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Kapitel 3
Er
wusste es nicht, aber er reagierte auf Ereignisse, die vor langer Zeit geschehen
waren. Aufgehalten werden bedeutete ursprünglich den Tod; er wäre gestorben, hätte
er bei der Geburt nicht heraus gekonnt. Er musste sich seinen Weg hinaus
erzwingen, und wenn er später mit Hindernissen konfrontiert war, wurde er übertrieben
aggressiv. Er kämpfte bei der Geburt, und später kämpfte er gegen Eltern, die
ihm nie seinen Willen ließen. Seine einzige Problemlösung war vorwärtsstürmen,
und er wusste nie, wann er nachzugeben hatte.
Einem
anderer Patienten widerfuhren in der kritischen Periode und bei der Geburt ganz
andere Schlüsselereignisse, die seine Persönlichkeit formten. Seine Mutter war
während der Geburt schwer anästhetisiert. Das Betäubungsmittel drang in sein
System ein und nahm ihm den Sauerstoff. Um zu überleben, musste er Energie
sparen und durfte nicht zu viel Sauerstoff verbrauchen. Mit anderen Worten, um
ihn zu retten, verlangsamte sich sein System zu einem passiven Wartezustand,
einer Physiologie der Niederlage und Verzweiflung, weil er absolut nichts ändern
konnte an dem, was geschah. Das verschlimmerte sich später durch die Art, wie
seine Eltern ihn in der Kindheit behandelten, die nie zuließen, dass er seine
Gefühle ausdrückte oder protestierte. Es hatte keinen Zweck, bei der Geburt zu
kämpfen und später hatte es keinen Sinn, mit seinen Eltern um irgendwas zu
streiten, was sie nur noch zurückweisender und kälter gemacht hätte.
In
beiden Fällen wurde er von äußeren Kräften beherrscht, über die er keine
Kontrolle hatte, und er hatte keine andere Wahl als nachzugeben und aufzugeben.
Passivität war die angemessene und tatsächlich lebensrettende Reaktion. Von da
an gab er auf, wenn er auch nur auf geringen Widerstand stieß, genau so, wie er
ursprünglich und dann später mit seinen Eltern aufgegeben hatte. Tatsächlich
wechselte er immer wieder in einen „Niederlagenmodus,“ wie er es von Beginn
an getan hatte; erst später wurde das als Depression bezeichnet.
Beide
Patienten sind Opfer gewisser Ereignisse, wie es viele von uns sind. Frühe
Erfahrungen in den entscheidenden ersten drei Lebensjahren formen weitgehend
unsere Persönlichkeit und unsere Gesundheit. Die Katholische Kirche sagte
immer: „Gebt mir ein Kind bis 6 Jahre, und es wird für immer ein Katholik
sein.“ Es stellt sich heraus, dass sie nicht mehr als die ersten drei Jahre
brauchen. Das ist fast schon das Ende der kritischen Periode, in der wir so
ziemlich das werden, was wir den Rest unseres Lebens sein werden. Genau hier
werden wir entweder optimistisch oder pessimistisch, konzentriert/zerstreut,
aktiv/bedächtig, wagend/aufgebend, nach außen/innen orientiert, Hindernisse
bewältigend/von Hindernissen überwältigt, vorwärts/rückwärts schauend,
zielorientiert oder umhertappend, aggressiv oder passiv. Weil wir in diesen
entscheidenden Jahren größtenteils fühlende Geschöpfe sind, die ohne die
kognitiven Kräfte auskommen müssen, die erst später kommen, wird das Selbst
im Wesentlichen durch Kette und Schuss präverbaler und nichtverbaler Prozesse
geformt. Darüber hinaus nehmen die Krankheiten, die uns befallen werden, hier
ihren Anfang.
Die
Konzeption der Prägung/Einprägung ist seit mehreren Jahrzehnten zentraler
Punkt meiner Arbeit. Wenn ein frühes Trauma in der kritischen
Entwicklungsperiode schwerwiegend ist, wird es zu einer Einprägung, zu einem
Dauerzustand. Die Leidenskomponente – der Teil, der nicht integriert werden
kann, weil es zu viel ist, als dass das System es ertragen könnte – wird
abgetrennt und gespeichert. Das ist die Einprägung, und sie entwickelt in
unserem Nervensystem ein Eigenleben. Sie wir zu einer fremden Kraft, nicht
wirklich ein Teil von uns, isoliert und dennoch nach Zugangswegen ins
Bewusstsein suchend. Bei Depression gibt es einen chronischen Leidenszustand,
weil der Mensch vages globales Leiden nicht in spezifischen eingeprägten
Schmerz übersetzen kann. Also ist es diese fremde Kraft, die unsere Gedanken
und unser Verhalten formt. Einige Leute nehmen tatsächlich „fremde Kräfte“
(Außerirdische) in der Welt wahr, die nichts weiter als ihr eigener nach außen
projizierter Schrecken sind.
Die
traumatische Einprägung geschieht meistens aus zwei entscheidenden Gründen.
Der erste ist eine schwierige Geburt; der zweite ist das Fehlen einer
liebevollen Beziehung zwischen zwei Menschen – zwischen Mutter und Kind. Wenn
ihre Beziehung nicht im Einklang ist, sind die Voraussetzungen für eine
nachteilige Einprägung geschaffen.
Es
gibt viele Möglichkeiten, das Gefühl einzuprägen, dass man nicht geliebt
wird. Zum Beispiel kann es in der Situation, wenn man sich gleich nach der
Geburt nicht um das Kind kümmert, wenn es nicht zärtlich gehalten wird, zu
folgender Einprägung kommen: „Ich sterbe, wenn sie mich nicht liebt.“ Jahre
später geht eine Freundin, und der junge Mann taumelt in eine tiefe Depression.
Warum? Sie hat die Einprägung aus der Zeit unmittelbar nach der Geburt ausgelöst:
„Ich sterbe, wenn sie mich nicht liebt.“ Wenn er keine Ahnung hat, was nicht
stimmt, wird er ausagieren und vielleicht versuchen, sich selbst oder ihr Gewalt
anzutun; er kann nur glauben, es sei wegen ihr. Allein nicht zu kommen, wenn ein Kind ruft, vermittelt die Botschaft, dass es unwichtig ist, dass sich niemand sorgt. Wenn man ein Baby Stunde um Stunde ausschreien lässt, führt das schließlich ein Gefühl der Niederlage herbei: „Was hat das für einen Sinn? Ich kann nicht mehr.“ Dieses Gefühl kann die bereits bestehende Tendenz zu Resignation und Verzweiflung, die vom Geburtstrauma herrührt, weiter verschlimmern. Jede neue Erfahrung baut auf Einprägungen und formt die Persönlichkeit.
Unsere
Erinnerungen haben uns jeden Tag im Griff, und unser Verhalten als Erwachsene
ist das Analogon der Einprägung. Sie findet sich in unserer Haltung, unserem
Gesichtsausdruck und Gang. Die Physiologie des Pessimismus ist das unterste
Glied einer ganzen Gefühlskette, die letzlich zu Depression führt. Wir können
uns besiegt und hilflos fühlen, lange bevor wir Worte dafür haben. Viele
meiner Patienten berichten, dass aus diesem Niederlagen-Gefühl heraus in der
Schule aufgaben. Oder sie gaben den Versuch auf, im Leben einen Partner zu
finden, wenn sie auf das kleinste Hindernis stießen. Viele unserer
Entscheidungen im Leben werden innerhalb der Grenzen solcher Paradigmen
getroffen.
Wenn
das verzweifelte Bedürfnis eines Menschen nach seiner Mutter in den ersten
Monaten nach der Geburt vereitelt wurde, versäumt er vielleicht als Erwachsener
jede Chance auf Liebe, weil er noch immer in dem Bedürfnis nach Mutter
feststeckt. Keine Frau kann ihm das Gefühl von Befriedigung geben, weil die
Einprägung darin besteht, sich „unbefriedigt“ zu fühlen. Er wird Frau um
Frau ausprobieren, ohne jemals zufrieden zu sein; immer glaubt er, dass eine
andere Frau die ideale für ihn sei.
Das
Fehlen einer liebevollen Mutter hat tiefen Einfluss auf das kleine Mädchen, das
Jahre später als Erwachsene erkennen muss, dass sie nicht die Milch hat, die
sie für ihr eigenes Baby braucht. Das kommt daher, dass ein niedrigerer Spiegel
des Hormons Oxytozin aus ihrer Kleinkindzeit die Fähigkeit der jetzt
erwachsenen Mutter schwer beeinträchtigt hat, ihr eigenes Kind zu lieben und
Milch zu produzieren. Es ist keine Willenssache, die eine Mutter bewegt,
vorzeitig an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren und ihr Kind zu vernachlässigen.
Sie wird von demselben Liebesmangel getrieben, an dem ihr Baby leiden wird. In
der Arbeit von S.D. Pollak, der in rumänischen und russischen Instituten
Untersuchungen anstellte, stellte sich heraus, dass Kinder, die in Waisenhäusern
aufwuchsen, dauerhafte Änderungen der Blutchemie aufweisen. Sie haben einen
signifikant niedrigeren Oxytozin-Spiegel. Wir müssen nicht in Waisenhäusern
aufwachsen, um ungeliebt zu sein und einen niedrigeren Spiegel dieses Hormons zu
haben. Ein Patient sagte mir, er sei ein Waise mit Eltern. Er wurde nie geliebt.
In seinem Erwachsenenleben wurde er von Lustlosigkeit, Verzweiflung und
Depression gequält. Diese frühe emotionale Deprivation verfolgte ihn sein
ganzes Leben. Wenn wir verstehen, dass Oxytozin entscheidend für menschliche
Bindung ist, können wir sehen, wie uns ein frühes Trauma neurochemisch verändert.
Entscheidend ist, das Pollak herausfand, dass diese Kinder das Hormon in gewöhnlichen
sozialen Situationen nicht produzieren konnten, während diejenigen es konnten,
die von früh auf geliebt worden waren. Die depravierten Kinder konnten auf
Bindungssituationen nicht normal reagieren. Kurz gesagt erzeugt alles, was mit
uns in der Kindheit und vorher geschieht, lebenslange Änderungen in unserem
System und unserer Persönlichkeit. Also müssen wir uns ganz klar unser frühes
Leben anschauen, wenn wir etwas wie Depression verstehen wollen. Wenn ein
depraviertes Kind keine emotionale Unterstützung hat, baut sich lebenslange
Furcht auf. Damit einher geht ein erhöhter Spiegel des Stresshormons Kortisol.
Solche Spiegel können in unserem Leben schon einsetzen, bevor wir Worte haben,
um unsere Gefühle zu beschreiben.
Es
ist so schwer zu glauben, dass das alles von den ersten Wochen und Monaten des
Lebens herrührt. Wir gehorchen einfach diesen Erinnerungen und spulen sie ab,
als hätten wir freien Willen, als träfen wir bewusste Entscheidungen. Leider
ist es sklavischer Gehorsam gegenüber unsichtbaren und unbekannten Primärkräften.
Unser Erwachsenenleben ist größtenteils nur eine Rationalisierung für die
Einprägung. Wir können mit ihr reden, ihr Einsichten verleihen, aber sie ist
taub für unsere Worte.
Das
Gehirn hat optimale Vorräte eines Hormons, das als Serotonin bekannt ist, um
mit widrigen Gefühlen fertig zu werden, und es hat eine optimale Menge eines
anderen Hormons –Dopamin – um den Körper zu entspannen und auf ein normales
Aktivierungs-Niveau zu bringen; diese Hormone erzeugen ein umfassendes Wohlgefühl.
Das Gefühl „Mir geht’s gut“ reflektiert ein System in Harmonie oder aber
ein sehr irregeführtes System, das glaubt sich gut zu fühlen. Ich habe nie
einen ausgeglichenen Menschen gesehen, der über Selbstachtung geredet hätte,
mit der sich so viele kognitive Methoden tagtäglich befassen. Es gibt keine
Persönlichkeitsspaltung, bei der das eine Selbst über ein anderes nachdenkt. ______ Stash Ich
kam sehr schwach und erschöpft zur Welt und musste mich von einer unglaublich
traumatischen Erfahrung erholen, bei der ich fast mein Leben verlor; als ich
gerade dabei war, tatsächlich mein Leben zu verlieren, bewahrte man mich vor
dem Sterben. Die Medikamente, die man meiner Mutter gegeben hatte, waren durch
ihr System hindurch in meines eingedrungen und versuchten mich umzubringen;
genauso empfand ich es, dass etwas versuchte mich umzubringen.
Dann
nach dieser Zerreißprobe verstand keiner was; niemand wusste, dass Babys solche
Dinge fühlen, dass Babys exponentiell mehr fühlen als Erwachsene sich auch nur
vorstellen oder sich entsinnen können. Niemand hatte eine Ahnung wie viel Trost
und Pflege ich als Ergebnis dieser traumatischen Einführung ins Leben außerhalb
des Mutterleibs brauchte. Für sie war es meine Mutter, die durch das Ereignis
traumatisiert worden war, nicht ich. So bestand sogar unmittelbar nach der
Geburt und nach diesem fürchterlichen Erlebnis, gegen das ich mich nicht schützen
konnte (Babys haben keine Abwehr oder Filter, um sich wie Erwachsene
vor einem Trauma zu schützen), die Erwartung, dass ich das perfekte Baby
sein würde, dann ein perfektes Kind, und so fort. Ich war unglaublich müde und
schwach und traumatisiert. Ich brauchte Ruhe und eine Menge Pflege, nicht aber,
dass ich irgendwelchen Erwartungen gerecht wurde; und warum überhaupt sollte
man Erwartungen von jemandem haben, der so neu auf der Welt ist? Es übersteigt
meinen Horizont, aber in der Regel ist es so. Ich
habe mich immer in die Vergangenheit zurückgezogen. Die Vergangenheit scheint
mir immer, als sei sie besser für mich als die Gegenwart. Ich erinnerte mich,
wie ich wahrscheinlich ein Jahr alt war oder weniger und in einem Raum lag, der,
wie ich glaube, das Apartment meiner Eltern war. Alles, woran ich mich erinnere,
ist, dass ich allein war, in einer Krippe; der Raum war abgedunkelt, aber draußen
war es sonnig und warm, Vorhänge wehten leicht von einem großen offenen
Fenster oder einer Verandatür. Der wichtige Teil ist, dass ich allein war und
mich sehr, sehr allein fühlte. Ich hatte dieses melancholische Feeling, das der
Unterbau aller meiner Gefühle in meinem ganzen Leben ist, ein Sehnen nach der
Vergangenheit. Stellen Sie sich vor, sich nach der Vergangenheit sehnen im Alter
von weniger als einem Jahr! Für mich ist es Gefühl, nach Hause zu wollen; zurückgehen
an einen Ort, an dem ich mich okay fühle.
Das war der Anfang meiner Depression, und von da an wurde sie nur noch stärker. Ich glaube, wonach ich mich
sehnte, war, zurück
im Mutterleib
zu sein, wo alles ganz war und reine Zuwendung und – was am wichtigsten ist
– wo ich nie allein war. Ich weiß, dass es dennoch nicht ideal dort war, weil
meine Mutter Alkoholikerin war und rauchte, aber verglichen mit der völligen
Einsamkeit, die ich zu der Zeit fühlte, war es ein viel besserer Ort. Alles, was ich je wollte, war, so zu sein, wie meine Eltern mich haben wollten, besonders mein Vater. Ich wollte all das sein, was sie von mir wollten, und noch mehr. Die Wahrheit ist, alles, was ich je wollte, war, meinen Eltern zu gefallen, trotz meines Benehmens, als ich älter und rebellisch und zornig wurde. Nach der Geburt war ich schwach und erschöpft von den Drogen und von dem Erlebnis der Todesnähe. Ich wurde wiederholt geschlagen und in abwechselnd heißes und kaltes Wasser getaucht, um mich nach dem Kaiserschnitt wiederzubeleben, den man machte, um mich vor dem Tod durch medizinisch eingeführte Drogen zu bewahren.
Ich hatte nie eine Pause; ich hatte nie Gelegenheit, zu genesen und mich zu erholen; man erwartete, dass ich ein normales Baby sei, ein exzellentes Baby. Ich weiß, das mag sich sonderbar anhören für Leute, die keine Primärtherapie gemacht haben, aber ich fühle das. Und dieser Faden zog sich durch mein ganzes Leben. Das vorherrschende Thema in meinem Leben, das sich auf unzählige Weise ständig wiederholt, ist, dass ich immer leugnen muss, mich schwach zu fühlen, und dass ich Stärke vorgebe. Schwäche ist für mich unglaublich bedrohlich; ich fürchte immer, die Leute könnten sie in mir sehen und mich deshalb ablehnen. Ich kann mich nie in sie ergeben; ich habe unermessliche Energien aufgewendet, um sie ständig in Schach zu halten. Ich konnte ihr nur gelegentlich nachgeben, konnte sie aber nie herrschen lassen, weil das ein Loch ist, aus dem ich nie wieder herauskrabbeln könnte; für mich ist sie der Tod. Ich hatte immer das Gefühl, das etwas mit mir nicht stimmte. In doppeltem Sinne, indem etwas Wahres daran ist, und ebenso, indem ich einfach nicht in der Lage war, die Erwartungen meiner Familie zu erfüllen. Ich glaube, Menschen (und Tiere, was das betrifft) haben fest verankerte Erwartungen in unsere Gene. Eine davon ist, durch den Geburtskanal auf die Welt zu kommen und den Vorgang zu erleben, sowohl Mutter als auch Kind. Wenn das nicht so abläuft, wie es sollte, fühlt sich etwas nicht richtig an und wird sich nie richtig anfühlen, bis man es auflöst und erlebt. So hatte ich immer das Gefühl, das etwas mit mir nicht stimmte, weil es wirklich so war; ich wurde nicht so geboren , wie es hätte sein sollen, und fühlte mich nicht so, wie ich mich hätte fühlen sollen. Tatsache war, dass es ziemlich schief lief, und ich fühlte sogar, dass ich nicht hätte geboren werden sollen, dass ich hätte sterben sollen. Irgendwas zu tun war für mich immer doppelt so schwer wie für andere, die kein solches Trauma hatten. Ich musste nicht nur ebenso gut oder besser als andere sein, sondern ich musste gleichzeitig dieses überwältigende Gefühl von Müdigkeit und Schwäche verdrängen. Man erwartete, dass ich in allen Dingen überragend sei. Weder meine Eltern noch jemand anderer verstanden, dass ich mein Leben mit einem riesigen Defizit begonnen hatte und deshalb Hilfe brauchte. So erwartete man von mir, überall zu glänzen, und es gab für sie keinen Grund, warum ich es nicht sollte. Schließlich hatte ich in ihren Augen keine Behinderung. Und wenn ich mich nicht hervortat, meinte ich also, etwas stimme mit mir nicht, ein doppelter „Hammer.“ Und wenn doch, nun, dann wurde es einfach so erwartet. Keiner hatte eine Ahnung, dass es von mir doppelt so viel Energie, Herzschmerz und Anstrengung erforderte wie von den meisten Leuten. So habe ich mein ganzes Leben damit verbracht, dieses unglaublich bedrohliche Gefühl zu bekämpfen, da ich fühlte/dachte, dass etwas mit mir nicht stimmt, dass ich minderwertig sei, etc. Auch der kleinste Fehler war riesig, indem er diese Wurmbüchse öffnen würde. Dennoch versuchte mein System immer Normalität zu erreichen, indem es zu dieser Erfahrung zurückging, um dieses Gefühl zu fühlen und aufzulösen. Und hier habe ich gedacht, ich bin ein Verlierer, ein Versager, nicht wert, dass man ihn kennt oder dass er zugegen ist, einer, der keine Talente, Fähigkeiten hat, grundsätzlich wertlos ist und einer, dessen man sich schämt, und ich fragte mich, warum jemand mich mögen sollte oder mein Freund sein wollte. Immer wollte ich einfach die Gelegenheit haben, mir eine Pause zu nehmen, Luft zu holen, ein bisschen zu rasten..... und immer wollte ich die Chance haben, nochmal neu anzufangen und es dieses Mal richtig zu machen.
Ich hatte Drogen- und Alkoholexzesse. Kokain war der Favorit wegen der Energie, Omnipotenz und Betäubung, die es mir gab. Ich stürzte dann auf diesen Partys ab, brachte die Realität mit dem Katergefühl im Inneren in Einklang und erholte mich dann, bevor ich den Kreis von vorne begann. Das ist genau so, wie meine Geburt verlief, Drogen und alles. Irgendwie schaffte ich es, in dieser Zeit mein eigenes Geschäft zu betreiben und ebenso, mich fast jeden Tag im Fitness-Studio herauszuarbeiten, in einer Band zu spielen und eine Menge Frauen zu treffen.
Ich
bin also erschöpft. Das ist das Wesen der Depression. Es ist das Gefühl des ursprünglichen ‚hochkarätigen’ Traumas, das
ins Bewusstsein kriecht, zusammen mit dem gewaltigen Maß an Verdrängung, das
ständig erforderlich ist, um dieses katastrophale Gefühl unbewusst zu halten.
Man muss sich schwer abtöten, um zu verhindern, dass
die Gefühlserfahrung des Traumas die Macht ergreift. Es gibt
jedoch einen Preis dafür, der im Abtöten allen Erlebens besteht, und in einer
tiefen Schwermut, die ein Sehnen danach ist, wie die Dinge sein sollten. Wir
sind alle mit dieser festverdrahteten Erwartung in uns geschaffen. Komisch, wir
wissen, wie wir uns fühlen und wie wir sein sollten, und wenn es nicht
geschieht, gibt’s Melancholie; denn das Leben ist nicht ganz so, wie es
unseres Wissens sein sollte. _________ Hilda
Meine
Mutter und mein Vater wuchsen in den 1940ern auf. Meine Mutter wurde als
Oberklassen-Katholikin erzogen, wie sie selbst sagte, mit völliger
Selbstversagung und völliger Hingabe an andere. Mein Vater wurde als Protestant
erzogen, und eine Tracht Prügel war die gängige Strafe in seiner Familie. Sie
heirateten in den 1960ern, und sie prallten aufeinander. Mein Vater schlug meine
Mutter, die sich nicht wehrte, bis ihre Knochen brachen. Wir waren sechs Kinder
mit einem, das noch kommen sollte, und wir hatten vor unserem Vater Angst bis
zum Tag, als ich 5
war, als mein Vater
mit meiner Mutter stritt. Ich schubste meine ältere Schwester, die sich dabei
verletzte; sie rief nach meinem Vater, der es dieses Mal nicht an meiner Mutter
ausließ sondern an mir. Er schlug mich, bis er müde wurde. Mutter verteidigte
mich nicht; niemand konnte mich vor ihm beschützen. Ich fing an, die Rolle des
Familiendeppen zu spielen; obwohl ich schon Geschichten lesen konnte, gab ich
vor, dass ich nichts verstand, und zog mich stattdessen nach innen zurück, weil
ich begriff, dass mein Vater verrückt war und mich töten konnte und dass meine
Mutter mich nicht beschützen würde. Auch verließ meine Mutter monatelang das
Haus, so dass wir sie nicht zu Gesicht bekamen. Ich wurde zu einem wandelnden
Zombie, und ich war deprimiert.
Ich
war deprimiert, als ich zu meiner Primärtherapie-Sitzung ging, und verstand
nicht, warum, aber ich wusste, dass ich unter großem Schmerz stand. Während
der Sitzung, als ich redete, sagte ich „Ich fühle mich so schlecht“ und
begann, mich in eine Fötalstellung zu begeben. Ich drängte mich etwas voran, hörte
dann eine Zeit lang auf, und so fort, bis sich mein Körper so weit überhitzte,
dass ich es nicht aushalten konnte. Ich versuchte mich zu bewegen, aber mein
Kopf hämmerte, weil ich Höllenqualen litt. Ich würgte. Mein Mund öffnete
sich immer wieder weit und wollte schreien, aber es kam kein Ton heraus. Mir war
übel, und ich konnte mich nicht bewegen und fühlte totale Verzweiflung, weil
mein Körper das nicht länger ertragen konnte. Mehr als zwanzig Minuten lang
hatte ich das Gefühl, langsam zu sterben. Dann bekam ich Kraft von einem
unbekannten Ort und drängte mit großer Macht vorwärts. Aber ich scheiterte,
und zehn Minuten später passierte dasselbe. Ich fiel in eine Leere. Mein Magen
zerrte. Ich hatte Panik, als ich würgte und immer wieder hochhustete, und
schließlich war ich geboren. Dieses Erlebnis ähnelt meiner Depression, bei der ich nicht funktionieren kann. Ich kann gar nichts tun. Meine Gedanken sind düster, nahezu suizidal, obwohl ich nie versucht hatte mich umzubringen. Bis ich 5 war, war ich ein Kind, das glücklich war, wenn die Dinge in Ordnung waren, die erste, die lachte und die bis zu jenem Tag immer auf Vaters Schoß kletterte. Obwohl ich diese Geburt hatte, konnte dennoch alles in Ordnung sein mit mir bis zu jenem Tag mit meinem Vater, als er anfing, mich zu schlagen, und das Gefühl der Hilflosigkeit meiner Geburt verstärkte. Danach war ich ständig deprimiert.
Ende des Kapitels
Buchübersetzung: Bücher von A. Janov
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