zentrum in der Nähe des RAS in einer Hirnstamm-Struktur, die als locus ceruleus bekannt ist, aktiv und ‚galvanisiert' ständig den Kortex (siehe Abbildung 8 auf Seite 275). Gewöhnlich wird es nicht als Schrecken empfunden (das wäre ein verknüpftes Primal), sondern wird eher als ‚rasender Kopf' erlebt, der vor dem Terror davonrast. Er [locus ceruleus] attackiert den Kortex mit "Geräuschen", wenn man versucht, sich zu konzentrieren. Er kann eine Kakophonie aus Angst- und Furchtbotschaften in der Sprache der verschiedenen Ebenen beinhalten, die alle zugleich auf der dritten Linie ankommen. Das Resultat ist, dass der Kortex die Nachricht nicht verstehen kann und lediglich Agitation wahrnimmt. Die Botschaft lautet: "Wach auf! Pass auf! Ungemach ist unterwegs!" So ist die Person gegen einen unbekannten Feind auf der Hut. Kein Wunder, dass sie zur Schlafenszeit hellwach ist!

Sobald die Person in der Primärtherapie auf eine tiefere Ebene hinabsteigt, wird alles klar. Die Furcht wird zur spezifischen Furcht vor dem betrunkenen Vater, das Ergebnis Tausender von Kindheitserlebnissen der Verlassenheit, Erniedrigung, Vernachlässigung, fehlenden Körperkontakts oder Verständnisses oder einfach fehlender Freundlichkeit. Die Furcht kann die sein, als man anfing, an Geburtanoxie zu sterben. Der Schrecken, den man während einer Angstattacke erlebt, ist keine Eigenheit der Angst, sondern vielmehr eine der ursprünglichen Einprägung. Deswegen kommt es bei Angst fast immer zu Atmungsproblemen wie Kurzatmigkeit und dem Gefühl des bevorstehenden Todes. Sind sie erst mit dem Bewusstsein verknüpft und hat man auf sie reagiert, werden Trauma und Schmerz zu historischen Fakten anstatt zu einer kontinuierlichen Kraft.

Ist der Schmerz einmal aufgezeichnet, scheint er in Schleifen innerhalb des limbischen Systems zu reverbieren [widerzuhallen, zu resonieren], Träume, soziales Verhalten, wiederkehrende Ideen und körperliche Reaktionen auszuspinnen (siehe Abbildung 9 auf Seite 276). Die wechselseitige Verknüpftheit der limbischen Strukturen ist extraordinär, und sie alle sind am Reverbieren beteiligt. Eine Schlüsselstruktur für diese zirkulierenden Schleifen ist das Cingulum, der Körper des Widderhorns, der die obere Schicht des limbischen Systems bildet.

Das Gefahrensignal kann entstehen, wenn gegenwärtige Umstände (zum Beispiel dieser angewiderte Blick) im Hippokampus und in der Amygdala, die mit der Zusammensetzung der Erinnerung beginnen, mit einem vergangenen Trauma resonieren. Es kann sein, dass die Erinnerung das Cingulum passiert und auf dem Weg zum Vorderhirn Assoziationen aus den neokortikalen Assoziationsarealen aufnimmt. Aber wenn zuviel Schmerz mit "diesem Blick" verbunden ist, wird die Stärke des Signals so groß sein, dass Endorphine abgesondert werden, um die reverbierenden Prozesse vom Bewusstsein abzutrennen. Der Körper ist noch immer so aktiviert, wie er es zur Zeit des Traumas war, aber die Erinnerung erreicht niemals das vollständige Bewusstsein [conscious-awareness].

Wo Gefühle verbunden und getrennt werden:
Der präfrontale Kortex

Der präfrontale Kortex vervollständigt die limbische Schleife. Verstand und Emotion kreuzen sich hier. In seinem Buch Descartes Error zeigt der Neurologe Antonio Damasio auf, dass Patienten mit präfrontalem Schaden keine Gefühle zeigen und emotional flach scheinen. Diese Patienten erkennen keinen Unterschied zwischen einer großen Tragödie und einem unbedeutenden Rückschlag, sie verleihen beiden gleiches Gewicht. Damasio schlägt vor: "Es gibt eine besondere Region im menschlichen Gehirn, wo die mit Emotion/Fühlen, Aufmerksamkeit und Arbeitsgedächtnis befassten Systeme so eng interagieren, dass sie die Energiequelle sowohl für äußere als auch für innere Aktion konstituieren. Diese Quellenregion ist der vordere cinguläre Kortex, ein weiteres Teilstück des limbischen Puzzles."

Der präfrontale Kortex erhält Informationen von allen sensorischen Zentren, die unsere externe Situation und unseren inneren Zustand betreffen, und von Erinnerung; er ist das Zentrum für die Integration dieser Information. Damasio drückt es so aus: "Aufwärts und abwärts kommen in den (ventromedialen) präfrontalen Kortices harmonisch zusammen." Wir brauchen dieses Areal, um die Implikationen dessen zu verstehen, was in der Welt drinnen und draußen vor sich geht. Fühlen bedeutet die Verknüpfung von Einprägungen und Feelings tieferer Ebenen mit höheren Bewusstseinsebenen, und Verknüpfung involviert den präfrontalen Kortex, das integrative Zentrum. Müssen Sie Patienten Integration "beibringen"? Nein. Feelings machen das.

Damasio fand heraus, dass jemand dazu neigt, vergrabene Gefühle zu rationalisieren, wenn die Frontallappen des Gehirns beschädigt sind, indem er Erinnerungs-Schnipsel aufsammelt und eine Geschichte fabriziert,
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um sein Verhalten zu erklären. Entsprechend fabriziert die verdrängte Person, die von ihren Einprägungen getrennt ist, Gründe für ihr Verhalten, die vielleicht nichts mit der Realität zu tun haben. Zum Beispiel weigerte sich eine junge Patientin von mir, ihrer Mutter von der sexuellen Belästigung durch den Freund der Mutter zu erzählen; sie rationalisierte, dass sich ihre Mutter nicht dafür interessieren würde. Als sie zu alten Feelings hinabgelangte, entdeckte sie ihre wirkliche Angst: dass ihre Mutter hysterisch würde, auseinanderfallen würde, wenn sie es ihr sagte, wie sie [die Mutter] es in der Vergangenheit getan hatte, und nicht in der Lage wäre, sich um sie [das Kind] zu kümmern. Sie brauchte eine starke, beschützende Mutter. Sie wurde sich dessen erst bewusst, als sie ihre Bedürfnisse fühlte.

Der präfrontale Kortex spielt eine Rolle bei der Hemmung emotionalen Ausdrucks. Wenn ein Teil dieser Struktur beschädigt ist, ist es nahezu unmöglich, emotionale Erinnerung auszulöschen, und wenn er schlecht funktioniert, perlt die Erinnerung beinahe kontinuierlich an die Oberfläche. Aussagekräftige Beweise finden sich in der Tatsache, dass Mörder, die auf Unzurechnungsfähigkeit plädierten, einen abnormal schwachen Glukose-Stoffwechsel in der präfrontalen Region aufwiesen. Nehmen Sie sich in Acht, wenn dieses System beeinträchtigt ist! Es ist auch bei Schizophrenie unteraktiv.

Andere Charakteristika der Gehirnstruktur und Gehirnfunktion gewähren Einsicht in die neurotische Bewusstseinsspaltung. Sie helfen zu zeigen, wie Information manchmal zwischen Gehirnstrukturen blockiert oder geschleust wird, und wie die Trennung zwischen Denken und Fühlen und zwischen vergangenen Erinnerungen und gegenwärtiger Wahrnehmung möglich ist.

Zum Beispiel bewertet die rechte Hemisphäre, die Hauptseite des Bewusstseins der zweiten Linie, in einem gut funktionierenden Gehirn emotional die Tatsacheninformation, die dem "rationalen" linken Gehirn gegeben wird. Diese Interaktion wird vom Corpus callosum vermittelt, einem Nervennetzwerk, das die rechte (fühlende) und linke (denkende) Seite des Gehirns verbindet. Aber diese Struktur ist vor dem etwa zehnten Lebensjahr nicht voll ausgereift. So hat ein Kind eine Fülle von Erfahrungen, die für das rechte Gehirn verfügbar sind, aber nicht an die linke Seite übermittelt werden; ein Gutteil an Unbewusstheit existiert vor dem Alter von zehn Jahren, einfach weil das Informationsnetzwerk nicht voll in Betrieb ist. Bis das Corpus callosum sich voll entwickelt, kann das Kind glauben,
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 dass Santa Claus um Mitternacht kommt und Weihnachtsgeschenke dalässt, und gleichzeitig wissen, dass er nicht durch den Kamin passen würde. Kinder verbringen ziemlich viel Zeit damit, mit sich selbst zu reden, und vielleicht kommunizieren sie buchstäblich mit ihrem Bewusstsein zweiter Linie, indem sie die Dinge ihrem fühlenden Selbst beschreiben und erklären. Laura Berk erforschte das in einem Artikel im Scientific American von 1994.

Nach Operationen, bei denen das Corpus callosum durchtrennt wird, um verheerende epileptische Attacken zu verhindern - eine mechanische Form der Verdrängung - ist es, als wisse die eine Seite nichts von der anderen, obgleich beide ziemlich gut zu funktionieren scheinen. Ein Bild einer nackten Frau, das einer solchen Patientin auf der rechten (fühlenden) Seite des visuellen Feldes gezeigt wurde, ließ sie kichern und erröten. Die Durchtrennung des Corpus callosum diente dazu, die linke Seite vom Zugang zu Feelings auf der rechten Seite abzuschirmen; die Person reagierte noch immer auf diese Gefühle mit Erröten und Unwohlsein, aber ohne Einsicht. Als man sie fragte, warum sie kichere, rationalisierte sie mit ihrem linken (denkenden) Gehirn, dass es "komisch" sei. Genau das sehen wir bei Neurose.

Nachdem das Corpus callosum gereift und das Bewusstsein eines Menschen integriert ist, kann die rechte Hemisphäre faktische Information, die der rationaleren linken Hemisphäre gegeben wird, klar bewerten. Ihre Wahrnehmungen sind oft genauer als die der ‚nüchterneren' linken Hemisphäre, weil es die rechte Hemisphäre der zweiten Linie ist, wo Nuancen erfühlt und registriert werden. Sie kann zum Beispiel Unaufrichtigkeit und Zweideutigkeit in den Worten anderer aufdecken. Wo die dritte Linie wahrscheinlich eher glaubt, was Politiker sagen, hört die zweite Linie besser verborgene Feinheiten aus dem Klang ihrer Stimme heraus und "blickt hinter" deren Worte und Versprechen. Aber wenn Verdrängung den Informationsfluss von einer Seite des Gehirn zur anderen blockiert oder schleust und beide de facto voneinander trennt, hört man vielleicht nur jemandens Worte, während einem die emotionale Komponente entgeht.

Bei Neurose, wird die linke Hemisphäre der Gefühle unbewusst, die Gedanken und Verhalten steuern. Der Neokortex verliert sich in intellektuellen Dingen. Er bildet sich zum Beispiel ein, dass bestimmte
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Glaubensvorstellungen und das mit ihnen verbundene Verhalten (Gebete, Meditation, Treue zu einem religiösen Führer) auf einem Gedankensystem basieren, während sie in Wirklichkeit von unverknüpften Feelings gelenkt werden. Die rechte Hemisphäre der zweiten Linie kümmert sich um den Schmerz, hält in vom Bewusstsein fern, indem sie die Entwicklung exotischer Vorstellungen antreibt. Der Erwachsene ist neurochemisch von seinem Schmerz getrennt, reagiert aber noch immer auf ihn, wie der epileptische Patient, dessen Corpus callosum durchtrennt wurde. So treibt der vor langem unterdrückte Schmerz der unerträglichen Erkenntnis, dass "sie mich nicht lieben", den dialektisch entgegengesetzten Glauben an, dass "ich von einem höheren Wesen geliebt werde." Das ist eine Rolle unserer "höher gelegenen" Denkzentren. Sie müssen die Information übersetzen und verkleiden, die auf den tieferen Ebenen reverbiert, damit die Person unbewusst bleibt.

Wie Gehirnzellen Schmerz leiten und blockieren

Stimulierte Gehirnzellen setzen Neurotransmitter frei. Diese Substanzen reizen Rezeptoren anliegender Zellen, die dann laut dem Neurologen Jean-Pierre Changeux in einem Artikel im Scientific American von 1993 ihre Anordnung und den Informationsfluss durch das Zellen-Netzwerk ändern. Es gibt mehr als fünfzig dieser Neurotransmitter, für die Gehirnzellen Rezeptormoleküle an ihren synaptischen Verbindungspunkten haben. In unserer Entwicklung bestimmt die Neurotransmitter-Freisetzung tatsächlich, welche Bahnen fortdauernd mehr Verknüpfungen ausbilden, welche überleben und welche verkümmern. Somit kann die normale Stimulierung des Lebens wechselseitige Verknüpfungen verstärken und das Gehirn erweitern. Aber die massive Informationsüberlastung aus frühem Schmerz kann die Fähigkeit, Verbindungen herzustellen oder stillzulegen tatsächlich schwächen.

Es ist wahrscheinlich, dass frühe Traumen den synaptischen Einfluss von Nervenzellen ändern, sodass einige bereitwilliger feuern und andere nicht. So kann der synaptische Einfluss des Kortex das Feuern verhindern, während die Einprägungen tieferer Ebene das Feuern fördern; auf diese Art weiß das vollständige Bewusstsein weiterhin nicht, was weiter unten vorgeht. Kurz gesagt ist Verdrängung vielleicht eine Eigenheit negativer oder positiver synaptischer Einflüsse, sodass die durch ein Trauma veränderte Nervenzellen-Struktur an sich den Informations-
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ausfluss blockiert. Es ist der regulatorische Effekt der Neurotransmitter, der Neuronen später feuern lässt. Wenn bestimmte Nervenzellen leichter ausgelöst würden, wären mehr inhibitorische Substanzen erforderlich, um ihre Aktion zu unterbinden. Wenn das Trauma von großer Wucht ist und die Neuronen bereitwillig feuern, ist das Nervensystem vielleicht nicht in der Lage, genug Neuroinhibitoren herzustellen, um ihr Feuern zu unterdrücken. Das Resultat: ein hyperaktiver Zustand der Angst.

Ein Schlüssel-Neurotransmitter, der hilft, Botschaften zwischen Gehirnzellen zu übertragen, ist Azetylcholin. Er ist ein Förderer des Informationsflusses im Kortex, besonders im Hippokampus. Verdrängung scheint diesen Neurotransmitter daran zu hindern, richtig zu funktionieren. Wenn Sie Nervenbahnen durch ständige Azetylcholin-Zufuhr übererregen, verlieren die Rezeptormoleküle ihre Reaktionsbereitschaft und ‚machen dicht'. Urschmerz scheint ein übererregter Zustand zu sein, der die Nervenbahnen überlastet und Stilllegung verursacht.

Das Leidenssystem

Regenwürmer können leiden; sie winden sich und schwänzeln, wenn sie verwundet werden, aber ich zweifle sehr, dass sie Angst fühlen. Lange bevor wir ängstlich sein konnten, konnten wir leiden.

Das Leidenssystem ist eines der ältesten im Gehirn. Im Reifeprozess des Menschen sind die Nervenzellen, die zuerst reifen und sich mit schädlichen Stimuli beschäftigen, jene, die mit Leiden und mit der Verdrängung dieses Leidens befasst sind. Diese Zellen kontrollieren Strukturen, die nahe an der anatomischen Mittellinie des Körpers liegen. Einige Zellen in der Mittellinie des Körpers verhindern auch, dass das Leidenssignal das Bewusstsein erreicht (das heißt, sie schleusen frühen Schmerz). Ein Teil des Thalamus im limbischen System übermittelt das Leiden zum Kortex. Weil er viele Endorphinrezeptoren enthält, kann er den Informationsfluss zum Kortex blockieren und uns des Leidens unbewusst bleiben lassen. Stattdessen wacht die Person vielleicht jeden Morgen leicht deprimiert oder besorgt auf, und die Ursache bleibt ihr ein Rätsel.

Leiden ist die innere Einschätzung eines unerfreulichen Zustandes und bedeutet, dass es irgendwo zu Gewebeschädigung oder zu Störung
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normaler Gewebefunktion gekommen ist. In jedem Fall herrscht in den übermittelnden Strukturen wie dem RAS und seiner Zufuhr in den Thalamus, der als netzförmiger Kern bekannt ist, Überlastung mit schmerzvoller Information vor. Teile des Gehirnnetzwerks sind überlastet, und das wird als Leiden erlebt. Der Körper reagiert mit Angst, mit dem Gefühl drohenden Verhängnisses. Die Information über das Leiden und die Fehlfunktion steigt von den inneren Organen auf und wandert über den Hypothalamus in den Ring limbischer Strukturen und von da zum präfrontalen Kortex. Dann läuft die Reaktion zurück, um in dem Bemühen, das Leiden zu lindern, die viszeralen Funktionen zu modulieren. Gedanken stürzen herbei, um die Wunde abzudecken: "Ich weiß, sie lieben mich." "Sie hatten nicht vor, mich auszuschließen."

Verdrängung bewirkt eine neurale Trennung zwischen dem Teil von uns, der weiß, dass wir leiden, und dem Teil, der eine Heilungssequenz vervollständigen könnte. Was unsere intern hergestellten Morphine leisten, ist, dass sie die viszerale Leidensbotschaft vom Kortex des Gehirns trennen, dessen physiologische Anerkennung der Nachricht Heilung vermitteln könnte. Ich sag es noch einmal, weil es der springende Punkt meiner Botschaft ist: Sie brauchen Verknüpfung, um gesund zu werden; Sie brauchen Gefühls-Anerkennung, um Heilung zustandezubringen. No feel, no heal.

Wiederverknüpfung und Heilung

Um die Neurose und die mit ihr verbundenen Symptome anzugehen, befassen wir uns mit den Gehirnmechanismen, durch die Menschen neurotisch werden, besonders mit der Entladung übermäßiger, auf tieferer Ebene vorherrschender Gehirnaktivierung mittels Verbindung zu höheren Zentren, die durch Weinen und Qual ausgedrückt wird und zum Kontext des schmerzhaften Feelings führt. (Siehe Abbildung 10 auf Seite 276)

Bewusstsein darf nicht mit Einsicht verwechselt werden, die auf höhere Zentren des Gehirns begrenzt bleibt. Eine solche Einsicht ist ein "kortikales" Phänomen, während Fühlen, wie Damasio es ausdrückt, ein "Von-oben nach-unten"-Ereignis ist. Einsicht, die von einem Therapeuten geliefert wird oder die der Patient ohne Fühlen anbietet, ist immer Raterei. Unvermeidlich ist es eine "Ich-denke-dass.."-Angelegenheit. Intellektuelle Einsicht kann nicht heilsam sein, weil sie nicht in die tieferen Zentren hinabreicht, wo
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die Erfahrungen und schmerzvollen Feelings unseres Lebens lebendig sind. Umgekehrt ist Einsicht am effektivsten, wenn sie auf der Information tieferer Ebenen gründet. Vielleicht reden wir deshalb von "tiefer Einsicht". Bewusstsein schließt Bewusstheit körperlicher Zustände und Empfindungen ein, die nahezu seit der Zeit im Mutterleib existieren; Sie haben ohne diesen fließenden inneren Zugang und ohne diese Bewusstheit kein volles Bewusstsein. Nach einem Primal sind die Einsichten mühelos und sicher, da sie direkt aus dem Feeling erwachsen: "Der Schmerz über den Verlust meiner Mutter ließ mich zur Flasche greifen, wann immer meine Frau kalt zu mir war." Primal-Einsichten haben eine Kraft und Sicherheit, wie wir sie unter anderen Umständen selten wahrnehmen.

An Klaustrophobie zu leiden, ist eine vage und unverknüpfte Furcht, aber sie besteht kontinuierlich fort; zu erleben, dass man im Mutterleib gefangen ist, ist eine spezifische Verknüpfung. Das Bedürfnis im Erwachsenenalter, zu wandern und sich in Bewegung zu halten, ist eine vage Motivation; in einem Primal zu fühlen, dass man von Zuhause raus musste, weil die Atmosphäre unerträglich war, ist eine spezifische Verknüpfung. Schreien und Brüllen und Weinen zur Entlastung ist nicht unbedingt eine Verknüpfung. Das ist einfach eine symbolische Entladung der Energie aus der reverbierenden limbischen Schleife und deshalb nicht heilsam. Über die Zeit zu weinen, als der Vater den Lieblingshund weggab, ist spezifisch und involviert eine Verbindung zum Kortex, wodurch es zu Auflösung kommt. Verknüpfung ist das Ein-und-Alles der Heilung, das Ziel des Primärprozesses.


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DIE PRIMAL-ZONE: DIE ROLLE DER VERDRÄNGUNG IM HEILUNGSPROZESS

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Eine Patientin von mir, eine vierzigjährige Frau, erlebte die Misshandlung wieder, die sie als Kind erlitt, und die Blutergüsse erschienen während des Wiedererlebnisses tatsächlich von neuem. Wo waren die Blutergüsse in den vergangenen vierzig Jahren? Sie waren Teil des Erinnerungskreises, der Jahrzehnte auf Freisetzung wartete, bereit, mitsamt der schrecklichen Bedeutung, dass "sie mich nicht lieben oder mich nicht um sich haben wollen", ausgelöst und wiedererlebt zu werden. Während des Wiedererlebnisses nahm die Patientin diese Bedeutung zum ersten Mal voll bewusst wahr. Als sie mit Tränen und tiefem Weinen reagierte, reagierten schließlich die Zellen, die die Schläge auszuhalten hatten, auf den Angriff und vervollständigten ihre Reaktion; daher die Blutergüsse.

In diesen Blutergüssen haben wir die Geschichte vor unseren Augen, als wäre seit jenem schrecklichen Tag vor Jahrzehnten, als das Kind gnadenlos geschlagen wurde, keine Zeit vergangen. Wir beobachten auch Heilung. Ohne die Blutergüsse und die Empfindung der körperlichen Schläge könnte es keine Heilung geben. Darüber hinaus neigte diese spezielle Patientin leicht zu Blutergüssen. Aber als sie das frühe Trauma schließlich fühlte, hörte diese Tendenz auf. Die Zellen, die seit vierzig Jahren ständig unter eingeprägtem Stress standen, konnten endlich ihren Heilungsprozess vervollständigen.

Dementsprechend werden Blutergüsse aufgrund grober Behandlung bei der Geburt, wenn sie Teil des ursprünglichen Traumas waren und Verdrängung den
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 Heilungsprozess störte, während des Wiedererlebens erneut auftauchen. Das ist kaum zu glauben, aber es ist wahr. Die Fotos auf Seite 210 zeigen die blauen Flecke von den Fingerabdrücken des Arztes, die auf den Knöcheln einer Patientin erschienen, die wiedererlebte, wie sie gleich nach der Geburt mit dem Kopf nach unten gehalten wurde.

Normalerweise beginnen die Zellen in dem Augenblick, in dem wir uns verletzen, mit Reparaturprozessen. Wenn wir die Verletzungen zum Zeitpunkt ihres Geschehens voll erleben, erledigen die Heilungsfaktoren (einschließlich Wachstums- und Reparaturhormonen) ihren Job sofort. Aber wenn wir das nicht können, wenn wir, um zu überleben, unbewusst sein müssen, dann wird das Signal, das die Heilung in Gang setzt, ebenso unterdrückt. Solange die traumatische Erinnerung das kortikale Bewusstsein nicht erreicht, werden die Signale zur Heilung nicht aktiviert.

In einem Primal erwacht die Erinnerung wieder zum Leben, und mit ihr alle ursprünglichen Reaktionen. Jede ursprünglich beteiligte Struktur reagiert erneut, sodass es zu einem vollständigen Wiedererlebnis der Erinnerung kommt. Und tatsächlich bestätigt unsere Forschung, dass es nach der Primärtherapie zu einer Zunahme der Wachstumshormone kommt (deren Aufgabe es ist, bei der Reparatur des Körpers zu helfen) und dass das Immunsystem besser funktioniert.

Erinnerungen: unverfälscht, unangetastet, wiederherstellbar

Der Neurophysiologe E. Roy John hat festgestellt, dass menschliche Gehirne, wenn sie sich an ein Erlebnis erinnern, sich in demselben Zustand befinden, in dem sie während der ursprünglichen Erfahrung waren; ihre Gehirnwellen haben vom Hirnstamm zum Neokortex dieselbe Form. Der Psychiater William Gray hat ein Modell für den Erinnerungs-Resonanz-Prozess vorgeschlagen, das von Paul LaViolette, einem Systemtheoretiker, weiter ausgearbeitet wurde. Feelings werden als spezifische neuroelektrische Wellenformen verschlüsselt. Wenn in der Gegenwart etwas geschieht, das einem Feeling der Vergangenheit ähnlich ist, ruft das Erlebnis eine ähnliche Wellenform hervor, die mit der Erinnerung der früheren Erfahrung resoniert. Zwei der Schlüsselstrukturen in dem Resonanzprozess sind der Hippokampus und der Hypothalamus. Die Kanäle öffnen sich vom Frontallappen über das limbische System zum Hirnstamm, wobei sie Erinnerungsspuren reaktivieren.
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ABBILDUNG 2 . Blaue Flecken, die wieder auftauchten, als diese Patientin Geburtsfeelings nahe war, in denen sie offensichtlich mit dem Kopf nach unten gehalten wurde.
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Der Neurologe Wilder Penfield stellte klar heraus, dass Erinnerungen ins Gehirn eingeprägt werden und Spuren hinterlassen, die genau so, wie sie geschahen, wieder hervorgerufen werden können. Er machte dies während Gehirnoperationen an Epileptikern deutlich (der Patient ist wach, da das Gehirn empfindungslos ist), indem er eine Sonde an bestimmten Sektionen des Temporallappens ansetzte. In der Regel kam ein Feeling hoch, manchmal mit der genauen Szene aus der Kindheit; der Patient hatte das Gefühl, etwas aus der Vergangenheit wiederzuerleben. Penfield schrieb: "Ein junger südafrikanischer Patient, der auf dem Operationstisch lag, rief aus, als er begriff, was gerade geschah, dass es verblüffend sei wahrzunehmen, dass er mit seinen Vettern auf einer Farm in Südafrika lache, während er sich auch voll bewusst sei, dass er sich in dem Operationsraum in Montreal befinde." Wenn er eine Sonde am Riechkolben ansetzte, Erzeugte Penfield eine Geruchsempfindung: "Es schien wie der Misthaufen drüben auf dem abgelegenen Grundstück neben der Abkürzung." Penfield fand heraus, dass die Patienten durch die Gehirnstimulierung oft Lieder und Musik aus der Kindheit hörten. Die Patienten, die diese Episoden wiedererleben, sagen, dass sie sich während der Stimulierung nicht als Schauspieler sehen; sie scheinen einfach dort zu sein. Penfield erörtert, dass die zwei Bereiche des Bewusstseins (die ich zweite und dritte Bewusstseinslinie nenne) unabhängig voneinander ein Eigenleben führen, auch wenn sie miteinander verbunden sind.

Die Zangenabdrücke, die manchmal während eines Geburtsprimals erscheinen, zeigen, dass es Erinnerung gibt, lange bevor es bewusstes Erinnern oder volles kortikales Bewusstsein gibt. Wir können leiden, lange bevor wir die Mittel haben, genau festzustellen, was es bedeutet. Vor kurzem behandelten wir eine Sechsjährige, ein Opfer satanischen Missbrauchs. Sie hatte heftige Alpträume gehabt, die symbolisch den Schrecken beinhalteten, der ihr widerfahren war. Der Missbrauch ereignete sich, bevor sie Worte hatte, dennoch gibt es keinen Zweifel, dass sich ihr Körper erinnert.

Das Problem für Fachleute, die nicht an präverbale Erinnerung glauben, besteht darin, dass sie gezwungen sind, gegenwärtige Hypothesen aufzustellen, um Symptome zu erklären. So werden Depressionen bei Erwachsenen als endogen bezeichnet, was bedeutet, dass sie ohne ersichtlichen Grund von innen kommen. Man vergisst, dass jede Wirkung eine Ursache hat. Diese Ursache kann stattfinden, lange bevor es verbale Erinnerung gibt. Der Organismus ist ständig um Heilung bemüht; aber die Wahrheit muss offensichtlich sein, damit es Heilung geben kann. Und wenn diese Wahrheit in der Geschichte eines Menschen vor der Entwicklung von Worten geschah, dann muss man sie ohne Worte erleben.

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Wenn Sie die Verletzung nicht fühlen können, können Sie nicht gesund werden

Es ist vielleicht banal zu sagen, die Heilung der Haut könne nur nach einer Hautverletzung stattfinden, aber wenn es zu einer emotionalen Verletzung kommt, setzt sie ein neues Bedürfnis in Gang - das Bedürfnis, diese Verletzung emotional zu heilen. Wir können nicht befestigen, was nicht gebrochen ist. Der "Haken" ist, dass die Person die Verletzung nicht fühlen kann, wenn der Körper und das Gehirn schwer betäubt sind, und dass das System sagt: "Es gibt keine Verletzung;" und folglich gibt es keine Heilung. Zum Beispiel werden Heroinsüchtige langsamer gesund als Leute, die von den Drogen weg sind, weil die Empfindung für die Verletzung herabgesetzt ist. Sowohl die innerlich produzierten Schmerztöter (Endorphine) und die von außen durch jemand anderen verabreichten (Morphine) narren das System dahingehend, dass es denkt, es gebe keine Verletzung. Wenn das geschieht, werden die Heilkräfte getäuscht und machen ihren Job nicht.

Vor einigen Jahren schrieb uns Dr. Richard Lippin, ehemaliger Leiter der Philadelphia Detention Medical Unit, über seine Erfahrung mit Süchtigen. Seine Patienten waren auf hohen Methadon-Dosen, einem Opiat, das Schmerz abtötet. An einem Patienten wurde ein Hauttest auf Tuberkulose vorgenommen. Ein Antigen wird in die Haut injiziert, und die Injektion schwillt schmerzhaft an, als hätte man TB gehabt. In diesem Fall gab es keine Reaktion, was den Eindruck erweckte, dass der Patient nie Tiberkulose (TB) gehabt hatte. Aber als man den Patienten ein Jahr später allmählich vom Methadon absetzte, erschien ein roter geschwollener Rand. Sein Körper reagierte. Das Immunsystem konnte normal funktionieren, sobald die auf Methadon basierende Unterdrückung entfernt worden war.

Wenn ein Finger gefriert, beginnt er zu schmerzen. Wenn die Aussetzung anhält, erreicht das Leiden ein Maximum, und dann tritt Betäubung ein. Bei weiterer Ausgesetztheit verringert sich das Leiden und manchmal kommt es zu einem Gefühl von "Erwärmung". Wenn der gefrorene Teil sich wieder erwärmt, beginnt die ganze Sequenz von neuem, nur umgekehrt.
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Das Leiden fängt wieder an und ist meiner Meinung nach teilweise die Wiedererfahrung des ursprünglichen Leidens; der Finger ist wieder warm und das Leiden hört auf.

Das ist das Paradigma für Urschmerz und Primärtherapie. Der Tauprozess tut weh, aber das ist ein unvermeidlicher Aspekt des Heilens. Schmerz ist eine grundlegende Eigenschaft des Bedürfniszustandes, weil er hilft, die Kräfte der Heilung in Gang zu setzen. Wenn die Verdrängung abnimmt, kommt es zu einer Rückkehr zum Potential für volle Reaktivität und Heilung. Verdrängung verhindert Heilung; Ausdruck startet sie von neuem. Verdrängung wird von Endorphinen vermittelt, inneren Opiaten, die dem Methadon ähnlich sind, das dieser Mann nahm. Heilung wird so lange gehemmt, als tiefe Verdrängung vorherrscht (durch innerlich hergestellte oder äußerlich verabreichte Drogen). In gewissem Sinne müssen Sie "wissen", dass Sie verletzt sind, ehe Heilung stattfinden kann.

Heilung involviert die Erinnerung an Gesundheit; jede Zelle versucht, wenn sie verletzt ist, zu ihrem gesunden Zustand zurückzukehren, ein Prozess, der als Homöostase bekannt ist. Die Zellen "wissen", was normal ist, weil es ohne diese Erinnerung keine Heilung geben könnte. Anders als im Fall eines ausgerenkten Gelenks sind bei Neurose Sie selbst die einzige Person, die die Einrenkung vornehmen kann. Das menschliche System hat die bemerkenswerte angeborene Fähigkeit, zu dem exakten Körper- und Gehirnzustand zurückzukehren, der ursprünglich in dem Trauma präsent war; nicht darüber nachzudenken oder sich ihn vorzustellen, sondern ihn exakt zu replizieren. Wir müssen zurückgehen, um das unerledigte Geschäft zu vervollständigen; Annäherungen heilen nicht.

Eine Veranschaulichung des Prinzips, dass "Sie auf der Ebene der Verletzung" gesund werden müssen, kann man in der Therapie von Patienten finden, die als kleine Buben ins Bett nässten (Enuresis). Später werden sie ausnahmslos zu zwanghaften Masturbierern, wobei der Penis zum Brennpunkt der Spannungsentladung wird. Wir haben Sechzigjährige gesehen, die noch immer ins Bett nässten und die damit aufhörten, nachdem sie Traumen rund um die Geburt wiedererlebt hatten. Die Verletzung, die Bettnässen und zwanghafte Masturbation verursachte, liegt gewöhnlich auf der ersten Linie und kann nur auf dieser Linie kuriert werden. Das bedeutet nicht, dass Maschinen nicht "funktionieren", die einem Kind einen Schock verpassen oder eine Klingel ertönen lassen, wenn es ins Bett nässt. Oft beenden sie das Symptom; die Laken sind sauberer. Aber was jetzt? Was ist mit dem Kind?
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CHRIS: EIN SCHMERZLICHES GEHEIMNIS

Ich habe erst seit kurzem Geburtsfeelings, aber für mich scheinen sie eine Menge zu erklären. Ich habe einen flüchtigen Blick auf die Antworten zu vielen Fragen erhascht, die ich mir in den vergangenen zehn oder fünfzehn Jahren gestellt habe. Ich beginne zu verstehen, warum ich so bin, wie ich bin. Ich wurde durch Kaiserschnitt geboren, und meine Mutter sagt mir, ich wollte nicht herauskommen. Ich fühle, dass ich mein Bestes und Äußerstes versuchte, um geboren zu werden, aber meine Mutter verspannte sich und hielt mich zurück. Ich muss mich so sehr angestrengt haben, dass ich beinahe starb. Da ich weiß, wie meine Mutter ist, bin ich mir sicher, dass sich ihr Körper aus Furcht und Angst verspannte.

Für mich war alles immer schwer. Oft waren die kleinsten Aufgaben für mich überwältigend (und sind es manchmal noch). Physische Situationen sind immer extrem schwierig. Mein Körper schmerzt sehr leicht, und er erholt sich von physischem Stress sehr langsam. Ich überhitze mich sehr leicht. Ich schwitze sehr stark, und ich hasse es. Ich habe das Gefühl, dass mein Körper im tagtäglichen Leben schon schwer genug arbeitet. Wenn ich arbeiten muss, überanstrenge ich mich physisch und psychisch, nur um "es zu schaffen." (Vielleicht habe ich mich nie voll von meiner Geburt erholt). Ich nässte beinahe jede Nacht in mein Bett, bis ich vierzehn Jahre alt war. Ich habe nie verstanden, warum ich es tat oder warum meine Mutter mich deswegen erniedrigte.

Mein Körper fühlte sich immer schwach, verspannt und müde an. Ich glaube, ich stecke ständig in Geburtsfeelings fest; mir bleibt keine Energie, um noch was anderes zu tun. Es gibt Zeiten, da fühle ich mich wie ein alter, verschlissener Mann, der bereit ist, aufzugeben und zu sterben. Ich denke, ich bin bei der Geburt beinahe gestorben. Ich hatte einige Träume, in denen ich plötzlich dem Tod ins Auge sehe. Gewöhnlich falle ich, und das Feeling überwältigt mich dermaßen, dass mein Herz, wenn ich aufwache, wild schlägt und ich sicher bin, dass das, was im Traum geschah, real ist.

Wenn ich meine Geburt fühle, kämpfe ich unter Schmerz darum hinauszukommen. Die einzige Art, wie ich den Schmerz erleichtern kann, besteht darin, dass ich mir inmitten der Qualen die Eingeweide aus dem Leib brülle. Ich krümme, trete und stoße meinen Körper mit dem Kopf voran gegen die Wand, und mein Rückgrat krümmt und verspannt sich gegen den Schmerz. Ich weiß jetzt, warum mein Nacken und mein Rücken immer so steif und verspannt sind. Als ich sehr klein war, hatte ich immer den Traum, dass jemand auf meiner Brust sitzt. Der Druck auf meiner Brust kommt gelegentlich zurück, und dann weiß ich, dass es der hochkommende Geburtsschmerz ist. Der Schmerz war so groß, dass ich gewöhnlich dachte, ich hätte ein Geschwür oder so was.

Ich kann mich erinnern, dass ich mir als Teenager in der Highschool immer wünschte, ich könnte mit allem nochmal von vorne beginnen: Kurse, Schultage, Aufgaben, Schuljahre, Beziehungen mit Schulkameraden - mein ganzes Leben! Ich wünschte mir, dass ich es
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dieses Mal richtig machen könnte. Diese Hoffnung war das Einzige, was mich weitermachen ließ. Ich wusste, dass bessere Eltern und bessere Umstände einen himmelweiten Unterschied ausgemacht hätten. Da ich unbewusst diese Einstellung annahm, war mein jämmerliches Leben zum Scheitern verurteilt. Alles, was ich versuchte, scheiterte kläglich. Ich gelangte an einen Punkt, an dem ich gar nichts mehr versuchte, weil ich immer erwartete, das Ergebnis würde dasselbe sein. Die Geschichte meines Lebens gründet auf dem Beginn. Meine Geburt war schwer. Mein ganzes bisheriges Leben war schwer.
Ende der Fallgeschichte

Energie ist ein an der Genesung beteiligter Schlüsselfaktor. Man muss genug Kraft haben, um in der Zeit zurückzugehen und die Traumen wieder aufzusuchen. Der in den reverbierenden Erinnerungsschaltkreisen gefangene Schmerz scheint die Energie der Zellen zu erschöpfen. Verdrängung ist ein biologisch aktiver Zustand, egal wie leidenschaftslos die Person sein mag. Tief verdrängende Leute sind oft chronisch erschöpft, weil der Körper übermäßig arbeitet, um den Schmerz unten zu halten.

Die Zellen erinnern sich

Eine zweiundfünfzigjährige Patientin von mir wäre beinahe an fortgeschrittener Tuberkulose gestorben, als sie siebzehn war. Sie war schwer krank und hatte extrem hohes Fieber. Die Ärzte hatten die Hoffnung aufgegeben. Zur Behandlung in jenen Tagen gehörte ein Wirkstoff, der als PAS (Para-Amino-Salizylsäure). Während des Primals erlebte sie diese Erfahrung wieder. Wiederum hatte sie sehr hohes Fieber und das Gefühl, im Sterben zu liegen, und sie hatte einen bitteren Geschmack im Mund, der, wie sie annahm, von der PAS kam.

Viele Patienten, die Betäubung mittels Äther wiedererleben, riechen und schmecken in den Primals tatsächlich den Äther und sind der festen Überzeugung, dass Äther während des Wiedererlebnisses buchstäblich aus ihrem Körper aussickert. Da die anwesenden Therapeuten den Äther nicht riechen, scheint es wahrscheinlicher, dass die Erinnerung so stark ist, dass sie für den Patienten real scheint. Und in der Erinnerung liegen alle ursprünglichen mit dem Ereignis assoziierten Gerüche. Jene, die bei der Geburt ertranken, erbrechen oft unwillkürlich eine beträchtliche Menge an schleimiger Flüssigkeit während der primärtherapeutischen Sitzung. Woher kommt diese Flüssigkeit? Kann soviel Flüssigkeit einfach während des Wiedererlebens
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der Erinnerung hergestellt werden? Oder wird sie irgendwo abgesondert und wartet Jahrzehnte auf ihre Freisetzung? Ich glaube, was in diesen Situationen geschieht, ist, dass wir die ursprüngliche Situation in dem Primal vollständig wiedererschaffen.

Es scheint, dass unsere Zellen oder Zellkreise sich der Verletzungen erinnern, die sie durch die Verbindung mit der Erinnerung im zentralen Nervensystem erlitten. Wenn ein Kind geschlagen wird, besteht eine Erinnerung, dass es gehasst wird. Dieses Gefühl ist für das zerbrechliche Kind zu viel, also wird sie verdrängt. Die Zellen zeichnen die Verletzung auf. Wenn die Verdrängung aufgehoben wird, wachen die von den Schlägen betroffenen Zellen wieder auf. Wenn somit die Lungen- und Brustzellen an dem Wiedererlebnis der anoxischen Erfahrung nicht teilhaben, kommt es nicht zu Heilung, weil ein wichtiger Aspekt der Erinnerung nicht wiedererlebt wurde. Erinnerung, nur im Sinne eines Primals, ist das, was zählt.

In dem Primal werden die individuellen Zellen-Netzwerke wieder das tun, was immer sie ursprünglich taten, um zu überleben. Es kann zum Beginn einer Asthmaattacke kommen, da die Bronchiolen sich als Reaktion auf die Erinnerung des ursprünglichen Traumas zusammenziehen. Das Feeling jedoch bricht die Attacke ab und wandelt sie in das ursprüngliche Trauma. Die abgebrochene Attacke ist jetzt Teil des Heilungsprozesses, genau wie eine beginnende Migräne der Punkt sein kann, an dem man den Sauerstoffmangel bei der Geburt zu fühlen beginnt. Aber anstatt einer ausgewachsenen [full-fledged = voll gefedert, flügge] Migräne wird der Schmerz in das verandelt, was er war und ist: Ersticken aufgrund von Sauerstoffmangel bei der Geburt.

Manchmal ist die Erinnerung tatsächlich ein Fieber. Als ein Patient ein sehr frühes lebensbedrohliches Fieber aufgrund von Meningitis wiedererlebte, hatte er wiederum Fieber. Das ist ein klarer Beweis, dass die Erinnerung eines verdrängten Traumas weit komplexer ist als einfaches verbales Erinnern; sie beinhaltet den ursprünglichen Zustand des gesamten Systems während des Traumas und kann buchstäblich wiedererlebt werden. In diesem Fall wurde das Fieber wenigstens teilweise im Hypothalamus organisiert, der körperliche Zustände reguliert. Die Tendenz zu einem höheren Fieber war zweifelsohne immer da, aber verdrängt. Als wir zu der exakten Erinnerung hinabgelangten, entwickelte er ein Fieber.

Wir müssen daran denken, dass die vollständige biologische Erinnerung an einen toxischen Zustand (d. h. an das eingeprägte Trauma) derselbe toxische Zustand wie das ursprüngliche Ereignis sein muss. Als der Patient die Erinnerung an sein Fieber mit all seinen Toxinen integriert hatte, reverbierte sie nicht länger unterhalb des Bewusstseins. Seine Erfahrung ist ein Paradigma für alle anderen Arten eingeprägter Erinnerungen und für ihre Lösung.

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Die Erinnerung an Gesundheit

Warum brandet der Schmerz ständig hoch? Warum lässt er nicht einfach nach und rührt sich nicht mehr? Deshalb, weil volles Bewusstsein mit leichtem Zugang zwischen allen Ebenen Verknüpfung und Integration bedeutet. Die Energie verdrängter Schmerzen, die von den Schleusen tieferer Ebenen nicht vollständig abgeblockt wird, bewegt sich nach oben und außen und wird von Gedanken, Logik und Vernunfterklärungen absorbiert. Bewusstsein ist ein evolutionärer Überlebensmechanismus, wobei der neue Kortex - oder Neokortex - die Ebene repräsentiert, auf der die höchsten Funktionen stattfinden - Urteilsfähigkeit, Selektion, genaue Wahrnehmung, Flexibilität der Wahl, Sensitivität, Vorhersehen zukünftiger Ereignisse und die Fähigkeit vorauszuplanen. Unbewusst zu sein bedeutet, all dieser Eigenschaften beraubt und somit ein Opfer seiner Umwelt zu sein, anstatt sie zu kontrollieren. Es bedeutet, nur die Fähigkeiten einer niedrigeren Tierform zu besitzen. Da das Schmerzbewusstsein ein Sinneszustand ist, handelt es wie Sinnesbewusstsein. Unbewusst zu sein, ist gleichbedeutend damit, blind oder taub zu sein. Es bedeutet, dass man angesichts bestimmter Ereignisse hilflos ist. Bei Neurose wird man immer noch von Schmerz und Bedürfnissen geleitet; wenn man gesund ist, hat man Kontrolle über sein Verhalten. Bei traumatisierten Leute jedoch wurde Bewusstsein schon früh zur Gefahr für seinen eigenen Zusammenhalt, und so wurde Unbewusstheit (Verdrängung) zum Überlebensmechanismus. Jetzt, im Erwachsenenalter, müssen wir die Person vom primitiven Überlebensmechanismus der Verdrängung befreien, sodass sie sich wieder adaptiver mit der gegenwärtigen Umwelt auseinandersetzen kann, anstatt konstant auf die Vergangenheit zu reagieren.

Der Körper versucht immer, gesund zu werden, und darum geht es beim Bewusstsein. Wir sind ein selbstheilender Organismus, nicht in mystischem Sinne, sondern hinsichtlich der Tatsache, dass jeder Organismus selbstheilende Kräfte hat. Man verbrennt sich die Hand, und die Heilkräfte beginnen mit ihrer Arbeit. Schorf und Narben bilden sich. Phagozyten treten auf den Plan, um die Trümmer aufzuräumen. Ich habe herausgefunden, dass Bewusstsein die ultimative Heilkraft für den gesamten Organismus ist, weil Neurose
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niemals nur eine lokale Wunde ist. Sie involviert den ganzen Organismus. Menschliches Bewusstsein ist energetisch effizient. Es lenkt und kanalisiert. Wenn jemand durch frühen Schmerz "zerstreut" ist und seine Energie auf chaotische, unorganisierte Weise benutzt, sieht man neurotische Ineffizienz. Nichts wird fertig, weil sich die Person nicht konzentrieren und ihre Aufmerksamkeit nicht eine Zeit lang auf eine einzige Sache richten kann. Oder jemand läuft herum und schließt sich dieser und jener Gruppe an und verbraucht Energie, bis er das grundlegende Bedürfnis fühlt, irgendwo hinzugehören. Seine Familie war zerrüttet und chaotisch. Er brauchte einen Anker, einen Platz, an dem er sich zu Hause und behaglich fühlte. Ihm war nie behaglich zumute, bis er sein Tun fühlen konnte.

Wann werden unsere Patienten bewusst? Wenn sie den Schmerz tieferer Ebenen gefühlt haben, und nicht einfach des Unbewussten durch einen Therapeuten bewusst gemacht worden sind. Eine meiner Patientinnen agierte ihre Abhängigkeit von anderen aus. Ihr früherer Therapeut sagte ihr: "Sie brauchen ihre Mutter noch immer, und das ist der Grund, warum Sie so handeln." Sie stimmte zu. Ende der Sitzung. Was nun? Keine Veränderung. Das Bedürfnis ist noch immer da und wird sich nicht ändern.

Bewusstheit ohne Feeling ist ein unverknüpfter Zustand. Deshalb verfestigen intellektuelle Einsichtstherapien den Mangel an Verknüpfung. Wir können sehen, wie unsere Patienten aus dem tiefen Unbewussten (dem Primal-Koma) zurück ins volle Bewusstsein [conscious awareness] kommen. Sie öffnen langsam ihre Augen, blinzeln ein paar Mal und sehen so aus, als kämen sie gerade aus einer fernen Zeit. Und das tun sie tatsächlich; sie kommen aus einer Zeit, die Jahre in ihrer eigenen und Jahrmillionen in der phylogenetischen Geschichte zurückliegt. Sie haben sich während der Sitzung auf tieferen Bewusstseinsebenen befunden. Bewusstsein ist Überleben. Diejenigen, die in der Geschichte am bewusstesten waren, waren die schlauesten. Sie überlebten und gaben ihre Gene weiter. So wurde es über die Jahrtausende weiter ausgearbeitet und verfeinert. Zur selben Zeit trat auch die Verdrängung auf den Plan, um sicher zu stellen, dass das Bewusstsein für die Bewusstheit nicht zu bedrohlich und überwältigend sein würde, und auch sie wurde weitergegeben. Die zwei taten sich zusammen, um Neurose zu schaffen, den gegenwärtigen Anpassungsmechanismus.

Warum heilt Bewusstsein? Weil Bewusstsein bedeutet, dass der Schmerz innerhalb der Zone der vollen Reaktivität liegt, welche die sine qua non der Heilung ist. Die 'feeling zone' ist die 'healing zone'.
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Bewusstsein ist die höchste evolutionäre Vollendung des Menschen. Verdrängung ist dann eine evolutionäre Kraft, die das Bewusstsein im Allgemeinen schützt, aber für das verdrängte Individuum ist sie anti-evolutionär und hemmt die Entwicklung. In der Feeling-Zone gibt es weder zu viel noch zu wenig Stimulierung oder Stress, Behagen oder Unbehagen. Es gibt Zugang zu Schmerz, aber weder zu viel noch zu wenig. Die Feeling-Zone findet nicht nur bei Primals sondern bei jedem Gefühlszustand Anwendung. Man kann zu einer gegebenen Zeit nur ein bestimmtes Maß an Schmerz erleben. Außerhalb dieser Grenze gibt es einen Ausschaltmechanismus, der unsere Wahrnehmung und Reaktion limitiert.

In jeder traumatischen Einprägung liegt die Erinnerung an Normalität, an eine Geschichte der Gesundheit. Die Erinnerung wiederzubetreten heißt, allmählich zum normalen biologischen Zustand zurückzukehren. Psychotherapie kann helfen aber niemals wirklich heilen. Entsprechend können Medikamente und Körpertherapien, die auf Muskelgruppen einwirken, helfen aber nicht heilen. Patienten erfahren bei tiefer Körpertherapie Schmerz, und sie schreien; aber nicht aus der Tiefe und nicht in methodischer Reihenfolge. Sie bewegen sich in die richtige Richtung aber nicht weit genug. Die fehlenden Elemente? Erinnerung, Kontext, Schmerz.

Was sind die Elemente der Heilung? Erstens muss allgemeines Leiden mit spezifischem frühen Schmerz verbunden werden und in die Primal-Feeling-Zone gebracht werden. Zweitens muss man in der richtigen neurophysiologischen Ordnung gesund werden, wobei man die neueren, weniger starken Schmerzen zuerst nimmt und sich dann fortschreitend auf die Schmerzen höherer Valenz zubewegt. Sie können die Heilung nicht vom Ende her beginnen, wie es bei Rebirthing-Methoden der Fall ist. Auf diese Weise entwickeln wir ein Bewusstsein von vergangenen unbefriedigten Bedürfnissen und Gefühlen, erkennen sie an und leiten ihre Kraft aus symbolischen Kanälen heraus in Richtung Gesundheit, wodurch wir dem neurotischen Prozess weniger Energie belassen. Wenn schließlich die alten Schmerzen mit gegenwärtigen Symptomen und Verhalten verbunden sind, können wir dieses neue und erweiterte Bewusstsein für andere Verhaltensweisen benutzen, die wir bewusst wählen, anstatt wie vorher zum Ausagieren gezwungen zu sein. Eine meiner Patientinnen konnte nie ‚Nein' zu anderen sagen, sei es jemand, der Sex wollte, oder jemand, der sich Geld borgen wollte. Sie ging zu Lebensberatern und "diskutierte" ihre Unfähigkeit, ‚Nein' zu sagen. Der Berater sagte ihr all die Gründe, warum sie so und so kein Geld leihen sollte, zeigte ihr in aller Realität auf, wie irrational das sei. Und der Berater
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hatte Recht. Bis sie fühlte, wie ihr tyrannischer, fordernder und unnachgiebiger Vater ihr das "Nein" weggenommen hatte, waren die Tendenzen ungeachtet der therapeutischen Beratung immer da. Die Beratung war die nicht-heilende dritte Linie; das Feeling war die zweite Linie.

Warum sehen wir, dass bei Vierzigjährigen nach der Primärtherapie die Weisheitszähne wachsen? Warum sprießen bei Männern in den dreißigern plötzlich Bärte? Deshalb, weil wir die Reifung auf jeder Funktionsebene blockieren, wenn unsere persönliche Evolution durch Verdrängung angehalten wurde. Was Verdrängung zu bewirken scheint, ist, dass es Heilung blockiert, weil die Heilkräfte selbst unterdrückt sind. Verdrängung ist eindeutig ein globales Ereignis und keine Kette psychischer Mechanismen, wie Freud es sich vorstellte. Deshalb sehen wir nach der Primärtherapie, wenn früher Schmerz mit dem Bewusstsein verknüpft ist, nicht nur das Nachlassen von Symptomen, sondern beobachten auch signifikante Veränderungen im Ausstoß jeglicher Art von Hormonen, die Heilungsprozesse beeinflussen, von Wachstums- bis zu Stresshormonen. Wir sehen Zeichen körperlicher Reifung, wie das Wachstum von Brüsten, Händen und Füßen, und neues Wachstum der Körperbehaarung, das aufgrund von Schmerz blockiert worden war und das anzeigt, dass der genetische Kode endlich richtig zum Ausdruck kommt.
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HEILUNG UND MESSWERTE


Wenn eine Mikrobe in den Körper eindringt, ist eine von vielen Reaktionen erhöhte Körpertemperatur. Dieselbe Reaktion sieht man, wenn sich jemand einer frühen, eingeprägten Verletzung nähert.

Es ist eine Konstante in unserer Therapie, dass es zu radikalen Ausschlägen bei der Körpertemperatur und anderen Vitalwerten kommt, wenn jemand beginnt, frühen Schmerz wiederzuerleben. Unmittelbar vor einem tiefen Feeling kann die Körpertemperatur um drei oder vier Grad steigen. Der Thermostat für die Temperaturregulierung liegt im Hypothalamus, wo auch der Schmerz reguliert wird; er [Hypothalamus] ist mit Opiatrezeptoren vollgepackt. Im Falle eines Angriffs hilft der Hypothalamus, die Körpertemperatur zu erhöhen. Aber die Attacke muss kein Bakterium sein. Es kann ein Feeling sein, auf das man genau so reagiert, als sei es ein eindringendes Bakterium. Körper und Gehirn behandeln das Feeling - "Ich bin ganz allein, und niemand kümmert sich um mich!" - als etwas, gegen das man sich verteidigen und das man zurückweisen muss. Das System reagiert auf diese Feelings, als wäre es ein unverträgliches Hauttransplantat: als etwas Fremdes. Es unterscheidet nicht zwischen einem fremden Bakterium und einem schmerzhaften Feeling; sie sind beide Fremde und bedrohen die Unversehrtheit des Organismus.

Ich halte Neurose für eine Wunde, weil sie die Deformierung biologischer Prozesse, Fieber und die Freisetzung von "Toxinen"
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(im Sinne noxischer Information) involviert, die so real ist wie Eiter in einem Abszess. Je tiefer die Wunde, umso extremer das Fieber, genau wie bei der Reaktion auf eine virulente bakterielle Infektion. Je früher und stärker das Trauma, umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass es während des Wiedererlebnisses zu hohem Fieber kommt. Bei einigen Patienten steigt die Temperatur um mehrere Grad. Es kann nicht überraschen, dass die am wenigsten geschleusten Schmerzen der ersten Linie das größte Fieber verursachen. (Die einzige Ausnahme, die wir beobachtet haben, ist, wenn der Mutter bei der Geburt massive Dosen von Schmerzkillern verabreicht werden; der Geburtskampf wird chemisch abgebrochen, und der Temperaturanstieg ist gering oder die Temperatur fällt sogar).

Warum steigt die Temperatur, wenn Feelings aufsteigen? Weil das Feeling, das wie ein eindringender Organismus behandelt wird, nie Teil des Selbst und nie integriert worden war. Das System erkennt es als Wunde und bringt seine Heilkräfte dafür in Stellung. Das System wird alles tun, diese Verletzung vom Bewusstsein fern zu halten, weil es irgendwie glaubt, es sei noch immer das Baby, das den Schmerz nicht ertragen kann. Schmerz kann das Bewusstsein erschüttern, und Schmerz kann es befreien.

Patienten können in der Primärtherapie auf zweierlei Art Fieber haben. Eine Möglichkeit ist, dass sie die Erinnerung an ein Fieber wiedererleben. Da diese Erinnerung in ihrem Kern beinahe immer ein Kampf auf Leben und Tod mit massiver sympathetischer Aktivierung ist, steigt die Temperatur. Denken Sie daran, dass ein Trauma der zweiten Linie ein darunter liegendes Trauma der ersten Linie verschlimmert. Die häufigere Art ist, dass ein tiefes frühes Feeling im Aufsteigen begriffen ist und der Körper mit seiner Verteidigung beginnt. Normalerweise reagiert der Körper in der Phase vor einem Primal, wenn der Schmerz ausreichend der Verdrängung entkommen ist, auf die Erinnerung, und das System erhitzt sich. Die Person schwitzt sehr stark, reißt sich Pullover und Hemd vom Leib und scheint zu "schmoren."

Fieber ist ein exzellenter Abwehrmechanismus, weil es dazu tendiert, pathogene, Krankheit verursachende Kräfte zu dezimieren. Viele Bakterien können bei höheren Temperaturen nicht gedeihen. Um das Wachstum von pathogenen Agenten zu hemmen, nimmt bei einem Fieber die Eisenmenge ab und die Zinkmenge nimmt zu. Unterdessen ergießen sich chemische Substanzen in den Blutstrom, um den Eindringling zu bekämpfen. Die Zellen, die jetzt unter Hitzestress stehen, verteidigen sich auf mehrfache Weise. Sie erhöhen ihre
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Stoffwechselrate, und sie stellen Schutzproteine her (wie z. B. Hitze-Schock-Protein 70). Diese Proteine sind ein integraler Bestandteil des Immunsystems. In Experimenten mit Eidechsen, denen Bakterien injiziert wurden, trieb die Infektion diese beständig dazu, wärmere Bereiche aufzusuchen, um ihre Temperatur zu erhöhen. Wenn sie gezwungen wurden, in kälteren Bereichen zu bleiben, überlebten nur fünfundzwanzig Prozent von ihnen. Erhöhte Temperatur ist zweifelsohne einer der Hauptabwehrmechanismen des Körpers, um Krankheit zu bekämpfen. Eine Methode, wie er das bewerkstelligt, besteht darin, den Strom weißer Blutzellen zu den betroffenen Arealen zu beschleunigen.

Bedeutet das, dass die Heilungsmechanismen für ein Virus und ein Feeling identisch sind? Ich glaube, mit Ausnahme des Heilungsortes ist die Antwort ‚Ja'. Ein Schnitt in den Finger heilt dort. Neurose wird als Erfahrung abgelegt, nicht als Gedanke. Sie können nicht auf ein Verhalten oder ein Organ zeigen und sagen: "Ja, da liegt die Neurose." Sie müssen die Person als Ganzes behandeln.

Das Erleben frühen Schmerzes in der Primärtherapie kann die Temperatur innerhalb Minuten um drei oder vier Grad senken. Wenn der Schmerz integriert wird, ist er keine fremde Kraft mehr, gegen die man sich verteidigen muss. Er ist jetzt bewusst; deshalb ist, was im Unterbewussten liegt, keine Bedrohung mehr. Es kommt in unserer Therapie häufig vor, dass ein parasympathetischer Patient mit niedrigen Vitalwerten hereinkommt und nach der Sitzung mit viel höheren - oder normalisierten - Werten hinausgeht. Das alles wird begleitet von verhängnisvollen und hoffnungslosen Gefühlen am Anfang und weit weniger von diesen Feelings am Ende. Kurz gesagt ist der Organismus aus einem Stück; man kann sehen, wie die Einstellung unerbittlich der Vitalwert-Konfiguration folgt. Die Patientin kommt herein, fühlt sich entsetzlich und weiß nicht warum. Ihre Vitalwerte sind tendenziell niedrig, wie beim ursprünglichen Trauma. Diese Vitalwerte und die psychische Einstellung bedeuten, dass das alte Ereignis dem Bewusstsein nahe ist. Diese Verzweiflung im frühen Kontext zu fühlen, verändert diese Feelings, und es ändert auch die Konfiguration der Vitalfunktionen in Richtung höherer Messwerte. Wenn wir nach einer Sitzung die Messungen vornehmen, können wir gewöhnlich sagen, wie die psychische Einstellung sein wird. Wenn die Anzeigen höher sind, sehen wir im Allgemeinen weniger Verzweiflung und mehr Optimismus.
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DAPHNE: SCHMERZ UND BLUTDRUCK

Mir ist etwas Erstaunliches passiert. Nach einigen Monaten Therapie wurde mein Puls, als ich meinen Arzt in dessen Sprechzimmer aufsuchte, bei 72 abgelesen. Für mich war das erstaunlich, weil ich eine Vorgeschichte eines schnellen Pulses habe. Mein Puls hatte niemals unter 80 gelegen, und normalerweise war er im 90er-Bereich; sogar 100 bis 106 war kein ungewöhnlicher Ruhepuls für mich. Ofts lag ich nachts im Bett und fühlte meinen Puls, der manchmal meinen ganzen Körper erschütterte.

Nach diesem Messwert von 72 rechnete ich zuerst damit, es würde sich nicht wiederholen. Doch bei vier nachfolgenden Besuchen beim Arzt setzten sich die niedrigen Werte fort. Einmal wurde der Puls bei 64 abgelesen, über dreißig Schläge niedriger, als er normalerweise gewesen war. Darüber hinaus war mein Blutdruck in den vergangenen zehn Jahren bei 135/85, und plötzlich war er auf 110/80 heruntergegangen.

Ich bin wirklich aufgeregt und erleichtert über das Absinken meines Pulses und Blutdrucks. Ich kann kaum glauben, dass es wahr ist, ausgenommen dass es mit meinem Gesamtgefühl übereinstimmt, dass eine gewaltige Last aus meinem Inneren entfernt worden ist. Ich kann nicht glauben, wie sehr alle diese Feelings ständig meinen Körper aufwühlten. So viel verdrängte Wut, dass sie mich buchstäblich umbrachte, und Fühlen erweckt mich wieder zum Leben.
Ende der Fallgeschichte

Die Durchschnittstemperatur fortgeschrittener Primärpatienten liegt in im niedrigen 97er Bereich [Fahrenheit]. Warum fällt die Temperatur als Resultat von Bewusstsein? Weil nicht länger (hitzeerzeugende) Energie aufgewendet wird, um den Organismus zu verteidigen. Ein Teil der fremden Kraft ist abgeladen worden, und der Erinnerungsrest ist jetzt ein Teil von uns. Das ist Heilung; nur die Verletzung enthält die Saat der Genesung.

Wenn wir das Symptom des hohen Blutdrucks nehmen, stellen wir fest, dass ein frühes Trauma kontinuierlich das Blutdrucksystem reizt und es auf höherem Niveau hält. Der Hypothalamus ist zum Teil für hohen (oder niedrigen) Blutdruck verantwortlich. Aber wenn der Patient die eingeprägte prototypische Reaktion des hohen Blutdrucks im Zusammenhang wiedererlebt, dann wird dieses Symptom nachlassen und schließlich völlig verschwinden. Unmittelbar vor einem Primal, kann der Blutdruck bei hohen Werten von 220/110 liegen. Aber innerhalb von Stunden, in denen das Primal stattfindet, kann er dramatisch fallen. Wir haben festgestellt, dass es in einigen Fällen einige Stunden nach dem Primal dauern kann, bis der Blutdruck fällt,

Anm. d. Ü.: (Fahrenheitwert minus 32) x 0,556 ergibt Celsiuswert. 97 Grad F entspräche 36,14 Grad C.

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obgleich wir den Puls und die Körperkerntemperatur unmittelbar nach dem Primal unter ihren Grundwerten vorfinden. Das ist ein Schlüsselpunkt, zumal durch ein Trauma verursachter hoher Blutdruck so weitverbreitet und potentiell lebensbedrohlich ist. Den prototypischen hohen Blutdruck wiederzuerleben, bedeutet Bewusstsein und Integration der Erinnerung. Der Anstieg des Blutdrucks beim Beginn eines Primals zeigt uns unmissverständlich die Beziehung zwischen Blutdruck und verborgenem Schmerz. Salzarme Diäten und spezielle Medikation sind gewiss hilfreich, aber sie können da nicht heilen, wo Schmerz das zugrunde liegende Problem ist.

Lokomotiven-Atmung und die Heilung von Krankheit

Nun kehren wir zu unserem in der Einleitung zu diesem Buch beschriebenen Patienten zurück, dessen Wiedererleben von Sauerstoffmangel bei der Geburt "Lokomotiven-Atmung" beinhaltete - schweres, tiefes, schnelles Atmen über einen Zeitraum von zwanzig Minuten. Dies war Teil der Forschung über Blutgase, die wir am UCLA Pulmonary Function Laboratory in Zusammenarbeit mit Dr. Donald Tashkin und seinen Kollegen Dr. Eric Kleerup und M. B. Dauphinee anstellten. Wir nahmen häufige Blutproben während der Primal-Episode und wieder während willkürlicher Hyperventilation, um die Blutsauerstoff- und Kohlendioxid-Spiegel ebenso wie Körperkerntemperatur, Herzschlag und Blutdruck zu messen. Das Primal und die Simulation entsprachen einander so genau, wie wir es hinsichtlich anstrengender körperlicher Aktivität und tiefen, schnellen Atmens nur bewerkstelligen konnten.

In der Simulation waren die Kohlendioxid- und Sauerstoff-Spiegel des Bluts so, wie man es erwarten könnte. Es gab nach etwas mehr als zwei Minuten tiefen Atmens klare Anzeichen des Hyperventilations-Syndroms, einschließlich Benommenheit, kribbelnder Hände, bläulicher Lippen und derartigen Energieverlusts, dass die Versuchsperson sich kaum noch anstrengen konnte.

In dem Primal der Sauerstoffdeprivation bei der Geburt jedoch gab es kein Hyperventilations- Syndrom. Trotz des zwanzig Minuten andauernden lokomotivähnlichen Atmens kam es nicht zu Benommenheit, runzeligen Lippen oder kribbelnden oder kralligen Händen (die durch die Alkalinität des Bluts aufgrund ausgeatmeten Kohlendioxids verursacht werden). Die UCLA-Forscher konnten sich das Fehlen des Hyperventilations-Syndroms in unserer Versuchsperson nicht erklären:
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 "Da muss ein anderer Faktor am Werk sein," boten sie an. Ich behaupte, dieser Faktor ist Erinnerung. Warum hemmte das Verweilen in der Geburtserinnerung das Hyperventilations-Syndrom? Und welche Bedeutung hat das für die Behandlung von Neurose?

Wir wissen, dass das automatische Sägezahn (dieses raue, raspelnde Geräusch) - Lokomotiven - Atmen, wie wir es in dem Primal sahen, tief im Hirnstamm durch die Medulla organisiert wird. Es scheint wahrscheinlich, dass das lokomotivähnliche Atmen Teil der Anoxie-Erinnerung ist, und wenn diese Erinnerung ausgelöst wird, geht die assoziierte Lokomotiven-Atmung mit ihr einher. Im Gegensatz dazu wird tiefes Atmen, wenn es durch einen Willensakt zustandekommt, höher im Gehirn reguliert, was die Anstrengung erklärt, die das Atmen erfordert, und die resultierende Erschöpfung. Willkürliches tiefes Atmen ist ein Entschluss, der kortikale (dritte Linie) Komponenten hat.

Wenn man von der eingeprägten Erinnerung eingeschlossen ist, wird die Atmung automatisch und mühelos und führt nicht zu Erschöpfung. In der Tat verhindert ein Willensakt (von weiter oben im Gehirn) die medulläre Reaktion, und es ist die medulläre Raktion mit ihrer Lokomotiven-Atmung, die das Hyperventilations-Syndrom hemmt. Willkürliche Simulation solcher Atmung heilt nicht; sie erleichtert Spannung, wie es jede andere Form körperlicher Übung tun würde. Ich betone das, weil es jetzt Schulen für tiefes Atmen gibt, die behaupten, eine Vielzahl von Leiden kurieren zu können. Nur wenn man sich inmitten der Erinnerung befindet, ist es heilsam.

Im Geburtsprimal ist eine andere Muskelgruppe im Einsatz, nämlich die Muskeln des Neugeborenen: die axial-spinalen Muskeln, die wechselweise gegen die abdominalen Muskeln arbeiten und die delphinähnlichen Bewegungen des Neugeborenen erzeugen. Die Arbeit ist gigantisch und produziert eine große Menge an Milchsäure, die das Säure-Basen-Gleichgewicht des Bluts normalisiert und den Ablauf des Hyperventilations-Syndroms verhindert. Das ist einem Marathonläufer sehr ähnlich, der schwer atmet und nicht umkippt, weil die durch die anärobe Atmung seiner Muskeln erzeugte Milchsäure die Akalinität seines Blutes ausgleicht, die durch das Kohlendioxid verursacht wird, das er mit jedem Keuchen ausatmet. Während einer Primal-Simulation kann die Versuchsperson sich nicht ausreichend anstrengen, um
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das Hyperventilations-Syndrom zu verhindern. Die Versuchsperson [jetzt vermutlich die andere mit dem echten Primal gemeint, Anm. d. Ü.] wird nicht ohnmächtig, weil sie sich noch mehr als der Marathonläufer anstrengt. Wie kann man über das Anstrengungsniveau eines Marathonläufers hinausgehen? Nur unter Bedingungen auf Leben und Tod, wie sie während des ursprünglichen Primärtraumas erfahren werden.

Das Fehlen des Hyperventilations-Syndroms während der langwierigen Lokomotiven-Atmung unserer Versuchspersonen (zwei von ihnen waren bei der UCLA, beide gefilmt) demonstriert, dass sie im Griff der Erinnerung waren. Dies bedeutet laut meinem früheren Kollegen, dem Neurologen Dr. Michael Holden, dass die Erinnerung einer Hirnstamm-Reaktion selbst eine Hirnstamm-Reaktion ist. Die Erinnerung ist Anoxie, und die Muskeln, die sich schinden und so enorme Energie produzieren, liegen in der Mittellinie und sind die eines Kindes - genau diejenigen, die Teil des ursprünglichen Ereignisses waren. Schmerzen tiefer Ebenen wiegeln das System ständig hinsichtlich hormoneller Verschiebungen, zellulärer Prozesse und anderer viszeraler Reaktionen auf. Die Erinnerung an fehlende Liebe im Alter von vier Jahren wird in den emotionalen Zentren aufbewahrt und nicht überwiegend im Kortex.

Sobald es zu einer Entscheidung oder einem Verlangen oder Wunsch kommt, erscheint das Hyperventilations-Syndrom. Sex ist eine gute Analogie. Sie können versuchen, den Orgasmus zu simulieren, aber es ist nie dasselbe, als wenn der Impulse von innen kommt. Das ist ein völlig anderes, ein allumfassendes Feeling. Es ist dasselbe wie in einem Primal, in dem der Impuls zu atmen aus dem Inneren kommt und eine Reaktion auf ein spezifisches Trauma ist. Es kann nicht nachgemacht werden.

Es scheint, als könnte kein anderer Faktor als Erinnerung das annähernd normale Säure-Basen-Gleichgewicht im Blut während des andauernden schweren Atmens erklären. Keine willentliche Anstrengung kann genug Milchsäure produzieren, um das zustande zu bringen. Deshalb waren Anstrengungen auf Leben und Tod unter Abwesenheit einer gegenwärtigen Lebensgefahr in das Primal involviert. Diese tödliche Bedrohung war eine Erinnerung, die real war! Das hat bedeutsame Implikationen für die aktuelle Kontroverse über das Syndrom wiedererlangter Erinnerung; es ist ein starker Beweis, dass Erinnerung im ursprünglichen Zustand darauf wartet, dass man sie unversehrt wieder aufgreift. Wenn die Versuchsperson in unserem Experiment auch nur im geringsten simuliert hätte,
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hätte sie unter dem Hyperventilations-Syndrom gelitten! Ihre Physiologie wurde von der Erinnerung kontrolliert.

Die Variable, die für den Unterschied zwischen der nicht-heilsamen Simulation und einer heilsamen verantwortlich ist, ist ein neurologischer Schaltkreis tief im Gehirn, der die Person in den "automatischen" Überlebensmodus schickt. Die Neugeborenen-Muskulatur, die man in einem Primal benutzt, wird von einer Erinnerung kontrolliert. Die ist gegen Erfahrung unempfindlich. Nichts ändert die Erinnerung, nicht einmal Schocktherapie, weil die Erinnerung mit Überleben zu tun hat. Eine andere Art, das Ereignis zu betrachten, ist, dass es kein Hyperventilations-Syndrom gibt, weil die Sauerstoffschuld in den Zellen zurückerstattet wird. Die Zellen brauchen den Sauerstoff jetzt, weil sie ihn damals brauchten. Während des Primals ist der Patient im "Damals"- Modus. "Damals" und "Jetzt" sind identisch. Die Einprägungen tieferer Ebenen haben keinen Zeitschlüssel. Deshalb diskutiert der Patient nicht über sein Selbst; er ist das Selbst. Wenn der Neurotiker die Erinnerung fühlt, kann er endlich die Vergangenheit und die Gegenwart auseinanderhalten.

Es kommt zu einem eigenartigen Paradox. Während des Primals sendet das Gehirn trotz der Tatsache, dass der Blutsauerstoff normal ist, ein Signal, dass Sauerstoff fehlt. Dieses Signal, das von der Einprägung kommt, bestimmt die Reaktionen des Systems. Es ist die innere Umwelt, auf die man immer zuerst reagiert. Das ist die Essenz der Neurose: man reagiert zuerst auf seine Geschichte, man ist der Vergangenheit verschrieben und wird von ihr gelenkt, trotz der besten Absichten fürs Gegenteil. Die Einprägung ist gegen jede Realität- ausgenommen ihre eigene- gleichgültig. Sie achtet nur auf ihre eigene Wahrheit und setzt sich über jeden Widerspruch hinweg. Sie hört einfach nicht auf irgendeine andere Realität, weil sie zu sehr damit beschäftigt ist, ihre eigenen zu überleben. Versuchen Sie nicht, dem System zu sagen, es solle die Schlaftabletten aufgeben, wenn der Körper aus dem Gleichgewicht ist und seine Serotonin-Spiegel normalisieren muss. Der Körper weiß mehr über seine Realität als jeder außenstehende Experte. Das bedeutet, dass Psychotherapie nicht helfen kann, ausgenommen auf einem oberfächlichen Niveau, gleich, was der Arzt und Patient denkt. Kein Ratschlag, keine Beratung oder Ermahnung kann etwas ändern. Kurz gesagt können Sie niemandem was sagen. Der Körper benutzt Drogen, um sich zu normalisieren, um normal zu werden. Wie kann jemand dagegen ankämpfen?
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Feeling and Healing - Fühlen und Heilung

In der Primärtherapie führen wir an unseren Patienten systematisch vor und nach Sitzungen Vitalfunktions-Tests durch. Diese objektiven physiologischen Messungen zeigen, ob es zur Verknüpfung und Auflösung von Feelings gekommen ist. Nehmen wir ein Beispiel. Ein Patient steckt in einem Verkehrsstau und kommt dreißig Minuten nicht vom Fleck. Zuerst wird er wütend, dann ängstlich. Er erreicht unsere Klinik und ist schrecklich aufgewühlt. In seiner Sitzung fühlt er sich blockiert und sagt: "Sie hielten mich auf, dieses Bastarde. Ich kann nie tun, was ich will!" Er redet über den Verkehr und meint unbewusst seine Eltern. Er gerät in das Feeling, fängt an, um sich und gegen die Wände zu schlagen und sich zu beklagen, dass seine Eltern ihn immer aufhielten, wenn er hinausgehen wollte. Er beginnt zu weinen und jammert: "Ich konnte nie tun, was ich wollte!" Er jammert und weint eine halbe Stunde und erlebt eine Szene wieder, als er nach der Schule Football spielen wollte aber seine Mutter darauf bestand, dass er nach Hause komme und sein regelmäßiges Schläfchen mache, obgleich er nicht müde war.

Der Therapeut schweigt. Plötzlich gehen die Knie des Patienten an seine Brust, und seine Arme kreuzen sich in fetaler Haltung. Er krümmt seinen Rücken, und beginnt, mit dem Kopf gegen die Wand zu stoßen. Keine Worte mehr, nur Grunzlaute ohne Tränen. Mehr als vierzig Minuten schlägt er um sich und stößt mit dem Kopf. Dann kommt er da raus, als sei er weit weg gewesen. Er ruht sich aus, und dann beginnen die Einsichten: "Ich steckte fest. Deshalb kann ich es nicht aushalten, wenn ich im Verkehr feststecke."

Schauen wir, was mit unseren Instrumenten geschehen ist. Die erste Phase war im Wesentlichen eine Angstattacke. Der Patient war nervös und ruhelos, hatte Schmetterlinge im Bauch, ein Gefühl von Bedrohung, Verhängnis und Todesahnung, und Todesahnungen. Seine Vitalwerte schnellten in die Höhe, sein Puls stieg auf 175, die Körperkerntemperatur von 98,7 auf 103,5, der Blutdruck von 125/90 auf 200/100. Seine EEG (Gehirnwellen)-Amplitude stieg um fünfzig Prozent. (Eine ausführliche Erörterung von Gehirnkarten finden Sie in Kapitel Siebzehn). Das ist der prä-primäre Zustand. Beachten Sie, dass, wenn er auf die Gegenwart reagiert, seine Vitalwerte auf seine Vergangenheit reagieren. Dann erinnert er sich an die Blockade durch seine Eltern; er fällt auf die zweite Linie. Als er tief weint, fallen seine Vitalwerte. Vierzig Minuten später fällt er in die Geburtssequenz.
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Eine Zeit lang steigen die Vitalwerte abrupt. Als er in das Feeling des Blockiertwerdens eingeschlossen wird, unfähig ist, seinen Atem zu kontrollieren, und dem Tod nahekommt, fallen seine Vitalwerte radikal. Innerhalb von Minuten liegt seine Körperkerntemperatur bei 95 Grad, sein Blutdruck beträgt 95/55 und fällt weiter. Wir betrachten ihn, wie er auf dem Boden liegt, und sehen ihn, wie er vor vierzig Jahren war, eine winzige Kreatur, die versucht, geboren zu werden. Wir beobachten die Tiefen seines Unbewussten. Wir sehen seine Kämpfe, als er gerade zu sterben scheint, und denoch hat er ein ausdrucksloses fetales Gesicht. Der Ausdruck kommt später.

Schließlich ist es vorbei. Er ist Jahrzehnte zurückgegangen, um seine Geschichte ungeschehen zu machen, indem er sie zum ersten Mal voll erlebte. Sie war vorher nie voll bewusst, aber sie ist jetzt Teil seines vollen Bewusstein [conscious-awareness], Teil seiner bewussten Geschichte. Er fühlt sich gut und entspannt. Welche Erleichterung!

Der Patient war woanders, in einem "bewussten" Koma, auf einer tieferen Bewusstseinsebene, wo nur der nächste Atemzug Bedeutung hat. Später wird die Erfahrung als basal erkannt und verleiht Dutzenden anderer, späterer Erfahrungen ihre Grundfärbung, besonders denen, die Verzweiflung und Vergeblichkeit beinhalten. Diese späteren Erfahrungen verstärken die ursprüngliche durch Weiterentwicklung der Nervennetzwerke. Deshalb kann gegenwärtiger Stress frühen Terror und frühe Angst auslösen. Der Patient war in eine Geburtssequenz eingeschlossen, war auf einer tieferen Bewusstseinsebene, die wir oft das Unbewusste nennen, voll bewusst. Er war bewusster als jemals zuvor. Jetzt weiß er, wohin die Empfindungen gehören. Er hat jetzt den Zusammenhang: Anoxie und Hilflosigkeit bei der Geburt. Eine gegenwärtige hilflose Situation folgt den Nerventrakten hinab zu den Ursprüngen. Aus dieser fundamentalen Verknüpfung kommt das Bewusstsein für seine Motive bei Dutzenden rätselhafter Ausagierens-Akte.

Ein Primal ist ein lebhaftes psychophysiologisches Wiedererleben eines schmerzvollen Ereignisses aus der Säuglingszeit oder Kindheit. Es hat ein biphasisches Reaktionsmuster, das mit einer eskalierenden Krise des sympathischen Nervensystems beginnt. Es ist keine Überraschung, dass eine Kampf-oder-Flucht-Krise des sympathischen Nervensystems das Feeling in Gang setzt. Die Vitalwerte erreichen gemeinsam einen Höhepunkt und fallen dann während des Weinens, während der parasympathischen Erholungsphase. In einem vollständigen
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Primal fallen die Vitalwerte am Ende der Therapiesitzung gemeinsam auf Werte, die unterhalb der Grundwerte liegen.

In der prä-primären Phase leidet man und erlebt ein Creszendo angstvoller Qual. Sie erreicht ein maximales Niveau, wenn die Abwehr nachgibt und das frühe schmerzvolle Ereignis ins Bewusstsein durchbricht. Es kommt zu lebhafter Erinnerung, manchmal mit visuellen, auditiven oder olfaktorischen Komponenten - oder mit allen dreien - aus früher Lebenserfahrung. Am Ende der Primal-Sequenz ist man klar und tief entspannt, und Einsichten, die gegenwärtiges Verhalten mit dem gerade erlebten Trauma verknüpfen, strömen mühelos. "Wenn ich das Gefühl habe, von irgendjemanden in der Gegenwart gehasst zu werden, handle ich, als wollte ich, dass meine Mutter mich liebt, wie sie es in meiner Kindheit nicht getan hat. Dann fange ich an, mich unterwürfig zu benehmen und wie jemand, der verzweifelt um Liebe bettelt." Wenn früher jemand kalt zu diesem Patienten war, fühlte er sich angespannt. Es ließ ihn nachts mit den Zähnen knirschen und erzeugte einen steifen Nacken. Nachdem sein Feeling verknüpft ist, fällt die Spannung (mit einem Elektromyograph) in den Muskeln von Stirn und Nacken signifikant. Die Energie ist entsprechend verknüpft worden, anstatt erneut in neurotische Kanäle umgeleitet zu werden.

Je früher das Trauma stattfand, um so globaler sind die Einsichten. Viele Patienten berichten, dass solche Einsichten mehr Überzeugungskraft haben als beinahe alles andere, das sie je gelernt haben. Ein Patient merkte an: "Ich weiß diese Dinge sicherer, als ich irgendwas anderes in diesem stinkenden Durcheinander meines Lebens weiß!" Diese Qualität der Sicherheit ist eine zweite wesentliche Indikation für ein echtes Primärerlebnis.

Abreaktion: Die nicht-heilsame Freisetzung von Gefühlen

Wir haben die Primal-Reaktion im Unterschied zu den physiologischen Veränderungen charakterisiert, die bei der Abreaktion und bei unvollständigen Primals geschehen. Abreaktion ist ein emotionaler Erguss, manchmal mit Tränen, bei dem ein Individuum über sein Leiden weint, ohne jemals wirklich in die tatsächliche Erinnerung hinabzusteigen. Es ist einfach die Entladung der Energie des Feelings. Den Unterschied zwischen einer Abreaktion und einem Primal kann man daran erkennen, ob Auflösung in physiologischer Hinsicht stattfand, ob die Vitalwerte den charakteristischen von einem Trauma verursachten Mustern folgten.
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In der Rebirthing- und Pseudo-Primal-Therapie können Patienten jahrelang abreagieren und nichts erreichen, obgleich sie denken, dass sie Primärtherapie machen. Patienten dazu zu zwingen, dass sie schreien, auf Wände einschlagen und nach Mami weinen, hat nichts mit Primärtherapie zu tun. In jeder Pseudo-Primärtherapie, die ich untersucht habe, herrschte überhandnehmendes Abreagieren. Sie können nicht erzwingen, dass ein Patient fühlt, noch kann ein Therapeut entscheiden, was der Patient fühlen soll. Des Weiteren muss der Therapeut die Abfolge der aufsteigenden Schmerzen kennen, sonst kann keine Auflösung stattfinden. Weil die Pseudotherapeuten nicht von präziser Theorie und Technik geleitet werden, weil sie keine Forschungskontrolle über die Sitzung haben, und weil gewöhnlich ihre eigene Therapie schiefgegangen ist, wissen sie nicht, woran sie beim Patienten sind, und der Patient leidet. Wissenschaftliche Kontrollen sind in jeder Therapie wesentlich, weil Menschen nicht mehr wissen, was in ihrem Inneren vorgeht.

Indem wir unsere Vitalwert-Tests benutzen, wissen wir sofort, ob Abreaktion stattfindet, die Freisetzung von Gefühlsenergie ohne wirkliche Verknüpfung, und wir gehen daran, die Situation zu korrigieren. Abreaktion sieht oft wie ein Primal aus, außer dass die Vitalwerte sich während der Sitzung ziellos und unberechenbar ändern und nachher nicht unter ihre Grundwerte fallen. Es braucht einen erfahrenen Therapeuten, um den Unterschied zu erkennen.

Was geschieht bei der Abreaktion physiologisch? Einfach, was immer bei Neurose geschieht: Gewöhnlich wird die Energie eines Feelings der einen Bewusstseinsebene auf einer anderen Ebene entladen. Die Energie aus dem reverbierenden limbischen Schaltkreis wird auf nicht-verknüpfte chaotische Weise durch Weinen, Um-Sich-Schlagen und Schreien freigesetzt. Es gibt keine kortikale Verknüpfung. Wenn der Patient Schmerz über ein Ereignis erfährt, anstatt in dem Ereignis zu sein und es wiederzuerleben, befindet er sich nicht in der Feeling-Zone, nicht auf der Ebene, wo die Verletzung liegt, und es kann keine Heilung stattfinden. Die Aussage "Meine Mutter hasste mich immer!", begleitet von den Tränen eines Erwachsenen, unterscheidet sich von "Mami, bitte hasse mich nicht!" mit der weinenden Stimme eines Fünfjährigen. Im ersten Fall treibt Schmerz von unten Verhalten der dritten Linie an. Im zweiten findet Schmerz seine Verknüpfung zum Bewusst-
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sein. Oder Geburtsschmerzen dringen in ein Feeling namens "Es ist so hoffnungslos, dass ich jemals geliebt werde" ein; das Feeling wird von den Geburtsschmerzen gesteuert, die nicht als das, was sie sind, gefühlt werden.

Das Täuschende an der Abreaktion ist, dass man hinterher eine gewisse Erleichterung fühlt, genau wie in einem Primal. Und es gibt in Pseudotherapie-Zentren oft Beschwerden über Primärtherapie, wenn doch die Klagen den Scheintherapeuten betreffen sollten. Es gibt in einem Primal viel mehr wahre Erleichterung, aber bei der Abreaktion fühlt sich die Freisetzung von Spannung für kurze Zeit gut an. Abreaktion kann sehr leicht passieren und ist für das Individuum gefährlich, wenn man zulässt, dass sie sich fortsetzt, weil sich eine "Rille" entwickelt, sodass jedesmal, wenn ein Feeling hochkommt, es in spezielle symbolische Kanäle umgeleitet wird. Bald wird die Person einfach die Energie des Feelings automatisch entladen und glauben, es gehe ihr besser. Das Problem ist, dass man wie beim Joggen oder bei Meditation ständig damit weitermachen muss, um Erleichterung zu bekommen, während bei einem Primal jedes gefühlte und verknüpfte Stück eines Feelings nie wieder gefühlt werden muss. Ist die Botschaft erst zum Bewusstsein durchgekommen, gibt es überall Anzeichen für Heilung: mehr Wachstumshormone, weniger Stresshormone, verbesserte Immunfunktion und die Auflösung von Symptomen. Wir haben den kapillaren Blutfluss im Gesicht mit Infrarotkameras untersucht, und Patienten weisen nach einem Jahr Therapie einen beträchtlich erweiterten Blutfluss auf. Sie haben wärmere Gesichter und Extremitäten. Ich glaube, dass die Verdrängung den Blutfluss im ganzen Körper einschränkte, vielleicht als Teil der ursprünglichen Anstrengung, Sauerstoff zu sparen. Eingeschränkter Blutfluss stellt eine Krise für die betroffenen Gewebe dar, weil zelluläre Anoxie und die Anhäufung von Abfallprodukten Faktoren sind, die Altern verursachen. Es kann sein, dass mit der Auflösung des Traumas das "natürliche" Altern verlangsamt wird.

Wir sehen in unserer Forschung, dass Verdrängung wahrlich die biologische Schlüsselabwehr ist. Wenn die Verdrängung fehlerhaft funktioniert, kommen sekundäre Abwehrmechanismen ins Spiel: Meditation, Akupunktur, Trinken, Drogen, Rauchen, Glaubensbekenntnis, Masturbation, ständiges Reden. Sie nehmen den Druckpunkt auf, absorbieren und entladen die freiwerdende Energie. Verdrängung ist quantifizierbar und kann uns Aussagen über das involvierte Schmerzniveau liefern. Wir können Urschmerz in unserer Therapie nicht nur "sehen", sondern wir können seine Verarbeitung und seine Wirkungen messen.

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PRIMÄRTHERAPIE UND DIE NATUR DER HEILUNG



Die Erinnerung der Sauerstoff-Deprivation bleibt als Zustand der Deprivation auf dieselbe Weise bestehen, wie früher Liebesentzug als ständiger Mangel bestehen bleibt. Unzählige Male habe ich in der Primärtherapie die Anoxie-Erinnerung in reiner Form an die Oberfläche steigen sehen, anscheinend unverändert seit der Zeit der Geburt. Deshalb atmen Patienten während eines Primals etwa zwanzig Minuten lang wie eine Lokomotive (tiefe, schnelle, kräftige Atemzüge). Eine Primärpatientin erlebt in einem Raum voller Sauerstoff den Mangel an Sauerstoff bei der Geburt wieder und erweckt den Eindruck, als würde sie gerade sterben. Die Erinnerung ist eine allumfassende Realität. Wo war diese Mangel-an-Sauerstoff-Erinnerung all die Jahre und Jahrzehnte? Vielleicht wurde sie zeitweise durch Drogen oder Alkohol neutralisiert, aber sie war immer da, erzeugte Angst, Asthma, Kurzatmigkeit oder Migränen, oder veranlasste die Person vielleicht zu zwanghaftem Rauchen. Wäre die Erinnerung keine allgegenwärtige Realität, hätte die Person keine solche kontinuierlich hohen Stresshormon-Spiegel, Spiegel die nach der Wiedererfahrung absinken.

Das untere Gehirn, das sich mit Anoxie oder Feelings befasst, wird nie auf Vernunftargumente reagieren, weil es keine Vernunftfähigkeiten hat. Wenn jemand versucht, durch Einsichten in der Psychoanalyse gesund zu werden, versucht er, einen in jüngerer Zeit entwickelten Neokortex zu benutzen, um
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eine Erfahrung zu handhaben, die Millionen von Jahren zurückliegt. Mit unserem unteren Gehirn vernünftig zu reden kommt dem Versuch gleich, mit einem Salamander vernünftig zu reden (siehe Kapitel Vier). Und es ist der Grund, warum zum Beispiel Angst so weitverbreitet und in "Gesprächstherapien" so handlungsresistent ist. Ihre Ursache ist tief verborgen und liegt weit in der Vergangenheit zurück. Angst sucht uns nicht konkret aufgrund gegenwärtiger Kräfte in epidemischen Ausmaßen heim, sondern weil ihre zugrunde liegende Einprägung dauerhaft ist und weil die Erfahrung noch vollständig erlebt werden muss. Wir erbten das Reptiliengehirn, und wir müssen aus dem lernen, was uns widerfuhr, als wir uns auf der Salamander-Ebene der Entwicklung befanden. Es ist dieses untere Gehirn, das unsere Reaktion auf Geburtsanoxie vermittelt, und es ist dieses Gehirn, das ständig tut, was es kann, um das Überleben zu sichern, zum Beispiel, indem es den Herzschlag beschleunigt und die Eingeweide erregt. Ein aufgewühlter Magen, Herzklopfen und andere Effekte und dazu das Gefühl von Bedrohung und Verhängnis charakterisieren den Angstzustand.

Sie können nicht einfach einen langsameren Herzschlag beschließen, genau so wenig, wie Sie beschließen können, dass Sie "ruhiger werden." Die Erinnerung wartet darauf, dass sie dran kommt und mit dem Bewusstsein zusammentreffen kann. Sie nimmt in der Reihe einen Platz unterhalb der höher gelegenen, weniger katastrophalen Schmerzen ein. Die einzige Möglichkeit, die Angst zum Verschwinden zu bringen, besteht darin, eine Zeit lang auf der Ebene zu leben, auf der die Einprägung stattfand; sich winden, sich ohne Hilfe der Gliedmaßen bewegen, auf eine Weise gleiten, die der eines Reptils sehr ähnelt, den Schrecken in all seiner "Herrlichkeit" erleben. Es ist ungemein erleichternd, wenn man endlich die Quelle des Schreckens kennt. Er ist dann nicht länger verschobene Furcht, die als Angst vor dem Unbekannten in Erscheinung tritt.

Man kann sagen, dass Angst ein Bestandteil der prä-primären Phase ist, der Vorläufer eines aufkommenden Feelings. Leiden bewegt sich aufwärts, hämmert gegen die Tore der Verdrängung und macht uns Angst, zuerst vor dem Unbekannten, dann vor dem Bekannten. Die unbekannte Phase nennt man Angst. Die bekannte Phase nennt man ein Primal. In der Primärtherapie bringen wir den Schmerz zum Aufsteigen, während wir die wohldurchdachten intellektuellen Abwehrmechanismen zurückhalten. Wenn Leiden nach oben wandert und sich schließlich mit kortikalen Zentren verknüpft, wird es zu spezifischem Schmerz. Die Einprägung ist jetzt in vollem Umfang bewusst. Man erlebt die Angst-Empfindungen der ersten Linie - ein Zustand, den einige als Schmetterlinge im Bauch, Stocken des Atems und als Enge in der Brust erfahren. Mit der sich in einem Primal ergebenden Explosion wandelt sich Angst in Fühlen. Schmerz fühlen bedeutet, endlich wieder fühlen. Wenn Sie Tausende wortloser Primals gesehen haben, in denen Patienten sich eine Stunde oder zwei auf dem Boden winden, wissen Sie mit Sicherheit, dass eine ganz urtümliche Kraft am Werk ist.

JESSE: DER SALAMANDER SPRICHT

Meine Mutter erzählte mir, dass meine Geburt lange dauerte. Um zirka 23 Uhr begann meine Geburt. Meine Mutter sagte, sie sei sehr schläfrig gewesen (offensichtlich unter Betäubungsmitteln), und die Schwester musste sie ständig aufwecken und ihr sagen, dass sie pressen solle. Es ist nicht überraschend, dass ich Feelings darüber hatte, seit Beginn meines Lebens nie Hilfe von meiner Mutter bekommen zu haben, und dass ich deswegen bei meiner Geburt aufgegeben habe. Seit damals scheine ich darauf zu warten, dass etwas passiert. Jetzt, da ich meine Geburt gefühlt habe, scheint es, als ob Warten die einzige Alternative zum Vorankämpfen und Fühlen des Schmerzes darüber war, dass man mir nicht half. Mein erstes neurotisches Verschließen geschah, bevor ich geboren wurde.

Ich glaube, dass ich endlich den Ursprung einiger meiner Symptome herausgefunden habe, einschließlich Schwindel, nasalen Blutandrang und Bronchitis. Abgesehen davon, dass ich diese Symptome losgeworden bin, habe ich endlich entdeckt, warum ich die ganze Zeit zaudere und zurückstehe. Ich habe immer das Gefühl gehabt, als sei es leichter, die Dinge dadurch geregelt zu bekommen, dass ich gut war und geduldig wartete. Seit meiner Geburt hatte ich immer Angst vor Konflikten, die entstehen könnten, wenn ich anspruchsvoll wäre.

Es führt mich gewöhnlich zu meinen Gefühlen, wenn spezielle Symptome hochzukommen beginnen. Einmal arbeitete ich in einem großen Bürogebäude - dreißig Stockwerke hoch - , und ich hatte auf verschiedenen Etagen Aufträge zu erledigen, wobei ich den Aufzug benutzte. Mir war bei Aufzügen immer unwohl, aber jetzt wurden die Gefühle übermächtig. Ich stellte mir den finsteren Schacht unter dem Lift vor und hatte Angst, bis zum Grund hinabzustürzen. Ich fürchtete, mir würde so schwindlig und übel werden, dass ich mich an den Wänden des Aufzugs festhalten müsste.

Allmählich fühlte ich, dass die Furcht von woanders herkam. Eines Tages begann ich mich in der Therapie allein zu fühlen, als ich mich erinnerte, wie ich von meinem Vater in einer psychiatrischen Klinik zurückgelassen wurde. Das Feeling ging bis in die Zeit zurück, als ich ein Baby war und voller Entsetzen schrie. Mein Körper war steif und linkisch, als würde er auch den Schrecken ausdrücken. Dann hatte ich das Gefühl, in eine schwarze Leere zu fallen. Mir war schwindelig, und ich war total orientierungslos, und ich weinte und schrie, bis sich das Gefühl endlich legte. Während des Feelings wanderten meine Füße über meinen Kopf, und als ich aufhörte, stand ich praktisch Kopf.
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Dann wusste ich, was das Feeling war. Nachdem ich geboren war, hielt mich jemand mit dem Kopf nach unten. Meine Angst im Aufzug war dasselbe Feeling.

Nach ein paar Monaten begann ich etwas zu fühlen, das ein bisschen anders war. In meinem Hals entwickelte sich eine riesige Drüsenschwellung, die so weh tat, dass ich in die Notaufnahme ging. Der Arzt wusste nicht, was sie verursacht hatte, aber eine Woche später begann ich mich wie ein winziges Baby zu fühlen, und ich erlebte wieder, dass ich Flüssigkeit in meinem Hals hatte, die mich erstickte. Ich schrie und ich würgte; es war etwas in meinem Hals, das dort nicht sein sollte. Dann verschwand der mysteriöse Kloß. Jetzt weiß ich, warum ich in Stresszeiten meines Lebens sofort eine Bronchitis-Attacke erlitt, zum Beispiel, als mein Bruder starb und mein Vater von zu Hause fortging. Ich vermute, diese Erfahrungen lösten ein altes Geburtstrauma aus, in dem ich versuchte, nicht mit all dieser Flüssigkeit in meiner Luftröhre zu sterben.
Ende der Fallgeschichte

Primals tendieren dazu, den Blutdruck und die Hormonspiegel zu normalisieren, weil das Trauma, das diese Funktionen verrückte, adressiert wird. Wenn sich das Trauma mit dem Bewusstsein verbindet, befinden sich nicht länger ein verzweifeltes Kind und ein bewusster Erwachsener - voneinander durch Verdrängung abgeschirmt - in einem Körper.

Es kommt zu Einsichten (die Wahrnehmungen, die aus Primal Feeling entstehen), aber Heilung hängt nicht von Einsichten ab; Einsichten sind vielmehr ein Zeichen für Heilung. Primal Feelings sorgen für wahre Einsicht. Verknüpfung - nicht Einsicht - ist das Vehikel der Heilung. Die Wunde hat mit Nicht-Verknüpfung zu tun.

Primärtherapie ist keine desintegrierende Erfahrung. Es ist im Gegenteil eine erweiternde Erfahrung, die die Gitter des neurotischen Gefängnisses entfernt, die Bewusstseinsebenen integriert, die emotionale Bandbreite vergrößert und einen physiologischen Heilungsprozess in Gang setzt.

PHILIP: IN DER WIEGE SCHAUKELN

Meine Geburt war ein langer achtzehnstündiger Kampf. Ich spürte, dass es keinen Ausweg gab, aber ich konnte mit dem Kämpfen nicht aufhören, weil aufhören bedeutete, niemals rauszukommen.

Ich kam wütend auf die Welt. Mein Kopf war durch die Geburt missgestaltet und gequetscht, und ich fühlte mich im Hals und oberen Torso immer wund. Ich fürchtete mich immer vor
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körperlichen Verletzungen, betrieb aber dennoch Sport, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Wegen meiner Angst, (wieder) verletzt zu werden, konnte ich kein guter Spieler sein.

Ich war ein Kopfstoßer und Wiegenschaukler. Und zwar deshalb, weil ich von Anfang an mit dem Kopf gestoßen hatte, um herauszukommen. Immer wenn ich frustriert war, griff ich auf das zurück, was ich ursprünglich tat, um Erleichterung und Freiheit zu finden. Um das Schlagen mit dem Kopf zu beenden, band man mich mit einer Schlinge unter meinem Kinn fest, um meinen Kopf zu arretieren, sodass ich nicht damit schlagen konnte. Auf diese Weise musste ich immer wieder den ursprünglichen Schmerz meiner Geburt wiedererleben, als ich mit dem Kopf gefangen war. Mein ganzes Leben hatte ich Gelenkschmerzen, von dem Versuch freizukommen, wie ich vermute. Seit dem Alter von vierunddreißig Jahren bin ich wegen rheumatischer Arthritis in Behandlung. Ich hatte in meinen Feelings auch Wiedererlebnis-Sitzungen, in denen eine Hand in mein Gesicht greift und sich zwei Finger in meiner Augenhöhle befinden. Als ich diesen Schmerz erst gefühlt hatte, verschwanden meine lebenslangen Kopfschmerzen direkt über den Augen. Wenn ich gelegentlich Kopfschmerzen bekomme, weiß ich, dass Feelings hochkommen; und wenn ich fühle, geht der Schmerz weg.

Mein Eheleben war verrückt. Ich fühlte mich immer "angebunden" und wollte frei sein, aber dennoch nicht allein. Alleine in einem dunklen Zimmer zu Bett zu gehen, war immer schmerzlich, und ich kämpfte immer dagegen. Ich musste trinken, um einzuschlafen. Wiederum muss dieses ursprüngliche Alleinsein mich mit einer Erinnerung oder einem Schrecken zurückgelassen haben, über den ich nie hinwegkam.

Jetzt kann ich guten Nachtschlaf genießen, und jeder, der Schlafprobleme gehabt hat, weiß, welcher Segen das ist. Es ist so schön, wenn man aufwacht und den Morgen genießt.

 

Die Schmerzkette umdrehen

Der Prozess des Wiedererlebens funktioniert immer umgekehrt zu der Reihenfolge, in der die Erinnerung abgelegt wird. Erinnerung ist "first in, last out" und Wiedererleben ist "last in, first out". Wir erleben Erinnerung Stück um Stück wieder, zuerst die jüngeren gutartigen, und mit der Zeit gelangen wir zu den höchstbelasteten frühen tödlichen Einprägungen. Dieses Hinabsteigen in der Therapie wird als 3-2-1-Folge bezeichnet.

Es ist ein weiterer Beweis für den Prototyp, dass therapeutische Sitzungen mit unseren Patienten Geburtsanalogien sind. Im Fall des Parasympathen kommt der Patient wie abgetötet herein und muss vom Therapeuten stimuliert werden; andernfalls liegt er vielleicht nur träge da. Dann versucht er es ein bisschen, verfällt in Verzweiflung, fühlt sich hoffnungslos und kraftlos und erreicht nichts. Er erreicht nichts, weil das
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das exakt wiedererschaffene Feeling ist. Der Therapeut muss aufpassen, dass er nicht mit dem Patienten, der ‚nichts erreichen' ausagiert, in die Einprägungs-Falle tappt. Der Patient muss ‚nichts erreichen' im ursprünglichen Kontext fühlen, sodass er etwas erreichen wird - in der Therapie und im Leben. Bis er "feststecken" im Zusammenhang fühlt (feststecken im Kanal; feststecken in einem nicht funktionierenden Zuhause), agiert er "feststecken" in der Therapie aus.

Meine Konzeption des Protototypen - die Repräsentation und die Wieder-Repräsentation des Traumas im Nervensystem - gibt dem Therapeuten eine Wegekarte zur Hand. Wenn ein Patient eine qualvolle, überwältigende Reaktion zeigt, kann sich der Therapeut sicher sein, dass es sich um eine Wieder-Repräsentation eines früheren Traumas handelt, weil es neurologisch unmöglich ist, dass es nicht so ist. Wieder-Repräsentation lässt die Schmerzkette entstehen: Die Feelings und Empfindungen sind das Bindeglied zwischen den Bewusstseinsebenen; sie werden stärker, wenn man die Kette hinabsteigt. Indem er Einzelheiten des gegenwärtigen schmerzhaften Ereignisses ‚herauskitzelt', bewirkt der Therapeut, dass die Gegenwart stärker mit der Vergangenheit resoniert, und ruft somit Angst hervor, da die Erinnerung ins vollständige Bewusstsein [conscious-awareness] aufsteigt. Bestimmte Techniken im entscheidenden Moment gestatten, dass das Feeling durchbricht, und der Patient verbringt die nächsten zwei Stunden damit, auf dem Erinnerungs-Feeling zu dessen Ursprüngen hinabzugleiten.

Wir sehen oft Patienten, die das Gefühl haben, sie würden gleich verrückt werden, wenn sie beginnen, Zugang zu sehr frühen Einprägungen zu erlangen. Was tatsächlich geschieht, ist, dass der ursprüngliche Schrecken und die ursprüngliche Panik aufsteigen. Weil die Erinnerung abgelegt wurde, bevor es einen rationalen Kortex gab, gibt es für den Schrecken keine begriffliche Handhabe. Man hat einfach das Gefühl, verrückt zu werden; alles ist durcheinander, wirr und außer Kontrolle. Zellen des Hirnstamms, wo früher Schrecken eingeprägt wird, senden Signale der Panik und des nahenden Todes nach oben, so dass die limbischen Schaltkreise ein Feeling drohenden Verhängnisses erkennen, während die Zellen des Neokortex sagen könnten: "Ich weiß nicht, was mit mir geschieht. Das ergibt keinen Sinn!" Der Patient kann nicht sagen, was ihn erschreckt. Die Person hat keine Ahnung, warum sie sich plötzlich fühlt, als müsse sie sterben. Es kommt daher, dass zu viel oder zu wenig Reaktivität ursprünglich Tod bedeuteten. Natürlich sind sie beim ersten Mal nicht gestorben, und sie
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sterben nicht während des Wiedererlebens in der Therapie. Das ist für meine Therapeuten und meine Patienten beruhigend. Sie sterben nicht, weil sie keine zerbrechlichen Feten mehr sind, die einem Trauma auf Leben und Tod gegenüberstehen. Sie sind physisch starke Erwachsene, deren System den Schmerz in der Sitzung überwacht und reguliert. Sie fühlen ihn Stück um Stück über mehrere Monate, und so können sie ihn voll erfahren, voll darauf reagieren und ihn voll integrieren.

Jemand mit Klaustrophobie zum Beispiel muss vielleicht über einen Zeitraum von Monaten hundert Mal durch das Inkubator-Erlebnis gehen. Während dieses Prozesses ist es durchaus möglich, dass sie/er erst viele Monate nach dem Einsetzen der Primals weiß, was sie durchmacht. Und zwar deshalb, weil sie/er immer jeweils nur ein Stück des ursprünglichen Traumas fühlt, nur so viel, wie sie/er integrieren kann. Später, wenn immer mehr von dem Trauma erlebt wird, ergibt es allmählich einen kompletten Sinn. Es ist, als würde man die Teile eines Puzzles zusammensetzen.

Nachdem der Schmerz gefühlt worden ist, finden Patienten heraus, dass ihr "Bedürfniss nach" Alkohol und Drogen geringer geworden ist. Sie sind nicht mehr auf die "Droge Glauben" angewiesen. Albträume und Wahnvorstellungen lösen sich auf. Viele sind von der neuen Gefühlsintensität überrascht, die sie beim Sex erleben, obgleich sie früher dachten, sie hätten ein gutes Sexleben, während in Wirklichkeit ein ganzes Universum voller Empfindungen und Emotionen ihrer Wahrnehmung entgangen ist.

Da Sie nur fühlen können, was Sie fühlen können, und nicht fühlen können, was Sie nicht fühlen können, werden Sie niemals wissen, ob Sie voll fühlen, bis Sie fühlen, was Sie früher nicht fühlen konnten. Sie werden nicht frei, bis Sie voll fühlen, wie Sie in der Vergangenheit gefangen waren. Sich in einem deprimierenden Zuhause der Kindheit eingekerkert zu fühlen, ist befreiend. Sie werden mutig, wenn Sie die Angst aus der Kindheit gefühlt haben. Sie werden unabhängig, wenn Sie Ihre totale, frustrierende Abhängigkeit von gleichgültigen Eltern gefühlt haben. Sie werden lebendig, wenn Sie Ihre Leblosigkeit fühlen. In der Primärtherapie geht es nicht nur um verdrängten Schmerz. Es geht ebenso um unterdrückte Freude. Auch unterdrückte Freude führt zu Schmerz. Die Freude und der Drang zu wilder Hemmungslosigkeit müssen ebenso ausgedrückt werden.
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Wir haben herausgefunden, dass Weinen ein integraler Bestandteil des Gesundungsprozesses ist. Die Geschichte der Neurose ist die Geschichte des Elends, und die natürliche Reaktion auf Elend ist, es hinauszuschreien. Psychotherapeuten, denen es unangenehm ist, wenn jemand weint, versuchen vielleicht, eine solche Entwicklung mit Erklärungen und Einsichten zu beenden, und nehmen Patienten aus entscheidenden Feelings heraus. Wir wissen, dass es therapeutisch gesehen nichts Machtvolleres gibt, als die Tränen des Kindes freizusetzen. Tränen waschen die inneren Schmerzkiller - die Endorphine - heraus, heben die Verdrängung auf und reißen somit die Barrieren zum Bewusstsein nieder. Sie helfen, Reizbarkeit zu besänftigen und Depression zu lösen. Tränen sind nicht nur ein "schönes" Ziel in der Psychotherapie; sie sind eine sine qua non der Heilung. Eine Therapie ohne tiefe Tränen ist keine Therapie sondern eine intellektuelle Übung, die ein Gehirn benutzt, dem Gefühle fremd sind. Wir haben in unserer Forschung herausgefunden, dass die Veränderungen umso tiefgreifender sind, je tiefer das Weinen ist.

 

ROSEANNE: DAS BEDÜRFNIS NACH EINEM VATER

Ich wurde immer von schrecklichen Angstattacken heimgesucht. Seit dem Alter von fünfzehn Jahren lebte ich mit der schrecklichen Angst, eine Herzattacke zu erleiden. Jedes Mal, wenn ich die Angstattacken hatte, fühlte ich mich panisch, schwach und verschwitzt. Ich wurde blass und war manchmal der Ohnmacht nahe. Es gibt keine Worte, um die Einsamkeit und Hilflosigkeit zu beschreiben, die ich in diesen Momenten fühlte. Diese Attacken wurden zu Symbolen meiner Hoffnungslosigkeit.

Ich habe keine Attacken mehr, und der Grund ist einfach. Ich baue keinen überwältigenden Stress und keine Angst auf. Wenn ich jetzt verletzt werde, weine ich oder werde wütend. Ich reagiere darauf und lasse es heraus, anstatt es wie vorher in mir zu behalten. Meine Brust war ein Dampfkessel. Meine unausgedrückten Feelings erzeugten so viel Druck in meiner Brust, dass ich tatsächlich die Symptome eines Herzanfalls erlebte. Alle diese Feelings in mir versuchten herauszukommen, sie drückten gegen meine Brust und ließen mich fühlen: "Ich werde ohne Liebe sterben."

Jetzt lasse ich den Strom heraus. Es fühlt sich so gut an, über meinen Vater zu weinen - über das Bedürfnis, dass er mit mir redet, mich berührt und mir hilft, all die Dinge, die ich entbehren musste. Jedes Mal, wenn ich über meine Bedürfnisse weine, komme ich
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mir selbst näher und bin weniger angespannt. Es klingt eigenartig, aber die Wahrheit ist, wenn ich den Schmerz fühle, dann hilft es mir wirklich, den Stress, die Spannung und die schreckliche Angst in meinem Leben zu reduzieren.
Ende der Fallgeschichte

Obgleich Weinen in der Psychotherapie wesentlich ist, geht und ging es bei der Primärtherapie nie darum, die Leute zum Weinen und Schreien zu bringen. Menschen reagieren unterschiedlich auf Schmerz. Manche schreien, manche weinen und seufzen, andere stöhnen. Der zentrale Punkt ist Verknüpfung. Verknüpfung bedeutet, dass Sie fühlen, was vor langer Zeit mit Ihnen geschah. Sie können und sollen nicht objektiv über die Wut diskutieren, die Jahre voller Schläge und Vernachlässigung hervorgerufen haben. Sie können nicht beschließen, dem Täter zu vergeben oder ihn zu verstehen. Vielmehr müssen Sie wieder und wieder die Wut in ihrer ganzen Heftigkeit fühlen. Auf Wände und Matten einzuschlagen sollte nicht auf Anleitung eines Therapeuten erfolgen, sondern tief aus Ihrem Inneren kommen.

Ein Patient, der Fluchwörter verwendet, wenn er ein Ereignis wiedererlebt, das ihm im Alter von vier Jahren widerfuhr, reagiert eher ab, als dass er ein wirkliches Erlebnis hat. Die meisten Vierjährigen sagen nicht "Scheiße!". Ein Patient, der in einem Primal auf den Knien liegt und unter strömenden Tränen seine Arme nach "Papi" ausstreckt, hat ein reales Erlebnis. Welcher Erklärung auch immer es bedarf - der Patient wird sie später liefern. Das Weinen wurde von der Muskulatur zurückgehalten. Sobald Gesten genau so ausgeführt werden, wie sie ursprünglich waren, kommt der Schmerz hoch. Die Erinnerung war in diesem Fall in den Armen verschlüsselt und ebenso an anderen Stellen.

Bedürfnis und Schmerz, Schmerz und Verdrängung sind eine dialektische Einheit. Wenn Sie das Bedürfnis suchen, finden Sie den Schmerz, weil es unerfülltes Bedürfnis ist, was zu Urschmerz wird. Wenn Sie die Verdrängung suchen, finden Sie Schmerz und umgekehrt. Das Bewusstsein der Verletzung der frühen Deprivation wird geschleust, während das unbefriedigte Bedürfnis in seiner ursprünglichen Form für spätere Verknüpfung bewahrt wird. Deshalb genügt es nicht, die Verletzung zu fühlen; man muss einen Schritt weitergehen und das basale Bedürfnis fühlen. Ein Patient, der in der Lage ist, im richtigen Kontext über ein Elternteil zu fühlen "Warum hasst du mich so sehr?" , hat noch immer nicht das Kernbedürfnis erreicht: "Bitte liebe mich!" Darum geht es bei Heilung. Ohne diesen Schritt hören die Qual und die Tränen nie auf, weil das
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grundlegende Bedürfnis, das quälende Trauma, das in erster Linie der Grund für Verdrängung ist, unangetastet bleibt.

So viele schreien ihren Schmerz über Vernachlässigung, über einen unberechenbaren, unzuverlässigen Vater oder eine schwache, unfähige Mutter Wochen oder Monate lang hinaus. Dann sage ich eines Tages in der Sitzung: "Bitte deinen Vater, dass er nett ist. Sag es wie ein kleines Mädchen, mit der Stimme des kleinen Mädchens." Zuerst ist es eine Anstrengung für sie, ein kleines Mädchen zu mimen. Ist sie jedoch in dem Feeling eingeschlossen, kommt die Babysprache auf natürliche Art zum Vorschein. Sie hat einen anderen Klang; das Kindergehirn hat jetzt die Führung übernommen. Der Schmerz strömt wieder hervor, wenn die Patientin die Qual eines Bedürfnisses fühlt, das seit vielen Jahren unerfüllt geblieben ist. Meistens ist es nicht notwendig, dem Patienten zu helfen, das kleine Kind zu sein. Die gegenwärtigen Feelings werden selbst zu einem Vehikel, das die Person in die Zeit der Kindheit zurückbringt.

 

TIM: DIE SUCHE NACH WÄRME GEHT ZU ENDE

Bevor ich mit der Primärtherapie begonnen hatte, war mein Leben schlecht und traurig gewesen. Es war zu Inzest und sexueller Belästigung sowohl durch meine Eltern als auch durch einen Nachbarjungen gekommen. Mein Vater verließ uns, als ich drei war. Ich wurde von meiner Mutter, die oft nicht da war, und von meiner Großmutter, die streng und tyrannisch war, schlecht erzogen. Meine Schwester verachtete mich, war auf mich eifersüchtig und redete im Großen und Ganzen nicht mit mir, bis ich schon über zwanzig war. Obendrein hielten mich alle für einen "Spastiker" und ‚fütterten' mich jeden Tag mit Valium.

Als Kind suchte ich ständig nach Liebe und Aufmerksamkeit. Was als wohlwollende Suche nach Zuwendung und Bestätigung begann, wandelte sich bald in ein Ausagieren nach Gärtnervielfalt-Art. Schon früh wurde Sex zum Zwang. Es tut mir weh, sagen zu müssen, dass ich bereits mit sechs Jahren auf Sex mit beiden Geschlechtern scharf war. Die Jagd, besonders die auf Mädchen, wurde zu meiner bevorzugten Freizeitbeschäftigung. Ohne Freundin zu sein, machte mich buchstäblich innerlich krank, dennoch schienen meine Beziehungen mit ihnen nie zu funktionieren. Am Ende war ich immer verwundet und nicht mehr zu reparieren. Das Mädchen, das ich am meisten liebte, verpasste mir den letzten und entscheidenden Hieb. Jetzt konnte ich mich nur noch an Männer wenden. Ich war nicht fähig, meine zügellose Suche nach Sex und Liebe anzuhalten. Der Zwang, sexuell auszuagieren, steigerte sich mit jedem weiteren Jahr.

Um diesem selbstzerstörerischen Hunger entgegenzuarbeiten, wendete ich mich der Religion zu und
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ging völlig in meiner Arbeit als Poet und Schriftsteller auf. Dennoch konnte keine Tätigkeit die gewaltige Energie unterdrücken, die mich zu verzehren suchte. Jetzt sehe ich, dass meine Abwehr einen Sättigungspunkt erreicht hatten. Mein Abwehrsystem war nicht in der Lage, den aufsteigenden Schmerz einzudämmen, der in meinem unteren Rücken und in meinen Beinen Auslässe fand, und ebenso in einem ganzen Haufen komplizierter psychischer Symptome. Darüber hinaus wurden meine Tage von qualvollen, schlaflosen, reichlich mit Albträumen versehenen Nächten, einer unaufhörlichen Sorgen-Liturgie, endlosen Toilettengängen und acht langen Jahren schmerzvoller nachtnächtlicher Erektionen schwer beeinträchtigt. Dann zog ich mir eine milde Hautkrankheit zu, Vitiligo, die die Pigmente der Haut schwächt. Schließlich begann ich mit Primärtherapie, und das genau zum rechten Zeitpunkt.

Monatelang erlebte ich den Inzest, die Belästigungen und das qualvolle Gefühl wieder, dass niemand mich liebte. Meine Therapeutin, die auch ein Opfer von Inzest war, war in der Lage, mich gekonnt durch ziemlich turbulentes Gewässer zu lotsen. Es ist gut, jemanden bei sich zu haben, der/die ähnliche Traumen erfahren hat und sich wirklich sorgt. Empathie scheint in diesem Tätigkeitsbereich eine Grundvoraussetzung zu sein.

Der Augenblick der Heilung kristallisierte sich in einer Sitzung heraus, in der das Inzest-Wiedererlebnis von einem bezeichnenden Geburtsprimal begleitet war. Zu diesem Zeitpunkt begriff ich nicht, dass sich mein Leben als Resultat dieser Sitzung für immer ändern würde. Die Sitzung begann damit, dass ich meiner Therapeutin weinend sagte, wie sehr ich sie vermisse und sie brauche. Die nächste Phase begann mit etwas, das ich als fragmentierte Erinnerungs-Treibstücke bezeichne, ein Erlebnis, das stattfindet, wenn ich dabei bin, in ein tiefes Feeling zu fallen. Stückchen signifikanter Erinnerung brechen vom Unbewussten ab und geleiten und unterstützen das Feeling, sodass es seinen Weg zur Auflösung findet. Als ich meiner Therapeutin von ihnen berichtete, sagte sie: "Nun, das sind keine Zufallserscheinungen." Diese besonderen Fragmente waren alle mit Feelings assoziiert, die das Bedürfnis nach meinem Vater betrafen, und damit, dass ich ihn vermisste: nächtliches Basketball-Training, wenn die Väter anderer Kinder da waren, um sie zu unterstützen und zu ermutigen, und ich ganz mir selbst überlassen war, alles selbst rauskriegen und aus eigener Kraft zu Mut und Stärke finden musste. Auch andere Erinnerungen fluteten meine Seele und bereiteten mich auf das Feeling und die Einsicht vor, die mich heilen und ändern würden.

Plötzlich fiel ich in ein mächtiges Feeling der ersten Linie. Mein Körper nahm die fetale Haltung an. Mir fiel die allzu vertraute Empfindung auf, festzustecken, paralysiert, erstarrt zu sein und aufgeben zu wollen. Mir wurde klar, woher mein mein wichtigstes Ausagieren, das Weglaufen, kam. Ich nahm es übel, zur Vorwärtsbewegung gezwungen zu sein. Meine Beine schienen gefroren und von meinem Oberkörper abgetrennt. Dieses Phänomen erfüllte mich mit Frustration und Verwirrung.

Als nächstes stickte und würgte ich an schleimigen Flüssigkeiten. Ich begann mich wie ein Kleinwurm zu bewegen, der sich vorwärts stupst. Manchmal ging mir der Atem völlig verloren, und die schreckliche Angst, dass ich gleich sterben würde, durchflutete meinen
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ganzen Körper und Geist. In diesen Augenblicken fühlte sich mein Gesicht an, als würde es jeden Moment seinen dünnen Hautschleier zerplatzen und einen Blutstrom hervorquellen lassen. Aber es geschah nicht, und ich schaffte es, genau wie beim ersten Mal. Meine Bewegungen waren weiterhin fließend und schlängelnd. Kein Husten oder Würgen trat dazwischen. Zu meiner Überraschung bewegten sich meine Beine synchron und harmonisch mit dem Rest meines Körpers.

Tränen für Mami und Papi begleiteten mein Auftauchen aus diesem Geburtsprimal. Dann tat sich eine weitere Erinnerung auf und fesselte meine Aufmerksamkeit. Die Instruktionen meiner Therapeutin beachtend, dass sie nicht zufällig sei, begann ich darüber zu reden, wenn auch zögerlich und mit ungutem Gefühl, da ich instinktiv wusste, dass sie großen Urschmerz beinhaltete. Manchmal aber muss man vorstoßen und sehen, ob man damit fertig wird.

Bei der Erinnerung ging es um eine Zeit, bald nachdem mein Vater uns verlassen hatte und wir mit unserer Großmutter zusammenzogen. Da war diese Ecke, dieser düstere Winkel im Hintergrund des Schulhauses, neben dem wir wohnten und das aus irgendeinem Grund immer meine Aufmerksamkeit fesselte. Es faszinierte und verängstigte mich zugleich, und ich starrte es ewiglich an. Aus irgendeinem Grund sagte ich zu meiner Therapeutin: "Er ist nicht da." Sie sagte sehr bestimmt: "Doch, er ist da." Ich geriet sofort in Panik. Es war, als würde mich jemand jagen und versuchen, mich zu töten. Ich begann, aufgeregt zu jammern: "Lass nicht zu, dass er mich kriegt, bitte lass nicht zu, dass er mich kriegt." Meine Beine schlossen sich automatisch wie in einem Schraubstock. Meine Beinverletzung begann zu schmerzen und zu pochen. Mein ganzer Körper bebte und zitterte wie jemand, der gerade einen Geist gesehen hat oder dessen nacktes Leben bedroht ist. Meine aneinandergepressten und zitternden Beine fingen an, als Einheit an den Körper heranzukommen und sich gegen meine Brust zu neigen, und dann öffneten sie sich wie ausgebreitete Adlerflügel. Ich stand zu sehr unter Schmerz, Tränen und Schock, als dass ich erkennen konnte, was geschah; mein Körper begann, sich stoßend zu bewegen, als würde mir jemand in der Manier eines Kolbens die Ladestange den Arsch hinaufstecken. (Neulich, Monate nach diesem Erlebnis, hatte ich schließlich wirklich schmerzvolle Empfindungen im Analbereich. Es ist wahr: Der Schmerz kommt in Phasen und entspricht dem, was der Körper verkraften kann).

Als ich schließlich begriff, dass ich in einer Körperhaltung war, in der man "im Militärstil" gefickt wird, brach ich unter Tränen der Erniedrigung zusammen. Ich wendete mich in äußerster Verlegenheit von meiner Therapeutin ab und begann unkontrolliert über mich selbst und über das, was mein Körper mir angetan und mir enhüllt hatte, zu schluchzen. Nachdem ich lange Zeit geschluchzt hatte, fing ich an, bis dahin ungehörte Laute aus meinem Kehlkopf auszustoßen, tierische, aus vollem Hals bellende Laute. Genau dort und damals dämmerte es mir, warum Leute "besessen" oder in [psychiatrischen] Instituten enden. Nachdem diese wilde und sonderbare Szene fünfzehn Minuten angedauert hatte, begann ein heftiger Ansturm von Gallenflüssigkeit sich seinen Weg zu meinem Hals zu bahnen. Diesem folgte
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Erbrechen. Das ganze Ereignis war gerade so weit außer meiner Kontrolle, dass ich verblüfft war.

In der Nachsitzung begann ich auszuarbeiten, was das alles zu bedeuten hatte. Mein Feeling begann damit, dass ich meine Therapeutin vermisste, bewegte sich dann dahin weiter, dass ich meinen Vater vermisste und schritt fort zu der Trennung zwischen den unteren und oberen Teilen meines Körpers, die durch Probleme mit meinen Beinen verursacht wurde, zum Gefühl des Feststeckens und dann zur Explosion in ein frei-fließendes Geburtsprimal , dann dahin, dass ich meinen Vater vermisste und in den dunklen Schlupfwinkeln des Schulhofs nach ihm suchte, weiter zur Vergewaltigung und schließlich zu den animalischen Konvulsionen und dem Gallenausstoß. Ich sah, dass der Schlüssel , um diese Phasen zu verstehen, irgendwie im Verständnis der Rolle lag, die meine Beine in dem Geburtsprimal und dann in der Vergewaltigung spielten.

Mein ganzes Leben haben meine Beine mir Probleme bereitet oder waren eine Art Brennpunkt. Als Schwimmer versagten meine Beine oft ohne offensichtlichen Grund im Wettkampf. Nach einer Beinverletzung, die einen schwachen Oberschenkel involvierte, hegte ich mehrere Jahre die Zwangsvorstellung, dass ich eines Tages ein Krüppel sein würde. Wenn ich morgens aufwachte, waren meine Beine oft absolut taub, als wäre ich "an der Hüfte abgeschnitten." Ich vermute, dass mein schwacher Oberschenkel entweder angeboren ist oder mit der Geburt zu tun hat und dazu beitrug, dass mein Bein nie wirklich heilte. In zweiter Linie ist die Rolle meiner Beine eklatant offenkundig; ich benutzte sie, um meinen Vater abzuwehren.

Nach jenem Tag, an dem ich mehr bedeutsame Feelings erlebte als je zuvor, traten mehrere enorme Veränderungen in meinem Leben ein. Unmittelbar danach gaben sich meine Bein- und Rückenprobleme völlig, und sie traten bis heute nicht wieder auf. Zweimal kam es zu kurzem Aufflackern, aber sobald ich die Feelings erlebte, die mit Inzest oder einem Trauma der ersten Linie assoziiert waren, ist der Schmerz verschwunden. Es ist eine solche Erleichterung und wirklich eine Freude, frei von ständigen Beinschmerzen zu sein.

Die zweite wundersame Veränderung ist, dass ich fest und manchmal die ganze Nacht hindurch schlafe. Für mich ist guter Nachtschlaf eine der großen Freuden im Leben! Nur gelegentlich erlebe ich eine relativ schlaflose Nacht mit Alpträumen, einer überaktiven Blase oder Rückenschmerz. Ich fasse das als Zeichen auf, dass ein Feeling im Aufsteigen begriffen ist oder dass es unbewusst zu Auslösung gekommen ist.

Eine andere bedeutende Wohltat ist, dass ich nicht mehr glaube, die Leute seien "darauf aus, mich zu kriegen." Nachdem ich diese Feelings gefühlt hatte, fiel die Angst vor den Leuten weg. Es waren ganz im Gegenteil meine Eltern, die furchtbare Taten begingen und mir tiefes Entsetzen einflößten, die die Saat meiner Paranoia legten. Ich kann den Leuten jetzt auf ruhige Art sagen, was in mir vorgeht. In meinem Job habe ich mich zum ersten Mal seit drei Jahren gegen andere Leute erhoben, einschließlich meinem Boss, der unfair war und mich drangsalierte.

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Darüber hinaus hat sich mein Hautzustand bereinigt. Mein Arzt war erstaunt. Drei kleine Flecken bildeten sich spontan zurück. Ein großer Fleck - ich sag nicht wo - verschwand ebenfalls. Die Depigmentierung in meinem Gesicht und am Hals, die präsent war, als ich mit Primärtherapie begann, ist zu 95 Prozent verschwunden. Die einzigen drei neuen Flecken, die auftraten, seitdem ich in Therapie bin, kamen direkt zu Beginn eines neuen Feelings.

Ich habe auch signifikante Verbesserungen in meiner sexuellen Orientierung gesehen. Das Verlangen nach Männern hat enorm nachgelassen, und mein Interesse an Frauen kehrt langsam zurück. Es genügt, wenn ich sage, dass mich Männer umso mehr abstoßen, je mehr ich von dem Inzest fühle. Dennoch brauche ich noch immer Liebe von meinem Vater und Körperkontakt, sodass es mich manchmal zu Männern hinzieht. Einige der Therapeuten und meine Freunde unter den Patienten helfen mir, indem sie mich umarmen und berühren.

Jetzt ist mir sehr viel Hoffnung geblieben. Ich wollte immer eine Frau und Familie. Ich bin fünfunddreißig, und ich bin dafür dankbar, dass es immer noch erreichbar ist, wenn ich mich dafür entscheide. Wenn sich heute Feelings machtvoll erheben, bin ich in der Lage, sie zu fühlen und mit dem Leben weiterzumachen, anstatt wie gelähmt zu sein. Ich kann sagen, was ich zu sagen habe, und tun, was ich tun muss. Halleluja!
Ende der Fallgeschichte

Seine Menschlichkeit wiederfinden

Primärtherapie ist eine Revolution in der Psychotherapie. Am Primal Center ist es unsere übliche Vorgehensweise, je Therapeut einen neuen Patienten für die drei Wochen anzunehmen. Der Patient bleibt jeden Tag so lange wie nötig; die Fünfzig-Minuten-Therapiestunde wird hier nicht praktiziert. Unsere Patienten entscheiden, wann ihre Sitzung vorbei ist. Wir geben die Macht der Behandlung dem Patienten zurück; das an sich ist therapeutisch. Man nennt es Selbstbestimmung. Unsere Patienten sind keine passiven Empfänger eines Prozesses, und unsere Therapeuten "besitzen" nicht die Symptome der Patienten. Primärtherapie dreht sich nicht um die Weisheit des Therapeuten, noch haftet sie der unbewussten Agenda des Therapeuten an. Stattdessen erkennen wir, dass jeder Patient seine eigene Wahrheit und Weisheit in sich trägt. Alles, was der Patient lernen wird, wartet bereits in ihr oder in ihm. Das befreit den Therapeuten von der Last, mehr als der Patient wissen zu müssen. Obwohl wir gewöhnlich Symptome benutzen, damit sie uns dahin führen, wo und auf welcher Ebene der Schmerz liegt, überlassen wir es den Spezialisten, über Symptome Bescheid zu wissen, weil das ein sehr wichtiger Teil des therapeutischen Programms ist. Zum Beispiel schicken wir
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Alkoholiker in unserer Therapie oft eine Zeit lang zu den AA. Sie brauchen die Unterstützung, die sie dort bekommen können. Wir erwarten von ihnen nicht, dass sie zu Beginn der Therapie stark und unabhängig sind. Der Unterschied ist jedoch, dass sie diese Unterstützung von außen nicht mehr brauchen, wenn sie erst tief in ihre Feelings eintauchen. Sie bleiben nicht auf alle Zeiten Alkoholiker, weil ihre Baby-Bedürfnisse nicht ewiglich andauern, wenn sie einmal gefühlt sind.

An unsere Klinik behandeln wir Ursachen und keine Symptome. Wir arbeiten umgekehrt zur klassischen medizinischen Methode. Unser Job besteht einfach darin, dem Patienten zu helfen, dass er Zugang zu einer Erinnerung gewinnt, die bereits existiert. Wir begleiten den Patienten in dem Durchsuchungsprozess, schauen immer tiefer ins Unbewusste, bis wir bei den äußersten Ursachen ankommen. Der Patient ist der Chef-Archivar seiner eigenen Geschichte. Man muss der Geschichte trauen; der Zugangskode ist "Fühlen." Die Aufgabe besteht nicht darin, die Geschichte zu verstehen, sondern sie zu verändern. Dieselben Feelings, die das Problem verursachten, lösen das Problem. Unser Job ist es, den Patienten beizubringen, wie sie Zugang zu Feelings gewinnen, sodass sie die Werkzeuge erlangen, um ihre eigene Therapie zu machen. Sie verlassen die formale Therapie mit den therapeutischen Werkzeugen, die für den Rest ihres Lebens ihre sind.

Ich werde oft gefragt, ob Primärtherapie spirituell ist. Ich weiß nie, was die Frage wirklich bedeutet. Vielleicht meint sie spirituell im religiösen Sinn. Was wir nicht wollen, ist, dass Patienten Therapie zu ihrer Religion machen. Therapie sollte keine Suche oder kein Streben nach oder kein Pfad zur Erlösung sein. Wenn spirituell bedeutet, Anständigkeit, Freundlichkeit und Großzügigkeit zu besitzen und liebevoll und fürsorglich zu sein, dann heißt spirituell zu sein, voll menschlich zu sein, was voll fühlend bedeutet. Je fühlender die Patienten werden, umso menschlicher werden sie handeln. Nichtfühlende Leute verletzen andere meistens unabsichtlich. Verdrängung bringt Menschen dazu, dass sie andere verletzen, weil sie sie der Wirkung ihrer Handlungen nicht gewahr werden lässt. Sie können nicht fühlen, was sie zum Beispiel ihren Kindern antun. Ein Elternteil, der Hilflosigkeit ausagiert, treibt sein Kind an, dass es schnell erwachsen wird, sodass es sich bald um die Eltern kümmern kann. Eine deprimierte Mutter kann zu ihrem Kind nicht spirituell sein, wie sehr sie es auch versucht. Eines der wiederkehrenden Ergebnisse, die ich in unserer Therapie sehe, ist, dass Patienten, nachdem sie aus einem Feeling herauskommen, plötzlich den Schaden erkennen, den sie an ihren Kindern angerichtet haben. Wenn sie ihre eigene
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Menschlichkeit wiederentdeckt haben, fügen sie anderen weniger Schaden zu. Das bedeutet nicht, dass der graduierte Patient perfekt ist.

Wir erzeugen Individuen, die nicht länger von unsichtbaren Kräften getrieben werden. Ist das von Dauer? Ja, denn wenn der Schmerz einmal weg ist, ist er weg; keine Willenskraft kann ihn mehr zurückbringen, angenommen, jemand würde das wollen. Die Nachfolge-Untersuchungen, die wir angestellt haben, zeigen, dass sowohl die physischen als auch die geistig-psychischen Veränderungen andauern. Umfang und Natur dieser Änderungen differieren jedoch von Person zu Person. (Siehe bitte Primal Man, T. Y. Crowell, 1975). [Das neue Bewusstsein, Fischer, 1977]. Wir produzieren keine Gruppe homogener Roboter. Indikatoren für "Normalität" sind für jeden verschieden. Normal bedeutet keinen speziellen Pulsschlag oder Blutdruck. Wir werden mit unterschiedlichen Stoffwechselraten geboren, sodass ein Blutdruck von 120/75 für eine Person normal sein könnte und ein darunter liegender Messwert für eine andere. Wir verwenden keine psychologischen Tests, um herauszufinden, wer normal ist, weil psychologische Tests der Person im Großen und Ganzen einfach zurückgeben, was sie gerade in den Fragebogen eingegeben hat, nur in einer ausgeklügelteren Sprache. Normal zu sein bedeutet einfach man selbst zu sein. "Man selbst" zu sein ist so eine verführerische Phrase und ist tendenziell bedeutungslos. Aber in unserer biochemischen Forschung fanden wir vor Jahren heraus, dass Männer, die in der Therapie mit hohen Testosteronwerten anfingen, nach der Therapie niedrigere Spiegel hatten, während solche mit niedrigem Spiegel als Resultat unserer Therapie zu steigenden Werten tendierten. Also bedeutete "man selbst" für zwei verschiedene Individuen zwei verschiedene Dinge. Vielleicht ist "normalisieren" ein besseres Wort. Wenn sich Menschen normalisieren, befinden sich ihre Systeme im Gleichgewicht, und dieses Gleichgewicht kann unter verschiedenen Populationen unterschiedlich sein. Es gibt jedoch allgemeine Standards. In unserer Gehirnforschung bedeutet ein langsameres Gehirn im Großen und Ganzen ein gesünderes.

Ich glaube, die meisten von uns haben bei der Geburt die Fähigkeit, normal zu sein, aber Widrigkeiten verkomplizieren die Dinge. Wir können auf Grund unserer Beobachtungen an Patienten, die nach dem Wiedererleben sehr früher Traumen nicht mehr unter lebenslangen schweren und entkräftenden Symptomen leiden, annehmen, dass es hier einen kausalen Zusammenhang gibt. Wenn jemand Anoxie bei der Geburt wiedererlebt und seine Migränen dann seltener werden und schließlich verschwinden, ist die Verbindung offensichtlich. Das ist keine
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großartige Detektivarbeit, noch entspringt es einer komplexen Theorie. Ich habe die Theorie um unsere Beobachtungen an Tausenden von Patienten herum aufgebaut, sodass wir die Phänomene verstehen und unsere Arbeit systematisch und vorhersagbar gestalten konnten. Die Theorie folgte den Tatsachen, genau wie Einsichten nicht einer Gefühlserfahrung vorausgehen sollten. Einsichten kommen einer Persönlichkeitstheorie über den Zustand eines Menschen gleich. Neurose gründet nicht auf fehlenden Einsichten und lässt sich nicht umkehren, wenn man sie annimmt. Ein Patient, der früh im Leben ständig erniedrigt wurde, wird aus einer Sitzung kommen und die verborgene Motivation verstehen, die hinter seinem verzweifelten Wunsch steckt, nicht kritisiert zu werden. Die Evolution hat alle Instruktionen und Informationen in dem Feeling verschlüsselt.

Kann jeder Fachmann diese Therapie durchführen? Fachleuten ergeht es nicht besser, wenn es darum geht, Primärtherapie zu praktizieren. Zu oft sind sie "kopflastig". Für das Erlernen unserer Techniken hilft die Vorbildung eines Psychiaters oder Psychologen nur am Rande. Das Problem ist die ganze Intellektualität, die mit höherer Bildung einhergeht; sie ist das Gegenteil dessen, was man braucht, um unsere Therapie zu praktizieren. Konventionelle Methoden versuchen, die Abwehr aufzubauen; Primärtherapie nimmt sie auseinander. Therapeuten müssen ihren eigenen Schmerz fühlen, sonst wird er sich störend auf die Therapie auswirken, die sie betreiben. Das ist eine der Anforderungen, die jemand erfüllen muss, um an unserem Trainingsprogramm teilzunehmen. Weil wir uns über die inhärenten Gefahren einer wirkungsvollen Therapie, die tief ins Unbewusste eintaucht, im Klaren sind, müssen wir gewährleisten, dass Primärtherapeuten richtig ausgebildet werden. Es ist eine Operation am offenen Herzen der Psyche. Wenn das Unbewusste freigelegt wird, muss man es mit großer Vorsicht behandeln. Unsere Therapeuten müssen wissen, was zu tun ist, wenn Patienten offenen Zugang zu ihrem Schmerz haben. Sie müssen wissen, wie sie es vermeiden, Patienten zu schnell in Gefühle zu treiben, und wie sie es verhindern, dass die richtige Abfolge der Schmerzen (die Schmerzkette) umgangen wird, was zu Überflutung, Überlastung und Abreaktion führen würde.

Das Können des Primärtherapeuten involviert das Wissen, wie man die Abwehrmechanismen vorsichtig entfernt und somit zulässt, dass der Schmerz langsam ins Bewusstsein steigt, immer nur ein kleines Stück, bis der ganze Schmerz gefühlt ist. Er oder sie müssen in der Lage sein, zwischen richtiger Verknüpfung und den Bewegungen zu unterscheiden, die Leute manchmal machen, um Fühlen zu simulieren.
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Der Therapeut muss fähig sein, den Unterschied zwischen Verknüpfung und Abreaktion festzustellen, weil ersteres heilt, während letzteres dies nicht tut. Die Behandlung impliziert eine geordnete Abfolge im Fühlen des Schmerzes, von der niedrigsten Valenz zur höchsten, vom gegenwärtigsten Schmerz zum entferntesten.

Wir verwenden objektive Messverfahren, um festzustellen, ob Feelings real sind oder nicht, ob Schmerzen in der richtigen Sequenz auftreten und ob Integration stattfindet oder nicht. Wir beobachten die Vitalwerte und wissen, ob tiefe Schmerzen zum richtigen Zeitpunkt erscheinen oder zu früh ins Bewusstsein schwappen. Typischerweise wehrt sich der Patient in einer Primärsitzung zuerst gegen das Feeling, bevor er in das Gefühl hineinfällt und vom sympathetischen zum parasympathetischen Modus wechselt. Dieses Muster reflektiert die Vitalwert-Änderungen des ursprünglichen Traumas, weil wir auf Bedrohung immer mit Kampf-oder-Flucht-Werten reagieren. Wenn des Weiteren jemand ein großes Feeling hatte, die Instrumente aber anzeigen, dass die Vitalwerte hoch bleiben, bedeutet dies, dass das Feeling nicht richtig integriert worden ist. Wenn nach der Sitzung keine charakteristischen Veränderungen in Gehirnkarten auftreten, haben wir einen weiteren objektiven Indikator, dass keine Integration stattgefunden hat.

Primärtherapie mit anderen Methoden zu mischen, verwässert die Therapie. Unsere Therapie ist die einzige, die der Neurophysiologie des Patienten folgt, mit biologischen Prinzipien arbeitet und den Zugang zu den Bewusstseinsebenen in Betracht zieht. Es besteht für andere Therapeuten keine Notwendigkeit, einen Versuch-und-Irrtum-Prozess auf ihre Patienten anzuwenden, um mit anderen Methoden zu experimentieren, wenn wir das bereits getan haben, Fehler gemacht und unsere Techniken ausgefeilt haben. Wenn soziale Manipulation bei der Behandlung von Patienten notwendig ist - wie darauf hinzuwirken, dass sie aus ihrem Zuhause in Übergangshäuser ziehen, und sie beruflich auszubilden - dann wär das ein Zusatz zur Individualtherapie. Familientherapie, Beratung, unterstützende Therapie, Kindererziehung und die anderen konventionelleren Ansätze haben definitiv ihren Platz. Wir müssen uns über ihre Grenzen im Klaren sein und dürfen von ihnen nicht zu viel verlangen. Nicht jeder sollte sich daran machen, seinen oder ihren Schmerz zu fühlen. Es gibt Leute, die dafür zu fragil sind. Sie müssen dasitzen und reden, brauchen eine helfende Hand und emotionale Unterstützung. "Fragil" ist noch so ein
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oberflächliches Wort, das wir in der Psychotherapie verwenden. Aber wenn eine Person nur wenig gearbeitet hat, einen Selbstmordversuch hinter sich hat und in psychiatrischen Kliniken war, dann haben wir klare Hinweise. In unseren Eingangsinterviews vor der Therapie lernen wir mehr über den Patienten. Wenn bei ihnen ständig Schmerz durchbricht, wenn sie sich nicht konzentrieren können und berichten, dass sie in der Gegenwart nicht funktionieren, betrachten wir sie als fragil.

Neurose und andere geistig-psychische Krankheiten beziehen fast immer Unbewusstheit ein. Bewusstsein bedeutet volle Reaktivität und volle Reaktivität könnte am Lebensanfang den Tod bedeutet haben. Und dennoch ist es paradoxerweise Bewusstsein an sich, das letztlich befreit. Es bringt das System in Ordnung, erzeugt normale Zellfunktion. Bei Neurose befindet sich ein Teil der Vergangenheit für immer in der Gegenwart; das Unbewusste mischt sich ständig ein. Das einzige Gegenmittel bei Neurose ist Bewusstsein. Das einzige Gegenmittel bei Schmerz ist, ihn zu fühlen.

Letzten Endes bedeutet Heilung nichts anderes, als unsere Menschlichkeit wiederzuerlangen, die zu lange brachlag - vergrabene Menschlichkeit, die uns auf nicht-fühlende Weise funktionieren ließ. Primärtherapie kann uns helfen, Gefühle zu befreien.

Wir haben die Wahlfreiheit, was wir mit unserem Leben machen. Wir können uns für Fühlen oder Nichtfühlen entscheiden; dafür, Erleichterung im Bewusstsein zu finden oder für den Rest unseres Lebens von unbewussten Kräften getrieben zu werden. Aber wir haben tatsächlich die Wahl. Die leidende Menschheit hat allen Grund, guten Mutes zu sein. Wir wissen, dass jede Wunde die Saat ihrer Heilung in sich trägt. Das muss das menschliche System zustandebringen: seine einzigartige Gesundheitsgeschichte wiederfinden und ganz werden. Man muss niemandem beibringen, wie er fühlen oder Schmerz integrieren soll. Der Körper macht das für uns ganz allein. Alles, was wir tun müssen, ist, unseren Bedürfnissen und Gefühlen nachzugeben. Die Geschichte erledigt den Rest.


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NACHWORT

Primärtherapie hat nichts damit zu tun, Leute einfach zum Schreien zu bringen. Sie war nie "Urschrei-Therapie." Wer das Buch Der Urschrei gelesen hat, wusste, dass einige Leute schreien, wenn sie Schmerz erleiden. Andere seufzen oder weinen einfach. Wir sind hinter dem Schmerz her, nicht hinter mechanischen Übungen, wie gegen Wände zu schlagen und "Mama!" zu schreien. Diese Therapie hat aus einer Kunstform eine Wissenschaft gemacht.

Es gibt Hunderte von Fachleuten, die etwas praktizieren, was sie Primärtherapie nennen, ohne auch nur einen einzigen Tag darin ausgebildet worden zu sein. Das Resultat ist, dass viele ahnungslose Patienten in die Irre geführt und schwer geschädigt wurden. Unter den Hunderten von Kliniken auf der Welt, die fälschlicherweise behaupten, von mir ausgebildet worden zu sein, habe ich selten einmal gesehen, dass die Therapie korrekt praktiziert wurde. Ungefähr ein Drittel unserer Zeit verwenden wir darauf, Patienten zu behandeln, die von anderen Praktikern kommen, die mit unserer Therapie arbeiten.

Ich muss betonen, dass diese Therapie in untrainierten Händen gefährlich ist. Es ist wichtig, dass Sie sich über die Qualifikationen Ihres Therapeuten vergewissern, indem Sie mit uns Kontakt aufnehmen.

Dr. Arthur Janov's Primal Center
1205 Abbot Kinney Blvd.
Venice, CA
(310) 392 - 2003
Fax (310) 392 - 8554
Email.primal@PrimalTherapy.com
Web page: http://www. PrimalTherapy.com/welcome

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Wenn Menschen für ihren Schmerz geöffnet sind, sind sie anfällig für Manipulation. Man muss sehr darauf achten, dass man den Patienten nicht kontrolliert oder ihn oder sie dorthin bringt, wo der Therapeut eigentlich hingehen müsste. Therapeuten, die das Bedürfnis nach Kontrolle haben, könnten den Patienten in die Irre führen; oder sie könnten die Tatsache übersehen, dass der Patient die Kontrolle verlieren und Orte aufsuchen muss, die sich der Therapeut nicht vorstellen kann, weil er nie selbst dort war. Die Möglichkeiten des Missbrauchs sind grenzenlos. Der einzige Schutz besteht darin, zu einem Therapeuten zu gehen, der/die selbst viele seiner/ihrer Feelings durchlebt hat. Meine Therapeuten haben viele Jahre intensiven Trainings hinter sich und praktizieren nun am Primal Center. Andere praktizieren an anderen Orten. Nehmen Sie mit unserem Center Kontakt auf und vergewissern Sie sich hinsichtlich der Qualifikation der Therapeuten.

Ich möchte die Primärtherapie der Welt anbieten, aber durch die jahrelange Ausbildung der Therapeuten und die dafür erforderlichen Mittel sind mir Grenzen gesetzt. Wir haben ein neues Ausbildungsprogramm für Menschen begonnen, die außerhalb der Gegend von Los Angeles leben und nicht längere Zeit bleiben können. Unsere Bibliothek ist buchstäblich mit Hunderten von Videobändern über unsere Arbeit gefüllt, die wir für unser Training verwenden.

Die Therapie funktioniert. Die Patienten wissen es. Und ich hoffe, es durch dieses Buch all jenen unglücklichen, verlorenen und leidenden Seelen bekannt zu geben. Aber bei Primärtherapie geht es nicht nur um Neurose und Heilung. Sie ist eine Weltanschauung, ein Weg, uns selbst und andere zu verstehen. Sie ist nicht nur eine Therapiemethode. Sie ist eine Art und Weise, wie Fühlen zu einem Lebensstil wird.
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ANHANG A:

DIE KARTIERUNG DES GEHIRNS -
DIAGNOSE UND
VORAUSSAGE ÜBER DEN THERAPIEVERLAUF


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Gehirnkarten gehören zum wichtigsten Werkzeug, um Persönlichkeit und Psychopathologie zu verstehen und um den Fortschritt in der Psychotherapie zu messen. Sie verifizieren für uns auf objektive Weise die Existenz der drei Bewusstseinsebenen und sagen uns, wer Zugang zu tiefen Feelings hat und wer nicht. Wir können sehen, wer am ängstlichsten ist und Medikation braucht, und wir können Anzeichen für Borderline- oder präpsychotische Zustände erspähen. Daraus erfahren wir, dass wir es nicht nur mit einer abstrakten Psyche, sondern ebenso mit neurologischen Prozessen zu tun haben.

Unsere Gehirnkarten sagen uns, wie es um die Prognose des Patienten steht. Sie helfen uns, mit ziemlicher Genauigkeit festzustellen, wie schnell ein Patient gerade jetzt und zukünftig in der Therapie Fortschritte macht. Sie liefern objektive Daten darüber, ob unsere Therapie funktioniert oder ob der Patient abreagiert. Es ist in der Primärtherapie so leicht, der Abreaktion zu verfallen, dass Messung und Überwachung von entscheidender Bedeutung sind.

Über die Jahre haben wir an unseren Patienten vier verschiedene Gehirnwellen-Studien vorgenommen: eine am UCLA Brain Research Institute, eine andere an der Universität Kopenhagen, eine dritte an der Rutgers Universität und eine vierte an unserem Brain Research Laboratory unter der Leitung von Dr. Michael Holden. Die Untersuchungen haben gezeigt, wie das Wiedererleben von Schmerz Gehirnkarten verändert. Sie decken Veränderungen in
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der Frequenz und Amplitude der Gehirnwellen auf, nachdem der Patient Zugang gewinnt und eine traumatische Erinnerung auflöst. Sie deuten darauf hin, dass die Hirnwellenmuster fortgeschrittener Primärpatienten weniger verdrängt und weniger aktiv sind. Die Gehirnwellen sind besser synchronisiert und langsamer, und die Amplituden sind gleichmäßiger über das ganze Gehirn verteilt. Wir sehen auch ein besseres Gleichgewicht der Aktivität zwischen der rechten und linken Hemisphäre. Über die Ergebnisse der Gehirnstudien an unseren Patienten wurde im UCLA Brain Research Bulletin und in den Acta Scandinavia berichtet.

Die Messung der Gehirnwellenaktivität

Das Elektroenzephalogramm (EEG) ist eine Messung der elektrischen Aktivität an der Oberfläche des Gehirns. Bei vielen unserer Patienten maßen wir die Gehirnwellenaktivität, indem wir neun Zuleitungen benutzten, die auf der Kopfhaut in den Schlüsselbereichen des Gehirns befestigt waren.Wir nahmen die Messungen vor und nach Sitzungen und vor und nach der Therapie vor. Diese Messungen finden ungefähr alle sechs Monate statt. Sie ermöglichten uns, Karten der Gehirnaktivität in Farbe auszudrucken. Die Karten helfen uns, eine Diagnose und Prognose des Patienten zu erstellen, um die Therapie zu unterstützen. Eine Einführung in die Gehirnkartierung erscheint später in diesem Kapitel.

Durch unsere Gehirnkarten sehen wir, dass die Entwicklung des Zugangs zu den Bewusstseinsebenen von Variationen in spezifischen Gehirnwellenmustern und -frequenzen repräsentiert wird:

· Delta-Wellen sind die Kennfrequenz des Gehirnstamms oder Bewusstseins der ersten Linie. Patienten, die Schmerzen der ersten Linie nahe sind, entwickeln plötzlich lange, langsame Delta-Gehirnwellen-Muster. Der Patient ist hellwach und wachsam und steht dennoch mit einer Bewusstseinsebene in Kontakt, die man normalerweise nur in der frühen Kindheit und im Tiefschlaf findet.
· Theta-Wellen, vom limbischen System oder der Gefühlsebene erzeugt, sind schneller als die Delta-Wellen der ersten Linie. Sie herrschen in Kindern bis zum Alter von sechs Jahren vor. Wenn in unserer Therapie Patienten Feelings der zweiten Linie nahe sind, zeigt ihr EEG das Auftauchen dieser Theta-Wellen, das uns sagt, dass gespeichertes Leiden im Aufsteigen ist.
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· Alpha-Wellen erscheinen mit der Reifung des Neokortex oder denkenden Gehirns im Alter von zwölf oder dreizehn, wenn sich die dritte Linie entwickelt. In diesem Alter sehen wir, dass die Theta-Wellen des Bewusstseins der zweiten Linie durch schnellere Alpha-Wellen ersetzt werden. Das indiziert die Reifung der Frontallappen, größere kortikale Organisation und größere Kapazität für die Verdrängung. Alpha gilt als normaler Frequenzbereich und weist gewöhnlich auf einen wachen entspannten Zustand hin.
· Beta-Wellen, die schneller als Alpha sind, stehen ebenso sinnbildlich für kortikale Aktivität. Wenn das Gehirn übermäßig betriebsam ist, grübelt und Pläne schmiedet und von Wahnideen besessen ist, dann kann Beta-1 und Beta-2 - Aktivität vorherrschen. Beta-2 verrät einen ruhelosen Geist, wie er nachts besteht, wenn wir Probleme wälzen und nicht einschlafen können.

Frequenz und Amplitude

Die Frequenz der Welle ist die dominante Frequenz, oder das Pulsieren des Gehirns, in jedem der untersuchten Areale; sie sagt uns grundsätzlich, wie schnell die Maschine läuft. Die Amplitude, oder Höhe der Welle, zeigt die Gesamtzahl der Neuronen an, die zu einem gegebenen Zeitpunkt an einem Problem oder Feeling arbeiten. Wenn wir uns einen Surfer vorstellen, der auf einer Welle reitet, ist die Frequenz die Geschwindigkeit, mit der er sich bewegt; die Amplitude ist die Höhe der Welle, auf der er reitet. Die Amplitude bezieht sich darauf, wieviel Kraft der Maschine zugeführt wird.

Die Frequenz ist in fünf Bandbereiche unterteilt:

1. Delta : 0,5 bis 4 Zyklen pro Sekunde (cps) [Hertz]
2. Theta : 4 bis 8 Hertz
3. Alpha : 8 bis 13 Hertz
4. Beta-1: 13 bis 20 Hertz
5. Beta-2: 20 bis 40 Hertz

Hinsichtlich der Amplitude gilt, je höher die Welle ist, umso wahrscheinlicher ist, dass die Verdrängung versagt; 200 Mikrovolt oder mehr indizieren aktives Leiden.

Anhand des EEGs können wir auf Grundlage der Wellenkonfiguration sagen, auf welcher Bewusstseinsebene der Patient operiert.
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Wir können sehen, wie geschäftig sein Gehirn im Dienst der Verdrängung ist. Wir können sehen, ob Feelings aus dem tiefen Unbewussten ins Bewusstsein durchzubrechen drohen. Das EEG liefert uns eine Methode, um vom Eindringen von Schmerz aus einer tieferen Ebene zu erfahren.

Wenn tiefer Schmerz ins volle Bewusstsein [conscious-awareness] durchbricht, zeigt sich das durch (1.) Verlangsamung der Frequenz - gewöhnlich in den Theta-Bereich - und (2.) ein plötzliches Ansteigen der Amplitude. Das geht oft mit einem subjektiven Gefühl des Unbehagens und der Angst einher. Dies trifft insbesonders zu, wenn die Frequenz in den Delta-Bereich fällt und die Amplitude dramatisch ansteigt - ein Zeichen für Intrusion der ersten Linie. Wir können die Intrusion klinisch erkennen (es gibt mehrere Schlüsselzeichen) und können gewöhnlich anhand der EEG-Signatur beurteilen, ob es sich um die Geburt handelt oder um späteren Kindheitsschmerz. Als wir zum Beispiel eine Patientin vor einer Primärsitzung testeten, bemerkten wir, dass plötzlich Delta-Wellen auftraten. In ihrer Sitzung glitt sie schnell in ein tiefes Primal, in dem sie eine Geburtssequenz wiedererlebte. Diese Sequenz schien durch die hohen, langsamen Wellen, die wir anfänglich sahen, vorangekündigt zu werden. Es sind dieselben Wellen, die wir in tiefer Unbewusstheit sehen - im Tiefschlaf.

Bei einem normalen Erwachsenen im Wachzustand erwartet man keine Delta-Wellen, aber wir sehen sie bei einigen Primärpatienten. Das deutet auf zwei Möglichkeiten hin. Entweder hat das Subjekt defekte Schleusen mit Durchbrüchen von tiefem Material, welches das Abwehrsystem bedroht, was wir "Intrusion" nennen, oder er/sie ist ein erfahrener Patient mit gutem Zugang, fähig, Material der ersten Linie zu integrieren und nahe dran an tiefen frühen Empfindungen und Feelings.

Verdrängung, wie sie sich im EEG widerspiegelt

In unseren Gehirnwellen-Untersuchungen sind wir in der Lage, das Schleusensystem bei der Arbeit zu sehen. Menschen, die ein niedrig-amplitudiges EEG mit geringer Alpha-Aktivität haben und deren Frequenzen tendenziell vermischt sind, scheinen diejenigen zu sein, die von ihren Feelings abgeschnitten sind. Wir nennen es ein "flaches" EEG, und es ist kein gutes Zeichen für die Prognose des Patienten. Flache EEGs weisen ein bisschen etwas von nahezu jeder Frequenz auf, wobei nichts vorherrscht. Der Patient ist "auf Null gesetzt". Das ist ein Zeichen globaler Verdrängung, bei der der Patient weitgehend
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"in seinem Kopf" lebt und sich mit Symbolen und Abstraktionen beschäftigt. Es ist ein fragmentierter, von Feelings abgetrennter Zustand. Ein flaches EEG sieht man niemals in der Säuglingszeit oder frühen Kindheit. Es bedarf der Reifung des frontalen Kortex und seiner repressiven Fähigkeiten, um dorthin zu gelangen.

Ein solcher Mensch befindet sich unterhalb der Primal-Zone. Depression setzt ein, wenn die Verdrängung nachlässt, aber es besteht noch immer kein Zugang zu Feelings. Er fühlt dann die Wirkung der Verdrängung, ohne von dem Schmerz zu wissen, der sie erzeugt.

Eine verdrängte Person ohne offene Angst hat ein Ruhe-EEG mit einer Amplitude von 20-40 Mikrovolts und einer Frequenz von 11-15 Hertz. Ein weniger verdrängendes Individuum, das eindeutig unter Angst steht, hat vielleicht eine höhere Spannung, vielleicht 50-150 Mikrovolts bei 10-13 Hertz. Hier versagt die Schleusung. Leute, die aktiv leiden, können oft ein EEG von 200 Mikrovolt oder mehr haben; ihre Schleusen brechen zusammen. Defekte Schleusung tritt auf, wenn das Schleusensystem von zu viel eingeprägtem Schmerz überwältigt worden ist und nicht mehr angemessen funktioniert. Die Schleusen sind wie Dämme, die die Primärenergie zurückhalten. Wenn jede Schleuse auf tieferer Ebene nachgibt, bewegt sich die Energie zu höheren Ebenen, trifft schließlich auf den Kortex und überwältigt ihn und seine Schleusen der dritten Linie möglicherweise.

Gehirnwellenamplitude und -frequenz und die Vitalfunktionen steigen zusammen an, wenn das Abwehrsystem wankt. Alle Werte, einschließlich der Körpertemperatur, gehen mit tiefem Schmerz nach oben, da der Körper gegen die Bewusstwerdung kämpft. Ängstliche Patienten, die zu uns zuerst mit defekten Schleusen kommen, weisen oft hochamplitudige Alpha- und Beta-Wellen auf. Eine Art zu erkennen, dass Angst weitgehend von einem Trauma der ersten Linie stammt, ist, dass die Amplitude sehr hoch ist, wo die Schleusen defekt sind und zulassen, dass ein sehr frühes hochbelastetes Trauma aufsteigt.

Geschwächte Schleusung kann aus vielen Gründen eintreten. Gegenwärtige Ereignisse - der Verlust eines Lebensgefährten, ein schwerer Autounfall, geschäftliches Scheitern - können alten Schmerz verschlimmern. Oder jemand nimmt Drogen wie Marijuana, LSD, Ekstasy oder Speed, die alle die Schleusen angreifen. Die Kombination von Impulsen, die mit ernsthaft verschlimmerten Kindheitsschmerz durchbricht, kann tödlich sein. Was wir
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in diesen Fällen zuerst im EEG sehen, ist ziemlich viel Alpha und dann ein Abfall in den Theta/Gefühls-Bereich mit ansteigender Amplitude. Zusammen mit anderen Indices kann dies den Patienten auf Suizid-Überwachung setzen.

Wenn das Geburtstrauma der ersten Linie bei jemandem, der auch eine schreckliche Kindheit hatte, außergewöhnlich stark ist, kann der kombinierte Belastungswert dieser Traumen die Schleusen erschüttern. In diesem Fall könnten wir Delta bei einem neuen gestörten Patienten sehen, was bedeutet, dass ein sehr frühes Trauma ungehindert seinen Weg ins Bewusstsein der dritten Linie genommen hat. Manchmal sehen wir, dass solche Patienten in ihren ersten drei Therapiewochen in Geburtssequenzen gehen, die fetale Position annehmen, grunzen und sich zusammenziehen, was wir beinahe nie bei gut strukturierten Patienten sehen. Die Karten und das klinische Beweismaterial indizieren die Notwendigkeit, den Patient sofort auf Medikation zu setzen. Sie sagen uns, welche Traumen im Augenblick zu meiden sind, zumal wir nicht wollen, dass der Patient noch weiter überwältigt wird. Wir wollen im Gegenteil sicher stellen, dass viele Monate lang geringere Schmerzen gefühlt und integriert werden, um die Schleusen zu stärken.

Wir können unser Gehirnwellenmuster als Hilfe benutzen, um zu beurteilen, welche Art von Medikation, falls überhaupt, angewandt werden sollte, um die Bewusstseinsebenen auseinanderzuhalten, sodass jede Ebene ohne Intrusion einer anderen Ebene gefühlt werden kann. Zum Beispiel weisen präpsychotische Zustände und Borderline- Persönlichkeiten sehr viel Intrusion von Beginn der Therapie an auf.

Wenn die Intrusion sehr stark ist, kann es sein, dass der Patient bereit ist, Schmerz der ersten Linie fühlen. Das kann Blocker der zweiten Linie wie Prozac oder Valium erforderlich machen. Wir haben Amplituden von über 300 Mikrovolt im Ruhe-EEG von einigen unserer Patienten gesehen. Ein Patient mit diesen Werten konnte eine Handvoll Valium schlucken und spürte nur geringe Wirkung. Das Ausmaß zugrunde liegender neuronaler Aktivität war so stark, dass es Herkuleanischer Drogenmengen bedurfte, um das Gehirn zu beruhigen. Bei schwerer Neurose, wenn die schmerztötenden repressiven Substanzen im Gehirn vermindert sind, kann man enorme Mengen von Tranquilizern einnehmen, ohne unbewusst zu werden. Wenn Beta-Frequenzen klar in Erscheinung treten und die Person sich nicht konzentrieren kann, von Impulsen verwirrt wird, die
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ins Bewusstsein drängen, und eine kurze Aufmerksamkeitsspanne hat, müssen wir Medikamente der dritten Linie wie Dilatin und Ritalin anwenden, um die neuronale Übertragung zu normalisieren. Diese Drogen können die dritte Linie aktivieren, sodass sie besser verdrängen kann.

Wenn unbewusste Feelings in einer Primal-Sitzung nahen, nimmt die EEG-Frequenz ab und die Wellen werden langsamer und haben eine höhere Amplitude. Ist man erst in ein Feeling eingeschlossen, normalisieren sich Frequenz, Amplitude und Temperatur. Wenn Schmerz wiedererlebt wird, kann die Spannung des Patienten auf 10-20 Mikrovolt und 7-10 Hertz fallen; das Schleusensystem arbeitet jetzt wieder effektiv. Die Medikamente, die Primärpatienten benutzen, sind nicht dafür bestimmt, sie ruhig zu stellen. Sie werden verwendet, um ihnen in die Primal- oder Feeling-Zone zu verhelfen, wo verknüpfte Feelings stattfinden können. Ein Blutdruck von 220 und ein Puls von 130 mit Beta-2 - Gehirnwellen bedeutet, dass der Patient über der Primal-Zone ist. Medikation setzt die Werte herab, so dass die Person mit der richtigen Hilfe Feelings erfahren kann.

Gehirnwellen-Signatur

Ein Depressiver, den wir kürzlich sahen, hatte eine Amplitude von mehr als 230 Mikrovolt, etwa das Fünffache des normalen Levels. Seine Frequenz lag bei etwa 7 Hertz, mit nahezu konstanter Migräne. Weil er nicht fühlen konnte, entwickelte er Symptome. Nichtsdestotrotz zeigten die langsamen hohen Wellen die Möglichkeit des Zugangs zu Feelings an; sie bedeuteten, dass sich Gefühle zum vollen Bewusstsein der obersten Ebene bewegten. Das war umso offensichtlicher, als wir beobachteten, dass seine Frequenzen oft in den Theta-Bereich fielen. Demnach war er mit frühen Feelings befasst, und das Gehirn tat sein Bestes, um zu verdrängen. Feelings machten sich aus ihren verborgenen Höhlen auf den Weg, waren aber nicht stark genug, um gefühlt und verknüpft zu werden. Er hatte eine "agitierte" Depression.

Wenn sich die Amplitude nach oben bewegt, während die Frequenz im Alpha-Bandbereich bleibt, gibt es wenig oder keinen möglichen Zugang zu Feelings, und das Subjekt berichtet vielleicht von Depression. Das tendiert dazu, meine Auffassung zu bekräftigen, dass Depression nicht mehr als tiefe Verdrängung ist. Es gibt einen anderen Faktor, den man sich anschauen muss, und
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das ist die Synchronisation des Gehirns. Wenn das Gehirn fokussiert ist, tendiert es zur Synchronisation, wobei alle Teile in enger Harmonie arbeiten. Es tendiert dazu, die Amplitude als Summe der elektrischen Potentiale von jedem Neuron aufzubauen. Ein desynchronisiertes EEG kann Disharmonie bedeuten, wobei verschiedene Bereiche des Gehirns ihr eigene Sache machen, und eine geringere Amplitude, weil alle Neuronen des Gehirns nicht mehr synchron feuern.

Leute mit einem ruhelosen Geist und schneller Beta-Aktivität sind gewöhnlich die obsessiven Typen. In ihren Köpfen herrscht ein ständiger Gedankenflug. Der Schmerz kommt hoch, die tieferen Schleusen haben nachgegeben, und die Schleuse der dritten Linie wirkt nur eingeschränkt. Das Bewusstsein fabriziert dann eifrig Sorgen, Rituale und Obsessionen, um mit der emporschlagenden Welle fertig zu werden. Sorgen absorbieren einen Teil der Energie oder fokussieren sie wenigstens. Beta bedeutet in der Regel, dass die Verdrängung versagt, sodass das Bewusstsein von unten geflutet wird und wie wild nach Gedanken sucht, um Abhilfe zu schaffen. Das Ergebnis ist eine Explosion von Aktivität. Schmerzkiller, die auf tieferen Strukturen des Gehirns arbeiten, können Obsessionen erleichtern, und das liefert uns Aussagen darüber, was sie antreibt. Wenn wir tiefsitzenden Schmerz wegnehmen, beruhigt sich der Kortex auf höherer Ebene, und das zeigt, wie tiefe unbewusste Einprägungen den Geist aktivieren.

Es scheint, dass Leute, die viele halluzinogene Drogen genommen haben, die Schleusensysteme auf Dauer geschädigt haben. Einige dieser Menschen können ohne Schlaftabletten nicht mehr schlafen, weil ihre Energie die ganze Zeit am Aufsteigen ist. Somit können Drogen wie LSD eine Person über die Primal-Zone hinaustreiben. Was in diesem Fall oft geschieht, ist ein Sprung in eine Endlosschleife mystischer Auffassungen und "weit hergeholter" Vorstellungen wie UFOs oder Pyramiden-Power. Jede Vorstellung wird Teil der Abwehr und muss unreal und fern der gegenwärtigen Realität sein. Wenn die Schleusen schwächer werden, weicht die Besessenheit ernsterer "Geisteskrankheit" wie Paranoia. Wenn dann die Schleusen weiter nachgeben, flüchtet das Gehirn in pure bizarre Ideenbildung. Wenn die Schleusung auf der ersten Linie defekt ist, werden zwangsweise die Schleusen der zweiten Linie herangezogen. Nachts kann das lange, gewundene, symbolische Träume bedeuten. Wenn die Schleusen der zweiten Linie defekt sind, wird mit Sicherheit der Kortex
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einbezogen und fängt an, die Amplitude für die Abwehr aufzubauen, und das übersetzt sich vielleicht in Grübelei und Zwangsgedanken.

Die Amplitude geht beinahe nie so hoch, als wenn Geburtstraumen involviert sind. Bei diesen Traumen geht es ausnahmslos um Leben und Tod. Es ist eine Schlüsselmöglichkeit für uns zu erkennen, dass das Geburtstrauma real ist und dass es einen Belastungswert hat, der höher ist als beinahe jedes andere Lebensereignis; Inzest ist das einzige Äquivalent. Bei Präpsychotikern sehen wir eine eigenartige Mischung von Frequenzen der Theta- und Beta-Art und ein Absinken der Amplitude, was bedeutet, dass die kortikale Abwehr auseinandergesprengt worden ist. Das Gehirn gerät auf die Gefühlsebene und benutzt dann den Kortex, um vor ihr davonzurasen. Die Tatsache, dass wir signifikante Gefühlsfrequenzen mit einem Zusammenbruch der Amplitude beobachten, sagt uns, dass der Patient in Gefahr ist und medikamentös behandelt werden sollte, um den Schleusungsprozess zu unterstützen. Diese Art Patient kann keine starke Abwehr aufbauen; LSD oder erschütternde Lebensumstände haben das Abwehrsystem buchstäblich zerschlagen. Deshalb glaube ich, dass die halluzinogenen Drogen die gefährlichsten Drogen von allen sind und lebenslange schädliche Auswirkungen haben.

Impulsive sind solche mit hoher Amplitude, die ein exaktes Maß für den Primärdruck ist, der von unten ins kortikale Bewusstsein vorstößt, und deshalb auch dafür, unter wieviel Druck die Person steht. Das ist ein präziser Zustand, zumal Urschmerzen und ihre Energie buchstäblich elektrische Impulse sind. Visuell sieht es genauso aus, als wenn man ein Handtuch über eine Faust legt und sie abrupt hebt. Die Form des Handtuchs sieht wie unser Graph aus; genau so, als würde das Feeling nach oben stoßen und die Amplitude immer höher treiben. Wenn es in einem Primal zur Verknüpfung kommt, steigt die EEG-Frequenz in der Regel leicht an, während die Amplitude verringert ist. Es ist eine von vielen Möglichkeiten zu erfahren, ob ein Feeling verknüpft und integriert worden ist. Wenn Gefühle im Aufsteigen sind und die Amplitude ansteigt, hat die Person keine andere Wahl, als die Feelings zu fühlen oder ein Symptom zu entwickeln, das von einer Wahnvorstellung bis zu einer Migräne reichen kann. Und wenn die Amplitude steigt, tut das System alles in seiner Macht Stehende, um abzuwehren und zu verdrängen. Es geschieht am Ende dieses Prozesses, wenn die Endorphin-Vorräte im Kampf, den Schmerz zu unterdrücken, aufgebraucht worden sind, dass Migränen, Wahnideen oder dissoziative Symptome (ein Gefühl, von sich selbst distanziert zu sein) auftreten können.

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Gehirnwellen und Sex

Sexuelle Erregung setzt ein hohes Niveau emotionaler Reaktivität in Gang und löst deshalb das gleiche ursprüngliche emotionale Niveau des prototypischenTraumas aus. Das Gehirn kann dann eine Wellenform buchstäblich wiedererschaffen, die mit dem Primärereignis identisch ist. Wie uns der Neurophysiologe E. Roy John in seinen Mechanisms of Memory erinnert, wird während der Erinnerung "eine Oszillation mit einer charakteristischen Wellenform" produziert.

Einer unserer Therapeuten nahm an unserer EEG-Forschung teil. Wir interessierten uns für seine Symptome in Bezug auf seine EEG-Muster. Früher litt er immer unter heftigen Migränen, sobald er sexuell erregt war. Er erklärte sich freiwillig bereit zu masturbieren, während er ans EEG angeschlossen war. Als seine sexuelle Erregung zunahm, wurden seine Gehirnwellen schneller, und die Wellen-Amplitude stieg. Aber dann geschah etwas Merkwürdiges. Als seine sexuelle Erregung den Gipfelpunkt erreichte, fanden wir in seinem rechten Temporallappen immer langsamere Frequenzen; schließlich waren sie im Delta-Bereich, und die Amplitude kletterte auf Spitzenwerte von über 300 Mikrovolt. Diese großen langsamen Wellen sind für ein Neugeborenes eigentümlich. Sie geschehen auf der tiefsten Bewusstseinsebene, und wir finden sie nur bei Menschen, die Geburtsprimals erleben. Er begann, kurzatmig zu werden, ähnlich wie bei den Anoxie-Feelings, mit denen er von den Geburtsprimals her vertraut war. Das Ergebnis: eine schreckliche Migräne, die dem Orgasmus folgte.

Schauen wir uns an, was geschehen ist. Zuerst beschleunigte die sexuelle Erregung seine Gehirnwellen, bis ein gewisser Grad an Intensität erreicht war, dann verlangsamten sie sich - einem alten Überlebensmechanismus folgend - , als er auf die erste Linie hinabstieg. In einem scheinbaren Widerspruch zeigte er Tiefschlaf-Gehirnmuster, während er sexuell stimuliert war. Er war dabei, die erste Linie zusammen mit ihrer anoxischen Einprägung auszugraben. Die Erinnerung des Sauerstoffmangels bei der Geburt kam hoch, und mit ihr die Migräne. Die Erinnerung der Anoxie produzierte die Anoxie und dasS ymptom. Anstatt das Erlebnis zu genießen,

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Wenn das Niveau sexueller Erregung dem des Geburtstraumas nahekommt, wird es vom Gehirn als Gefahr interpretiert und hat eine entsprechende Reaktion zur Folge. Nebenbei bemerkt ist das Absinken der Frequenz im rechten Temporalbereich auf 3 Hertz während des Aufbaus sexueller Erregung ein ziemlich erstaunliches Ergebnis, weil man unter Stimulierungsbedingungen erwarten würde, dass das Gehirn schneller wird. Die Antwort scheint zu sein, dass er im Griff eines alten Gehirns mit langen, tiefen, langsamen Wellen war, solchen Wellen, die einen glauben lassen würde, er schlafe tief und fest. Es bestätigt meine Theorie, dass man für konvulsiven Schmerz der ersten Linie eine gleichermaßen konvulsive Freisetzung braucht, und Sex entspricht dieser Anforderung.

Ich sah neulich einen Patienten, der klagte, dass er in der Hitze der Leidenschaft "absterbe". Er erlebte wieder, wie er unmittelbar vor der Geburt so schwer anästhetisiert wurde, dass er buchstäblich beinahe gestorben wäre. Der Aktivierungsgrad beim Sex löste die ursprüngliche Leblosigkeit aus, die schließlich durch Fühlen aufgelöst wurde. Wir maßen die Auflösung, die sich in seinem ganzen System durch veränderte Vitalfunktionen artikulierte. Während der Sitzung fiel seine Körperkerntemperatur auf 95 Grad [Fahrenheit; entspricht 35,28 ° C] (ein extrem niedriger Wert), und auch seine anderen Vitalfunktionen fielen radikal. Obgleich die Instrumente eine schwere physische Störung anzeigten, fuhr er in Wirklichkeit in der Sitzung vom ursprünglichen Trauma herunter, genau wie er es beim Sex tat. Nach diesen Primals hatte er ganz andere Gehirnwellen-Muster.

Echtzeitstudien des Gehirns in Primärsitzungen

In Dänemark wird gerade Computer-Software vollendet, die uns gestattet, das Gehirn während einer Sitzung zu messen. Vorher konnten wir das nicht machen, weil jede Muskelbewegung (als Artefakt bekannt) das Ablesen der Gehirnwellen beeinträchtigte und uns falsche Informationen lieferte. Jetzt fangen wir gerade an, das Muskelartefakt zu unterdrücken und genaue Messwerte zu erhalten. Wir beginnen gerade eine Pilotstudie, in der wir Patienten in Sitzungen anschließen, während wir von einer Videokamera im Therapieraum überwacht werden.
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Die Software liefert uns ein geteiltes Computerbild, das auf einer Seite des Bildschirms acht Kanäle von Gehirnwellen-Signalen darstellt und auf der anderen Seite drei farbige Gehirnkarten, die die Einteilung des Gehirns in Alpha-, Beta- und Theta-Aktivität zeigen. Wir erhalten vier bis sechzehn Gehirnkarten pro Sekunde in Echtzeit. Im Anschluss an die Sitzung werden die EEG-Daten und das Video abgespielt und untersucht, um das Verhalten in einer Sitzung mit den EEG-Aufzeichnungen zu korrelieren.

Die Echtzeit-Gehirnkartierung gibt uns mehr Einsicht in die Beziehungen zwischen Gehirnwellen-Muster und Bewusstseins-Zuständen. Wir werden auch mehr über Gehirnwellen-Muster und die verschiedenen Bewusstseinsebenen erfahren. Auf diese Weise können wir es sehen, wenn ein Patient einem Feeling nahe oder weit davon entfernt ist, wenn er ängstlich oder deprimiert ist, und wie es auf unseren Karten aussieht. Wir werden mehr Kenntnisse über die Charakteristika der Abwehr haben. Wir wollen wissen, wo der Schmerz ist, was im Gehirn geschieht, wenn er aufgelöst wird, und wohin der Schmerz geht. Wir wollen Normen aufstellen, wie eine auflösende Sitzung aussehen sollte, und sehen, wie sich Abreaktion als Gehirnwellen-Muster darbietet, sodass wir diesen Irrweg in der Primärtherapie vermeiden können. Schließlich werden wir die Gehirnkorrelate bestimmter psychologischer Zustände sehen und zusätzliche Daten haben, die unsere Hypothesen bestätigen. Dadurch können wir, wenn ein Patient sagt, es gehe ihm gut, zur Bestätigung unsere Gehirndaten überprüfen. Es ist ein äußerst nützliches Werkzeug in unserer Therapie.

Unsere vorläufigen Daten weisen darauf hin, dass der Patient anfänglich (schnelle) Beta-Aktivität im Temporallappen zeigen wird, was Widerstand gegen aufkommende Feelings bedeutet. Wenn der Druck der Feelings zunimmt, erhöhen sich Alpha- und (gefühlsbezogene) Theta- Amplituden tendenziell in bestimmten Arealen. Eine Verdoppelung oder Verdreifachung der Alpha-Amplitude wird oft in den hinteren (posterior) Bereichen des Gehirns beobachtet, begleitet vom Ansteigen der Thata- und Beta-Amplituden. Einige fortgeschrittene Patienten können mühelos in ein Feeling gleiten, und laut Dr. Hoffman, unserem Forscher, können ihre Amplituden 200-300 Mikrovolts erreichen, wenn sie sich hochgeladenem Schmerz nähern; dies geht mit sehr langsamen Wellen zwischen Theta- und Delta-Frequenzen. Anders ausgedrückt, wenn der Patient auf tiefere Bewusstseinsebenen abtaucht, wo Schmerz von hoher Valenz residiert,
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Kann die Amplitude enorm hochschießen. Unsere Erfahrung ist, dass die Amplitude in Übereinstimmung mit dem Aufsteigen von Feelings ins volle Bewusstsein steigt. Echtzeitkarten zeigen auf lebendige Weise die intensive Thata- Aktivität, die in genau dem Moment hochschießt, wenn der Patient in einer Sitzung in ein Feeling gefallen ist. Dieses Muster wiederholt sich immer wieder und bestätigt unsere Annahmen. Somit kündigen langsame Gehirnwellen aufsteigende Feelings an, während uns die Amplitude sagt, wie nahe sie dem Bewusstsein sind. In einer auflösenden Sitzung, in der Feelings integriert werden, weichen die langsamen Wellen vermehrter Alpha-Aktivität, die in der Regel Integration anzeigt. Ein fähiger Therapeut hat jetzt ein weiteres Werkzeug, um den Primärprozess zu kontrollieren und zu verstehen. Wir können jetzt eine beginnende Angstattacke sehen und können aufgrund unserer Instrumente sagen, dass der Patient umso ängstlicher ist, je näher ein Feeling dem Bewusstsein ist, und das artikuliert sich durch eine charakteristische Gehirnwellen-Signatur.

Wir haben auch eine zweijährige Nachfolgestudie an vierzehn unserer Patienten abgeschlossen. Alpha-Aktivität verstärkt sich überall im vorderen Teil des Gehirns und bewegt sich dorthin. Nach zwei Jahren gibt es im frontalen Areal höhere Alpha-Frequenzen, was vielleicht bessere Integration und Gefühlskontrolle bedeutet.

Karten des inneren Universums

Wir hoffen durch unsere Gehirnkarten immer mehr darüber herauszufinden, was sich auf den verschieden Bewusstseinsebenen befindet und welche Techniken am meisten auf jeder Ebene helfen. Der Gedanke ist beängstigend, dass wir die Aktivität einer Bewusstseinsebene messen, die Hunderte Millionen Jahre zurückdatiert, und sehen, wie Ereignisse auf dieser Ebene die Gehirnfunktion und das gegenwärtige Verhalten beeinflussen.

Ich betrachte die EEG-Reaktionen als Teil der Vitalfunktionsgruppe. Wenn die EEG-Frequenz fällt und der Blutdruck und der Herzschlag sinkt, sehen wir allmählich Zeichen für Normalität. Zu oft hält sich der Patient bei anderen psychotherapeutischen Methoden oder bei Meditation selbst für normal, wenngleich alle physiologischen Messungen ihn Lügen strafen. Es ist von Bedeutung, was der Patient über sich selbst denkt, aber es ist auch sehr wichtig, was sein Körper sagt. So
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sehen wir, wenn die Amplitude steigt, charakteristische Veränderungen bei der Körpertemperatur und beim Blutdruck. Manchmal kompensiert der Blutdruck das Ansteigen der Amplitude; manchmal arbeiten sie in eine Richtung zusammen. Wenn alle Vitalfunktionen in Harmonie funktionieren und in einer Sitzung zusammen steigen und fallen, ist es ein Zeichen für ein integriertes Feeling.

Im Lauf der Jahre sehen wir in der Primärtherapie weniger geschäftige Gehirne, ein Absinken der EEG-Spitzenfrequenz. Gestützt auf früheren an meinen Patienten vorgenommenen Gehirnwellen-Studien stellen wir auch ein harmonischeres Gehirn fest, in dem die Kraft gleichmäßiger zwischen der rechten und der linken Hemisphäre und zwischen dem frontalen und hinteren Teil des Gehirns verteilt ist, wie sich durch die frühere Arbeit Dr. Erik Hoffmans und durch die Studie des UCLA Brain Research Institute klar herausstellte.

Wer auch immer gesagt hat, dass wir nur 10 Prozent unseres Gehirns nutzen, hat sich arg geirrt; wir benutzen viel zu viel unseres Gehirns im Dienst der Verdrängung. Wenn sich der Schmerz und die Verdrängung vermindert, wenden wir viel weniger Gehirnkraft auf. Das postprimäre Gehirn ist ein ruhigeres, fokussierteres Gehirn. Wir sehen es an unseren Patienten, die nach der Primärtherapie von längeren Konzentrationsspannen, weniger Ablenkbarkeit und klareren Gedankenprozessen berichten.

Psychisches Verhalten hat sein materielles Gegenstück im Gehirn. Psychische Prozesse können nicht auf einfache Gehirnfunktion reduziert werden, aber sie können auch nicht davon getrennt werden. Das war bis jetzt ein großes Problem auf dem Feld der Psychotherapie: psychische Phänomene für sich ohne Bezug auf neurophysiologische Prozesse als Maß für Krankheit oder Fortschritt zu beurteilen. Die Psychologie hat die dritte Linie gemessen und wenigstens die Hälfte des menschlichen Wesens übersehen. Wenn jemand auf allen drei Bewusstseinsebenen glatt funktioniert, kann er die Welt objektiv wahrnehmen; das heißt, er hat subjektiv genug Schmerz gefühlt, sodass er ihm nicht länger unterworfen ist. Alle drei Ebenen tragen zu unserem gesamten Erleben bei. Wenn jemand mit allen seinen Ebenen verknüpft ist, ist sein Erleben tiefer, sei es Sex, Freude oder Traurigkeit. Gehirnkarten informieren uns darüber, wie gut jemand mit sich selbst verknüpft ist.

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Primärtherapie ist die erste Psychotherapie, die dauerhafte Veränderungen im Gehirn des Patienten zeigt. Im Gegensatz zu Meditation, Biofeedback und Gesprächstherapien ist Primärtherapie von Dauer, einfach weil sie die Einprägung attackiert. Es ist klar, dass man eingeprägte Erinnerung auf Dauer nicht durch zeitweilige konventionelle Methoden besiegen kann; das käme dem Versuch gleich, jemandes Physiologie auszulöschen.